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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Finow; Finsbury; Finsch; Finschhafen; Finspång; Finsteraarhorn

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Finow - Finsteraarhorn.

und F. der volksärmste Teil der skandinavischen Halbinsel ist. (Über die physische Beschaffenheit s. Norwegen.) Die Vegetation und der Ackerbau Finnmarkens sind gering. Die Gerste gedeiht noch bis Alten (70°) und sogar in einer Meereshöhe von 580 bis 650 m; auch Kartoffeln und Rüben kommen hier noch fort. Die Birke findet sich bis Hammerfest (70° 25'), die Fichte nur bis Talvig (70°). Die Hauptnahrungsquellen bieten Fischerei und Renntierzucht. Die Bewohner sind größtenteils Lappen (s. Lappland). Das Amt zerfällt in zwei Vogteien: West-F. mit der Hauptstadt Hammerfest, und Ost-F. mit Vardöhuus (Varruk), dem nördlichsten festen Platz Europas, auf der Insel Vardö (s. d.). Sitz des Stiftamtmanns und des Bischofs ist Tromsö. S. Karte "Schweden und Norwegen".

Finow, Fluß in der preuß. Provinz Brandenburg, entspringt bei Biesenthal im Kreis Oberbarnim, durchfließt den Liepe-Oderberger See und mündet in die (Alte) Oder. Der untere Teil des Laufs ist kanalisiert worden und bildet mit der Fortsetzung bis zur Havel bei Liebenwalde den Finowkanal, der einseitig zur Oder abfällt, 70 km Länge, 1,3 m Tiefe und 17 Schleusen hat und mittels der Alten Oder bei Hohensathen in die Neue Oder geht. Der Kanal, 1744-46 angelegt, nachdem der frühere Bau von 1603 verschüttet worden war, ist für die Wasserverbindung zwischen Berlin und Stettin von der größten Wichtigkeit und deshalb mehrmals erweitert worden. Auch bezieht Berlin durch denselben einen großen Teil seiner Hölzer aus den östlichen Provinzen, selbst aus Polen und Galizien, von denen die starken Stämme vorzugsweise an seinen Ufern in großen Dampfsägemühlen geschnitten werden. Auf der Nordseite empfängt der Kanal aus dem Werbelliner See den 11 km langen Werbelliner Kanal.

Finsbury (spr. finnsberi), Stadtteil von London, nördlich bei der City, mit (1881) 7463 Einw., als Wahlbezirk jedoch bis Islington im N. und längs Holborn weit nach W. reichend, mit (1881) 198,148 Einw.

Finsch, Otto, Zoolog und Reisender, geb. 8. Aug. 1839 zu Warmbrunn als der Sohn des verdienstvollen Glasmalers Moritz F., der schon Ende der 20er Jahre Tüchtiges auf diesem Gebiet leistete und die Glasmalerei zuerst auf Hohlglas übertrug, war für den Kaufmannsstand bestimmt, gab denselben aber auf, als sich ihm Gelegenheit zu einer naturwissenschaftlichen Reise nach Ungarn bot, die er später nach der Türkei ausdehnte. Er durchforschte den Kleinen Balkan, war eine Zeitlang Hauslehrer in Rustschuk, kehrte nach mehr als dreijähriger Abwesenheit zurück, ward 1861 Assistent am königlich niederländischen Reichsmuseum für Naturgeschichte zu Leiden und bildete sich hier zu einem hervorragenden Spezialkenner der höhern Klassen der Wirbeltiere aus. Nachdem er 1864 die Leitung des naturhistorisch-ethnologischen Museums in Bremen übernommen, bereiste er Deutschland, England, Italien, Frankreich und Skandinavien sowie 1872 die Vereinigten Staaten und erwarb sich besonders als Ornitholog Ruf durch seine "Monographie der Papageien" (Leid. 1867-1869, 2 Bde.) und die mit Hartlaub publizierten Werke: "Ornithologie Zentral-Polynesiens" (Halle 1867); "Die Vögel Ostafrikas" (Leipz. 1870). Auch schrieb er: "Neuguinea und seine Bewohner" (Brem. 1865) und redigierte den wissenschaftlichen Teil des Expeditionswerks des Vereins für die deutsche Nordpolfahrt zu Bremen, in dessen Auftrag er 1876 mit Brehm und Graf Waldburg-Zeil eine Forschungsreise nach Westsibirien unternahm, die sich östlich bis in den chinesischen Altai, nördlich bis zur Karabai ausdehnte. Als Frucht dieser Reise schrieb er: "Die Wirbeltiere Westsibiriens" (Wien 1876) und "Reise nach Westsibirien" (Berl. 1879, 2 Bde.). Mit Unterstützung der Humboldt-Stiftung bereiste F. 1879-82 Hawai, Mikronesien, Melanesien und Neuseeland und sandte reiche Sammlungen in die Heimat. Besonders wertvoll ist seine Sammlung von Gesichtsmasken von Völkertypen der Südsee und des Malaiischen Archipels (Berl. 1884), zu deren Vervollständigung F. längere Zeit in Java verweilte. 1884 erforschte er im Auftrag der Neuguineakompanie die Nordostküste von Neuguinea, was zur Erwerbung derselben als deutsches Schutzgebiet (Kaiser Wilhelms-Land) führte (vgl. "Nachrichten aus Kaiser Wilhelms-Land und dem Bismarck-Archipel", Heft 1-4, Berl. 1885). F. veröffentlichte noch: "Über Bekleidung, Schmuck und Tättowierung der Papua auf der Südostküste von Neuguinea" (Wien 1885, mit Abbildungen).

Finschhafen, kleiner Hafen an der Nordostküste von Neuguinea, nördlich vom Huongolf, auf deutschem Gebiet; wurde 1884 von dem Reisenden O. Finsch aufgefunden und nach ihm benannt.

Finspång (spr. -pong), Ortschaft im schwed. Län Östergötland, nordwestlich bei Norrköping, durch Eisenbahn mit Pulsboda an der Linie Gotenburg-Stockholm verbunden, hat ein großes Schloß mit Bibliothek, Gemäldegalerie und Park sowie Eisenhütten und eine bedeutende Kanonengießerei.

Finsteraarhorn, mit 4275 m der höchste Berg der Berner Alpen. Der Gipfel läuft nach NW. außerordentlich spitz zu, daher der Berg an einigen Orten auch die Nadel genannt wird. Gegen NO. und SW. bietet er breite, steil abfallende Flanken dar, an denen der Schnee nur wenig haften bleibt; gegen S. endlich zeigt er sich als kahle, dunkle Felsenpyramide, weshalb er bei den Wallisern den Namen Schwarzhorn führt. Der Gipfel des Finsteraarhorns besteht nach Hugi aus Hornblendegestein, der gewaltige Körper der Pyramide selbst aber aus kristallinischem Schiefer und Gneis. Das F. bildet das von einer Menge Trabanten umstellte Haupt einer mächtigen Alpengruppe, die durch Firnlager und Eisströme (s. Aletschgletscher) zu einem der großartigsten Gebirgskomplexe, von der Gemmi bis zur Grimsel reichend, verbunden ist. Hinsichtlich der Entwickelung des vollen Hochgebirgscharakters kommt die Finsteraarhorngruppe den Walliser Alpen am nächsten, übertrifft sogar in einzelnen Richtungen Monte Rosa und Matterhorn, jede dieser Gruppen für sich genommen. Die zahlreichen Rücken und Nadeln stehen im S. und N., mehr im W. als im O. des Hauptgipfels, so die Schreckhörner (4080 m) und die Wetterhörner (3708 m), die Walliser Viescherhörner (3905 m) und das Aletschhorn (4198 m), die Grindelwalder Viescherhörner (4047 m), Mönch (4104 m), Eiger (3975 m), Jungfrau (4167 m) etc. bis zu der kleinen Nebengruppe des Altels (3634 m). Die nördliche Parallele der Blüemlisalp (3670 m) und die südliche des Bietschhorns (3953 m) zeigen noch den vollen Hochgebirgscharakter; mehr voralpenartig dagegen sind die Bergmassen, welche die Hochzone mit dem Thuner und Brienzer See verbinden, z. B. das Faulhorn (s. d.) und die südwestlich davon gelegene Schynige Platte (2072 m), beides vielbesuchte Aussichtspunkte. Den Reigen der schwierigen Besteigungen eröffneten hier die Gebrüder Meyer aus Aarau 3. Aug. 1811 mit der Jungfrau. Sofort, 16. Aug. 1812, folgte R. Meyer Sohn mit einem Versuch