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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Francken; Franckenstein; Franckesche Stiftungen; Franc-maçon; Franco

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Francken - Franco.

sioniert, dem öffentlichen Leben fern. Im Herbst 1867 ins preußische Abgeordnetenhaus gewählt, schloß er sich mit der Mehrheit der schleswig-holsteinischen Abgeordneten dem linken Zentrum an, worüber er mit dem Herzog Friedrich zerfiel. Er starb 23. Febr. 1870 in Kiel.

Francken, niederländ. Malerfamilie, von der folgende drei Glieder am meisten bekannt geworden sind:

1) Frans F. der ältere, geboren um 1544 zu Herenthals, wurde in Antwerpen Schüler von Frans Floris, trat 1567 in die dortige Lukasgilde ein und starb 5. Okt. 1616 daselbst. Von seinen Bildern sind eine heilige Familie (im Rijksmuseum zu Amsterdam), Pharaos Untergang im Roten Meer (in der Galerie zu Braunschweig), Esther vor Ahasver (im Louvre zu Paris) und Christi Weg nach Golgatha (in der Dresdener Galerie) zu nennen.

2) Frans F. der jüngere, Sohn des vorigen, geboren im Mai 1581 zu Antwerpen, wurde Schülers eines Vaters, ging nach Italien und wurde dann 1605 in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen, wo er 6. Mai 1642 starb. Anfangs in der Weise der ältern Geister mit bunten und glänzenden Farben malend, schloß er sich später an Rubens an und strebte nach realistischer Auffassung seiner Gegenstände. Seit dem Auftreten seines Sohns (um 1631) nannte er sich auf seinen Bildern der alte F. (d'ouden F.). Seine Hauptwerke sind: die sieben Werke der Barmherzigkeit (Antwerpen, Dominikanerkirche), Triptychon der vier gekrönten Märtyrer (Antwerpener Museum), Christus am Ölberg und die Fußwaschung der Apostel (Berlin), Solon, dem Krösus seine Schätze zeigt (Brüssel), die Kreuzigung, der Hexensabbat und ein Kuriositätenkabinett (Wien, Belvedere) und ein Reitergefecht (München, Pinakothek).

3) Frans F., genannt der Rubenssche F., Sohn des vorigen, geb. 1607 zu Antwerpen, arbeitete bis 1639, wo er in die Lukasgilde eintrat, in der Werkstatt seines Vaters und starb 2. Sept. 1667. Im Glanz der Färbung schließen sich seine Bilder ganz an Rubens an. Da er sie nicht mit seinem Namen bezeichnete, sind sie schwer zu ermitteln. Auch betrieb er in den letzten Jahren seines Lebens einen Leinwandhandel. Die Liechtensteinische Galerie in Wien besitzt eine Predigt Johannes des Täufers, Augsburg einen Moses, der Wasser aus dem Felsen schlägt, und Dresden das Innere der Kathedrale von Antwerpen.

Franckenstein, Georg Arbogast, Freiherr zu, deutscher Politiker, geb. 2. Juli 1825 zu Würzburg, studierte in München die Rechte, widmete sich dann der Verwaltung seiner Güter und lebte auf Schloß Ullstadt bei Langenfeld in Mittelfranken. 1867-70 gehörte er dem Zollparlament an und zwar zu den Partikularisten. Als erbliches Mitglied des bayrischen Reichsrats trat er im Sinn der patriotischen und ultramontanen Partei auf und stimmte sowohl gegen die Teilnahme Bayerns am deutsch-französischen Krieg als gegen seinen Eintritt in das Deutsche Reich. Seit 1872 Mitglied des Reichstags für Lohr, schloß er sich der Zentrumspartei an. Als Redner im Plenum trat er selten auf, seine Hauptthätigkeit bewegte sich innerhalb der Fraktion, in welcher er anfangs Führer der Bayern war, später zum Vorstand gewählt wurde. Das Zentrum stellte ihn auch stets als seinen Kandidaten für die von den Ultramontanen beanspruchte erste Vizepräsidentenstelle auf; aber erst 24. Mai 1879, nach Stauffenbergs Rücktritt, ward er gewählt. Als Vorstand des Zentrums brachte er 20. Juni 1879 in der Tarifkommission den Franckensteinschen Antrag ein, welcher die Stellung des Zentrums zur Finanz- und Steuerreform Bismarcks bezeichnen sollte. Derselbe verlangte: 1) daß derjenige Betrag der Zölle und der Tabakssteuer, welcher die Summe von 120 Mill. in einem Jahr übersteige, den einzelnen Bundesstaaten nach Maßgabe der Bevölkerung, mit welcher sie zu den Matrikularbeiträgen herangezogen würden, zu überweisen sei; 2) daß die Abgabe von Salz und einige andre Zölle nur bis zum 1. April 1881 (Ende des militärischen Septennats) bewilligt und von da an jährlich im Reichshaushaltsetat festgesetzt werden sollten; 3) daß Garantien für Steuererleichterungen in den Einzelstaaten gegeben werden müßten. Dieser Antrag führte zu einem Kompromiß mit den Konservativen, nachdem F. Punkt 2 und 3 hatte fallen lassen und die Pauschalsumme der Zölle auf 130 Mill. erhöht worden war, und ward als § 7 des Zollgesetzes 9. Juli 1879 vom Reichstag angenommen. 1881 ward F. zum Präsidenten der bayrischen Reichsratskammer ernannt.

Franckesche Stiftungen, s. Francke 1).

Franc-maçon (franz., spr. frang-massóng), Freimaurer; Franc-maçonnerie, Freimaurerei.

Franco (ital.), frei, insbesondere bei Briefen, Paketen etc. portofrei, d. h. kostenfrei für den Empfänger, auf der Adresse derselben gewöhnlich mit fr. oder so bezeichnet; f. Kourtage, f. Provision bedeutet: ohne Anrechnung von Kourtage oder Provision (bei den betreffenden Rechnungsposten in den Büchern und auf Kontokorrenten bezeichnet mit "fco. C." oder "fco. P."); f. tout bedeutet im Bankwesen: frei von Kourtage und Provision. Franko- oder Frankierungszwang, die Verpflichtung zur Vorausbezahlung des Portos, besteht in Deutschland für Postkarten, Drucksachen, Warenproben, Postanweisungen und Postauftragsbriefe.

Franco, 1) Giovanni Battista, genannt il Semolei, ital. Maler und Radierer, geb. 1510 zu Udine, bildete sich in Rom nach Michelangelo, ohne jedoch seinen ursprünglich venezianischen Stil gänzlich aufzugeben. Er starb 1580 in Venedig. Ein vielbeschäftigter Künstler, ist er im Dekorativen am glücklichsten, namentlich in Werken kleinern Umfanges; seine größern Bilder zeigen zu sehr manieristisches Gepräge. F. hat auch eine große Zahl von Blättern radiert, von denen das Opfer Abrahams, Verkündigung Mariä, Anbetung der Hirten, Jesus im Tempel unter den Schriftgelehrten, Geißelung Christi (nach Tizian), Auferstehung Christi, Amor und Psyche im Bad, von Liebesgöttern bedient (nach Giulio Romano), die bedeutendsten sind.

2) Niccolò, ital. Dichter, wahrscheinlich 1505 zu Benevent geboren, lebte in Neapel und später in Venedig, wo er anfangs in einem engen Freundschaftsverhältnis zu Pietro Aretino stand. Bald aber entzweiten sich beide und verfolgten sich von nun an gegenseitig mit Pasquillen. F. lebte hierauf längere Zeit in Casale beim Gouverneur von Montferrat, Siegmund Franzino; später begab er sich nach Mantua und endlich nach Rom, wo er, nachdem er mehrmals nur durch die Protektion des Kardinals Morone strenger Strafe wegen seiner anstößigen Schriften entgangen war, endlich wegen seiner satirischen Ausfälle auf Papst Pius V. 1569 gehenkt ward. Unter seinen Werken sind die "Pistole volgari" (Vened. 1538-41), welche ihn zuerst mit P. Aretino entzweiten, und die "Priapea" (zuerst Turin 1541) am berühmtesten geworden; letztere besteht aus ca. 200 obscönen Sonetten, denen er in einer spätern Aus-^[folgende Seite]