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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fernwaffen; Feroce; Feroleholz; Ferolia; Feronia; Ferozepur; Ferozität; Ferrai; Ferraillieren

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Fernwaffen - Ferraillieren.

dungsanlagen zwischen Berlin u. Potsdam, Berlin u. Magdeburg, Bremen u. Bremerhaven, Köln u. Bonn, Frankfurt a. M. und Mannheim, Leipzig und Dresden, Leipzig und Chemnitz und sind zwischen Berlin einerseits und Halle, Leipzig, Dresden und Breslau anderseits in der Ausführung begriffen. Auch in andern Ländern hat man begonnen, den direkten Fernsprechverkehr zwischen den Einwohnern verschiedener Städte anzubahnen; doch bietet die Telephonie auf größere Entfernungen immer noch erhebliche technische Schwierigkeiten. Laufen nämlich mehrere Fernsprechleitungen nebeneinander her, so hört man unter anderm durch Induktionswirkung in der einen Leitung, was in der andern gesprochen wird; ebenso machen sich die Ströme benachbarter Telegraphenleitungen durch Erzeugung eines knackenden Geräusches in den Telephonen bemerkbar. Diesem Übelstand hat man auf verschiedene Weise abzuhelfen gesucht. Man hat die Empfangsapparate unempfindlicher, die gebenden Apparate kräftiger gemacht, wodurch der Einfluß der störenden Nebengeräusche abgeschwächt wird; man hat Vorrichtungen angebracht, welche die auftretenden Induktionsströme durch solche von entgegengesetzter Richtung aufheben; man hat endlich die Störungsursachen, die plötzlichen Änderungen im Wachsen und Abnehmen der Ströme in den benachbarten Leitungen durch Einschaltung von Kondensatoren oder elektromagnetischen Widerständen zu beseitigen versucht. In letzterer Richtung ist besonders van Rysselberghe in Brüssel erfolgreich gewesen, dem 1884 die gleichzeitige Benutzung einer und derselben Leitung zum Sprechen und zur Morse-Telegraphie gelang. Unter Benutzung seines Verfahrens sind in Belgien mehrere Fernsprechnetze verschiedener Städte untereinander in Verbindung gebracht, ohne daß es nötig gewesen wäre, besondere Leitungen für diesen Betrieb herzustellen. Auch die Reichs-Telegraphenverwaltung steht im Begriff, ausgedehnte Versuche mit dem Rysselbergheschen Verfahren anzustellen.

Die Fernsprechleitungen werden innerhalb der Städte in der Regel über die Dächer geführt. Als Stützpunkte dienen Stangen aus gewalzten schmiedeeisernen Röhren, die mit Querträgern aus Flacheisen versehen sind, auf denen 2-24 Isolatoren befestigt werden; man rechnet dabei in der Regel auf je 4 nebeneinander stehende Isolatoren eine Stange. Die Leitungen bestehen aus 2,2 mm starkem verzinkten Gußstahldraht. Da zur Befestigung der Rohrständer meist bewohnte Gebäude benutzt werden müssen, so hat man außer dem in jedem Apparatgehäuse vorhandenen Blitzableiter auf freier Strecke zahlreiche Blitzableitungsseile an den eisernen Stangen und metallische Verbindung der letztern untereinander durch besondere Blitzleitungen angebracht. Dem Übelstand des Tönens der Leitungen wird durch Dämpfervorrichtungen an den Befestigungspunkten und passende Regulierung der Drahtspannung vorgebeugt. In der letzten Zeit sind vielfach Kabelleitungen für Fernsprechzwecke zur Anwendung gelangt und teils an den Stützpunkten der oberirdischen Fernsprechlinien aufgehängt (Luftkabel), teils in Röhren unter dem Straßenpflaster eingezogen oder unmittelbar in die Erde gelegt worden. Vgl. Grawinkel, Lehrbuch der Telephone und Mikrophonie (2. Aufl., Berl. 1884); Wietlisbach, Technik des Fernsprechwesens (Wien 1886); Meili, Das Telephonrecht (Leipz. 1885).

Fernwaffen, Waffen zum Fernkampf: die Wurfmaschinen, Bogen, Armbrust und die Feuerwaffen.

Feroce (ital., spr. ferohtsche), musikal. Vortragsbezeichnung: wild, stürmisch, ungestüm.

Feroleholz, s. Atlasholz.

Ferolia Aubl., Gattung aus der Familie der Rosaceen, mit der einzigen Art F. guianensis Aubl. einem Baum in Guayana und auf den Antillen, mit 12-15 m hohem Stamm, sehr kurz gestielten, elliptisch zugespitzten, ganzrandigen, unten weißlichen Blättern und rundlichen, grünlichen Früchten mit beinhartem, höckerigem, zweisamigem Kern. Das harte, schwere, gelb und rot gefleckte Holz (Atlasholz) macht einen bedeutenden Handelsartikel Guayanas aus und dient zu Möbeln und Marketeriearbeiten.

Feronia Corr., Gattung aus der Familie der Rutaceen, mit der einzigen Art F. elephantum Corr. (Elefantenapfelbaum), einem großen Baum in Indien, Ceylon, Birma, mit hartem, schwerem, aber nicht dauerhaftem Holz, gefiederten Blättern, schönen weißen Blütentrauben und vielsamigen, apfelähnlichen Früchten mit harter, rauher, holziger Rinde und nußartigem Fleisch. Die Blätter riechen anisartig, und das Fruchtfleisch ist genießbar; beide werden medizinisch angewandt. Aus dem verwundeten Stamm fließt ein Gummi, welches in unregelmäßigen, großen Klumpen als Feroniagummi oder echtes ostindisches Gummi in den Handel kommt. Es ist durchsichtig, topasfarbig, stark glänzend, bisweilen etwas trübe, gelb bis braun und nur fettglänzend bis matt. Es löst sich leicht und vollständig in Wasser, klebt stark, wird wie arabisches Gummi, welches viel teurer ist, benutzt und ist diesem für Wasserfarben vorzuziehen.

Feronia, eine altitalische Göttin, angeblich sabinischen Ursprungs, dem Jupiter Anxur oder dem Apollo Soranus beigesellt, daher auch Juno F. genannt. Da sie die Blumenliebende heißt und mit Proserpina zusammengestellt wird, so hat man in ihr wohl eine Frühlings- und Erdgöttin zu sehen. An ihrem Fest zu Trebula Mutuesca im Sabinischen wurden ihr Blumen und Erstlingsfrüchte dargebracht; dabei fand eine Messe statt, die zu den besuchtesten von ganz Italien gehörte. Andre berühmte Heiligtümer der Göttin waren zu Terracina, am Fuß des Bergs Soracte und in Präneste. Sie war auch Schutzgöttin der Freigelassenen. Nach pränestinischer Sage hatte sie ihrem Sohn Herilus drei Seelen gegeben, so daß er dreimal von Evander getötet werden mußte.

Ferozepur (spr. firus'pur), Stadt, s. Firuzpur.

Ferozität (lat.), Wildheit, Roheit, Grausamkeit.

Ferrai, Eugenio, ital. Philolog, geb. 22. Febr. 1832 zu Arezzo, besuchte das Liceo Poliziano in Montepulciano, darauf die Universität zu Pisa und 1850-53 die dortige Normalschule, wurde 1859 Professor der griechischen Sprache am Lyceum zu Florenz, begab sich 1856 zu weitern Studien nach Turin, wurde 1859 Professor der griechischen Litteratur an der Universität zu Siena, trat 1865 unter dem Unterrichtsminister Berti in dessen Ministerium, um an der Reorganisation der klassischen Studien in Italien teilzunehmen, machte nach dem Sturz desselben 1866 eine Studienreise nach Deutschland und wurde nach seiner Rückkehr Professor der griechischen Litteratur und Archäologie an der Universität zu Padua. F. veröffentlichte eine Bearbeitung von Otfr. Müllers "Geschichte der griechischen Litteratur" (Flor. 1858-59, 2 Bde.), eine Übersetzung des Platon (Padua 1873-82, Bd. 1-4), Ausgaben von Sophokles' "Philoktet" (Prato 1865) und Xenophons "Memorabilien" (das. 1863-65).

Ferraillieren (franz., spr. ferraji-), mit dem Degen rasseln; Händel suchen, heftig streiten; Ferrailleur (spr. -rajör), Raufer, Raufbold.