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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Fischerei

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Fischerei (Schlepp-, Senk-, Wurf-, Sacknetze etc.).

holeöffnung herausgeführt sind, durch weiteres Ziehen, wozu vielfach auch Pferde angewandt werden, kreisförmig geschlossen und aufgeholt.

Den Zuggarnen schließt sich, indem es zum sackartigen Umschließen der Fische gebraucht wird, das amerikanische Beutelnetz an, welches zum Fang der in tiefem Wasser an der Oberfläche sich versammelnden Fischarten, wie Hering, Pilchard, Sardine, Makrele, mit großem Vorteil gebraucht wird. Es besteht aus einem 200-500 m langen, 30-60 m tiefen einfachen Netztuch, welches in gewöhnlicher Weise mit Flotten und Senkern versehen ist, außerdem aber an dem Untersimm eine Anzahl von Ringen trägt, durch welche eine starke, in der Mitte befestigte Schnürleine läuft. Nachdem zwei Boote das Netz ausgefahren und einen Fischschwarm damit kreisförmig umschlossen haben, wird dasselbe durch Anziehen der Schnürleine in einen halbkugeligen Sack verwandelt, aus dem die Fische mit kleinen Zuggarnen, Käschern etc. ausgeschöpft werden, bis endlich das Netz mit dem Reste derselben an Bord eines größern Fahrzeugs gehoben werden kann.

Als Schleppgeräte bezeichnet man trichterförmige Garne ohne oder mit nur kurzen Flügeln, welche, zum Fang von Plattfischen und andern in der Tiefe lebenden Arten stark beschwert, von einem oder zwei Fahrzeugen über den Grund hingeschleppt werden, in welchen ihr Untersimm mehr oder weniger einschneiden muß. Das größte und wichtigste Gezeuge dieser Art ist das Baumschleppnetz (Grundnetz, Schrobnetz, trawl, beamtrawl), welches von England aus in mehr als 3000 Exemplaren in der Nordsee gebraucht wird. Der trichterförmige Netzsack ist 15-30 m lang und 8-16 m breit; seine Eingangsöffnung wird durch einen auf zwei eisernen Bügeln, den Klauen, ruhenden Baum offen gehalten, der etwa 1 m über dem Grund liegt, und an welchem der vordere Rand des obern Netzteils befestigt ist, während der Simm des untern, viel kürzern Netzteils, dessen Enden an den Klauen befestigt sind, aus einem schweren, beim Gebrauch etwa einen Halbkreis bildenden Tau oder einer Kette besteht. An den Klauen ist ein schweres und langes Tau befestigt, an dem das Netz von einem großen Segelfahrzeug oder Dampfer über den Grund geschleift wird. Die Trawlfischerei, in neuerer Zeit auch unter Anwendung von Dampfkraft betrieben und hauptsächlich auf Platt- und Schellfische angewandt, ist zwar sehr ergiebig, durch Vernichtung des Pflanzenwuchses und zahlloser junger Plattfische aber an vielen Orten sehr schädlich. Das Gleiche gilt von der mit dem Trawl identischen holländischen und deutschen Kurre in der Nordsee, von dem auf den preußischen Haffen zum Aalfang benutzten, ganz ähnlich eingerichteten Keitelgarn und der pommerschen Zeese, welche des Baums entbehrt, und an deren Öffnung daher zwei Zugleinen befestigt sind, die entweder von zwei verschiedenen Fahrzeugen an Bord genommen, oder am vordern und hintern Ende eines querab treibenden Segelfahrzeugs befestigt werden.

Den eigentlichen Zuggarnen und Schleppgeräten schließen sich die sehr viel kleinern, nur in der Binnenfischerei gebräuchlichen Senknetze, Hamen und Käscher sowie das Wurfnetz an, insofern sie alle beim Gebrauch gezogen, geschoben oder gehoben werden.

Die Senk- oder Hebenetze sind quadratische Netztücher von 1-7 m Seite, deren Ecken an den Enden zweier gekreuzter Bügel von leichtem und elastischem Holz befestigt sind. Der Kreuzungspunkt dieser Bügel ist bei den kleinen Geräten dieser Art an einer leichten, aber festen Stange von 3-4 m, bei den größern mittels einer kurzen Leine oder Kette an einem kräftigen Baum befestigt, der, wie der Balken eines Ziehbrunnens, an dem Mast eines Kahns oder an einem am Ufer stehenden Pfahl beweglich angebracht ist. Das Senknetz wird an Orten, wo Fische sich regelmäßig in größerer Menge aufhalten, oder wo zeitweise große Schwärme geselliger Fische sich einfinden, auf den Grund gesenkt und, wenn eine Anzahl von Fischen darübersteht, gehoben. Es wird als "Lachswage" am Rhein mit gutem Erfolg zum Lachsfang, an einigen Orten zum Fang des Ukeleis und an vielen kleinern Gewässern zu dem von Barben, Döbeln, Nasen und andern Weißfischen gebraucht. Für letztern Zweck wendet man häufig besondere Mittel an, um die Fische an gewisse Stellen hinzuziehen, indem man sie durch Grundköder oder Fischbeizen anlockt. Dieselben bestehen aus gekochten Kartoffeln, Getreide, aus Kleie, Malz oder andern Stoffen gemachten Teigen, gekochtem Blut, zerhacktem Fleisch, Regenwürmern, Maden etc.

Die Hamen und Käscher sind über hölzerne Bügel oder Rahmen gespannte Netzsäcke von sehr verschiedener Form und Größe, die meistens nur zum Kleinbetrieb der Fischerei benutzt werden.

Die Wurfnetze sind kreisförmige, einfache Netztücher von 3-6 m Durchmesser, in deren Zentrum sich alle Fäden zu einer starken, mehrere Meter langen Schnur vereinigen. Der Rand des Netzes ist mit Bleiperlen beschwert. Beim Werfen, wozu besondere Geschicklichkeit erforderlich ist, breitet sich das Netz tellerförmig aus und fällt dann wegen der größern Schwere des Randes glockenförmig über die Fische. Beim Aufziehen an der im Zentrum befestigten Leine schließen sich am Grunde die Bleiperlen des Randes so dicht zusammen, daß den Fischen ein Entweichen unmöglich ist und selbst große Steine häufig vom Grund mit heraufgebracht werden.

Die Sackfischerei beruht auf der Anwendung stehender Geräte, der kleinern Fischsäcke oder Sacknetze oder der größern Bundgarne oder Garnreusen. Die Fischsäcke sind cylindrische, über eine Anzahl runder Holzbügel ausgespannte Netze, welche gewöhnlich auf der einen Seite kegelförmig zugespitzt endigen, während sich an die andre längere oder kürzere Flügel oder Streichtücher aus einfachen Netztüchern anschließen. Am ersten und mitunter auch noch an einem oder zwei folgenden Bügeln sind trichterförmige Einkehlen angebracht, welche, wie bei den bekannten Mausefallen, den Eingang gestatten, den Ausgang aber verwehren. Die Fischsäcke werden in sehr verschiedener Größe hergestellt und mitunter in mehrfacher Anzahl durch Streichtücher zu Panten verbunden. Sie werden im flachern Wasser an Pricken aufgestellt und in der See hauptsächlich zum Aalfang, im süßen Wasser für Aale, Neunaugen, Quappen, Brassen, Zander und an vielen Orten für Fische aller Art benutzt. Nach demselben Prinzip, aber in sehr viel größerm Maßstab sind die in Pommern und Schweden gebrauchten Bundgarne oder Heringsreusen, die Stake- oder Flynets in England, die Tonnaren des Mittelmeers, die Poundnets der amerikanischen Seen eingerichtet; es sind große, viereckige Kammern aus Netzwänden, gewöhnlich auch mit einem Netzboden versehen, aber ohne Decke, welche durch die hoch über das Wasser herausragenden Seitenwände entbehrlich gemacht wird. Den Eingang bilden trichterförmige Einkehlen, an welche sich meistens sehr lange Flügel oder Streichtücher anschließen. Oft sind diese Gezeuge aus mehreren Kammern