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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fine - Fingerrechnen.

Fine (ital.), Ende, findet sich vielfach am Schluß eines Tonstückes, besonders aber bei Werken mit einem Da capo, zur Bezeichnung der Stelle, bis zu welcher die Repetition reicht, d. h. also zur Bezeichnung des Endes inmitten der Notierung.

Finelli, Carlo, ital. Bildhauer, geb. 4. April 1782 zu Carrara, Schüler der Akademie daselbst, gewann in Mailand einen Preis für ein Relief: die Musen mit Minerva und Merkur, am Monument Alfieris. In Rom wurde er Mitglied der Akademie von San Luca. Für den Quirinal schuf er den Triumphzug Trajans in Relief (Gegenstück zu Thorwaldsens Alexanderzug daselbst), für die Kirche Gran Madre di Dio in Turin das Leben der heiligen Jungfrau in Relief. Schöne Gruppen von ihm sind ferner: Amor und Psyche; Amor mit einem Schmetterling, Symbol der Seele; Venus, der Muschel entsteigend; die drei Horen; der Erzengel Michael, den Teufel besiegend, im Arsenal von Turin. Erstarb 6. April 1853 in Carrara. Sein Stil hat den antikisierend-akademischen Charakter der Nachfolger Canovas.

Fines-herbes (franz., spr. fihn-sérb', "feine Kräuter"), in der Kochkunst eine Mischung von Estragon, Petersilie, Kerbel, Schnittlauch oder Schalotten, etwas Basilikum und Champignons, fein geschnitten und in Butter geschwitzt.

Finesse (franz.), Feinheit, Schlauheit.

Fingal (Finnghal, gäl. Flonn-ghal), ein ursprünglich irischer Held des 3. Jahrh. n. Chr., der Sohn Cumhals und Vater Ossians, war Fürst der Fianu, eines privilegierten Kriegerkorps in Irland, und bildete den Mittelpunkt eines ausgedehnten Sagenkreises, der später nach Schottland hinüberdrang und sich daselbst lokalisierte. F. ist der Titelheld einer der epischen Dichtungen Ossians, in welcher er als König von Selma oder Morwen (Morbheinn, "großer Berg") an der Nordwestküste Schottlands auftritt. Manche Lokalitäten (Ruinen und Höhlen) führen noch seinen Namen. Auch als Barde erscheint er. Vgl. Ossian.

Fingalshöhle, berühmte Grotte an der Südwestküste der Hebrideninsel Staffa, eine der größten und schönsten Naturmerkwürdigkeiten Europas, dem Innern eines großen Münsters vergleichbar. Der Boden der 113 m langen Höhle ist vom Meer ausgefüllt, das hier am Eingang 5 m und am Ende halb so viel Tiefe hat. Die Wände bestehen aus Reihen von prächtigen, meist sechseckigen und 17 m hohen Basaltpfeilern, die wie nach den Gesetzen der Perspektive regelmäßig abzunehmen scheinen und ein gewaltiges, 76 m langes Gewölbe tragen, das aus obern Säulenenden besteht, deren Schäfte ohne Zweifel vom Meer weggerissen worden sind. Die Breite der Grotte beträgt am Eingang 16,5, am innern Ende 6 m, die Höhe beim Eingang 36, im Hintergrund dagegen nur 21 m. Die Basaltpfeiler, die dicht gedrängt das mächtige Portal der Grotte bilden, die mit Säulen bekleidete, von einer Säulendecke überwölbte Halle, die das Meer zum wogenden Estrich hat, dazu das wundervolle Farbenspiel der lichtgrünen Flut, des Rosenrots der zarten Seegewächse, mit denen das vom Meer bespülte Gestein bewachsen ist, und des dunkeln Brauns der Säulenschäfte: alles zusammengenommen gewährt einen unvergleichlichen Anblick. Banks war der erste, welcher 1772 in die Grotte mit einem Boot eindrang. Die im Innern herabträufelnde Feuchtigkeit und die sanft eindringenden Wogen verursachen bei völliger Ruhe des Meers ein eigentümliches, überaus melodisches Getön, bei Sturm und hoher See aber ein Geräusch, das Meilen im Umkreis sich hörbar macht. Nach der Sage der Bergschotten und Hebridier wurde die F. von Riesen dem durch die Lieder Ossians berühmten Helden Fingal als Palast erbaut, daher der Name.

Finger, s. Hand.

Fingerähre, Blütenstand einiger Gräser (s. d.).

Fingerentzündung (Fingerwurm, Umlauf, Panaritium), eine durch ihre große Schmerzhaftigkeit ausgezeichnete Zellgewebsentzündung, welche in der Regel das Nagelglied des Fingers ausschließlich oder doch vorzugsweise betrifft, sich aber auch über den ganzen Finger bis in den Handteller hinein ausbreiten kann und in leichtern Fällen nur die äußere Haut und das unter dieser liegende fettreiche Zellgewebe, in schweren Fällen auch das Nagelbett, die Sehnenscheide, ja selbst die Knochenhaut des Fingers ergreift und mit Absterben der Fingerknochen endigen kann. Die oberflächliche, leichtere und weniger schmerzhafte F. beginnt mit Schwellung, Rötung und sehr empfindlichem Klopfen im Finger; ist das Nagelbett ergriffen, so bricht der Eiter in der Regel von unten durch; der Nagel aber wird in seinem Wachstum beeinträchtigt, der alte Nagel abgestoßen und ein neuer gebildet, der langsam auf dem Nagelbett vorrückt. Die tiefere Entzündung entsteht nur an der Seite, welche dem Handteller entspricht, kann aber nach der Rückenseite fortschreiten. Der Verlauf ist immer schnell, der Schmerz sehr groß; fast immer kommt es zur Eiterbildung, oft auch zu brandigem Absterben einzelner Gewebsteile. Die Ursache der F. liegt in der Aufnahme von Eiterkokken (Streptococcus und Staphylococcus pyogenes) in eine wunde Stelle am Finger, die heftigen Erscheinungen, namentlich die Schmerzen, sind dadurch bedingt, daß die entzündete und gespannte Haut die tiefer gelegenen Teile gleichsam einschnürt und den Blutkreislauf in denselben im höchsten Grad hindert. In der Fingerspitze empfindet der Kranke wie der tastende Finger des Arztes starkes Pulsieren der dort gelegenen kleinen Arterien, die heftigsten Schmerzen strahlen oft über die Hand bis zum Oberarm hin aus. Die oberflächliche F. nimmt meist einen guten Ausgang, bei der tief greifenden F. aber treten oft sehr bedenkliche Erscheinungen auf wegen der Weiterverbreitung der Entzündung längs der Sehnenscheiden, und weil sich zuweilen eine Lymphgefäßentzündung hinzugesellt, welche bis zur Achselgrube fortschreiten kann. Fehlerhafte Behandlung kann Brand des Fingers und der Hand und den Tod nach sich ziehen. Bei der ersten Form ist auch die Behandlung einfach. Warme Grützbreiumschläge und warme Handbäder sind meist hinreichend. Der abgestorbene Nagel muß zeitig abgetragen werden. Sehr zu empfehlen sind zum Schutz des seines Nagels beraubten Fingergliedes die sogen. Gummifinger, die gleichwie Handschuhfinger aber einen feuchten Verband übergezogen werden. Die tiefern Entzündungen erfordern vor allem Entfernung eines etwa eingedrungenen fremden Körpers, Einschnitte zur Entleerung des Eiters und zur Entspannung der Haut, worauf die Wunden nach allgemeinen Regeln mit antiseptischen Mitteln behandelt und verbunden werden. Vgl. Rosenbach, Untersuchungen über die Beziehungen kleinster lebender Wesen zu den Wundinfektionskrankheiten des Menschen (Wiesbad. 1885).

Fingerhut, Pflanzengattung, s. v. w. Digitalis.

Fingerhutblau, s. Berliner Blau.

Fingerkrampf, s. Schreibkrampf.

Fingerkraut, Pflanzengattung, s. Potentilla.

Fingerrechnen, s. Daktylologie.