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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: François; Françoisvase; Franconia; Franco von Köln

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Franco von Köln - Franconia.

gabe (1548; wieder abgedruckt mit dem "Vendemiatore" des Tansillo unter dem Druckort Peking, Par. 1790) noch 257 gegen Aretino gerichtete hinzufügte.

Franco von Köln (Franco de Colonia), Musikschriftsteller (nicht zu verwechseln mit dem etwas ältern Franco von Paris), lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrh. Er ist der Autor der ältesten bekannten Abhandlung über die Mensuralmusik (auch Figuralmusik genannt), d. h. diejenige Musik, deren Töne, im Gegensatz zu denen des Chorals, von verschiedener, fest bestimmter Zeitdauer sind. In seinem Hauptwerk: "Musica et cantus mensurabilis" (in der Bibliothek zu Mailand aufgefunden und zuerst vom Fürstabt Gerbert im 3. Teil seiner Sammlung der "Scriptores ecclesiastici", St. Blasien 1784, neuerdings mit Übersetzung und Kommentar von H. Bellermann, Berl. 1874, veröffentlicht), nimmt F. außer den zwei Zeitwerten der antiken Prosodie, der Länge und Kürze, eine längste, lange, kurze und halbkurze Zeitdauer an, wonach er die entsprechenden Notengattungen der maxima, longa, brevis und semibrevis (letztere unsre ganze Note) feststellt. Im übrigen faßt seine Schrift alle Fortschritte zusammen, welche bis zu seiner Zeit in der Kunst des mehrstimmigen Tonsatzes (damals Discantus genannt) gemacht waren.

François (spr. frangssoa), franz. Taufname: Franziskus, Franz; Françoise, Franziska.

François (spr. frangssoa), 1) Jean Charles, franz. Kupferstecher, geb. 1717 zu Nancy, machte 1757 in Paris die ersten gelungenen Versuche, Kreidezeichnungen im Stich genau nachzuahmen (Crayonmanier), und starb 1769. Seine besten Blätter sind: die heilige Jungfrau, nach Vien; zwölf Porträte für Saveriens Werk "Les portraits des philosophes modernes"; Erasmus von Rotterdam, nach Holbein; Thomas Hobbes, nach Pierre; Nicolas Malebranche, nach Bachelier.

2) Nicolas Louis F. de Neufchâteau, Graf, franz. Staatsmann und Dichter, geb. 17. April 1750 zu Soffais bei Neufchâteau in Lothringen als Sohn eines Lehrers, veröffentlichte schon in seinem 14. Jahr eine Sammlung Gedichte unter dem Titel: "Pièces fugitives" (Neufchâteau 1766), die von Voltaire gelobt wurden; doch rechtfertigten seine später herausgegebenen "Poésies diverses de deux amis" (1768) die auf ihn gesetzten Hoffnungen nicht. Er war darauf Professor in Toul, widmete sich sodann zu Paris dem Studium der Rechte und kaufte sich die Stelle eines Lieutenant général zu Mirecourt. Von 1782 bis 1785 war er Generalprokurator auf Haïti. Als Anhänger der Revolution wurde er 1792 Deputierter bei der Gesetzgebenden Versammlung. Die in seinem Drama "Paméla, ou la vertu récompensée" ausgesprochenen gemäßigten Gesinnungen brachten ihn bis zum 9. Thermidor ins Gefängnis. Nach seiner Befreiung wurde er Richter am Kassationstribunal, dann Kommissar des Direktoriums im Departement der Vogesen und im Juli 1797 Minister des Innern. Nach dem 18. Fructidor an Carnots Stelle ins Direktorium gewählt, mußte er seiner streng verfassungsmäßigen Grundsätze wegen 1798 wieder ausscheiden. Am 17. Juni 1798 erhielt er zum zweitenmal das Portefeuille des Innern, verlor indes diesen Posten noch vor dem 18. Brumaire. 1801 wurde er Sekretär und 1804 Präsident des Senats. Bonaparte erteilte ihm die Senatorie zu Dijon und, nachdem er ihn 1804 zum Grafen ernannt, 1806 die zu Brüssel. Seit 1816 Mitglied der Akademie, starb F. 10. Jan. 1828. F. veröffentlichte unter anderm: "Discours sur la manière de lire les vers" (Par. 1775); "Nouveaux contes moraux en vers" (1781); "Anthologie morale" (1784); "Les lectures du citoyen" (1798); "Fables et contes en vers" (1814); "Esprit du grand Corneille" (1819). Vgl. Bonnelier, Mémoires sur F. de Neufchâteau (Par. 1829).

3) Alphonse, franz. Kupferstecher, geb. 1811 zu Paris, bildete sich mit seinem ältern Bruder, Charles Remy Jules F. (gest. 1861), unter Henriquel-Dupont aus. Mit großer Zartheit und Eleganz stach er eine Menge von Blättern teils nach neuern französischen Malern, teils nach ältern Italienern. Zu seinen Hauptblättern gehören: der Übergang Bonapartes über die Alpen, Marie Antoinette vor dem Revolutionstribunal und der junge Pico von Mirandola, den seine Mutter lesen lehrt, nach Delaroche; die Vision des Hesekiel, nach Raffael; die Versuchung Christi, Mignon und ihr Vater und Mignon in der Kirche, nach Ary Scheffer; die Gemahlin des Königs Kandaules, nach Gérôme, und die Krönung der heiligen Jungfrau, nach Fiesole. Für diesen letztern Stich bekam er 1867 die Ehrenmedaille. In demselben Jahr wurde er Offizier der Ehrenlegion, 1873 Mitglied der Akademie der schönen Künste und 1877 Präsident derselben.

4) Marie Luise von, deutsche Schriftstellerin, geb. 27. Juni 1817 zu Herzberg bei Weißenfels, wuchs in glänzenden Verhältnissen auf, verlor nach dem Tod ihres Vaters durch die Fahrlässigkeit ihres Vormundes ihr Vermögen und lebte dann längere Zeit in dem Haus ihres Oheims, des preußischen Generals Karl v. François. Nach dessen Tod (1855) zu ihrer Mutter nach Weißenfels zurückgekehrt, begann sie mit kleinern Novellen im Cottaschen "Morgenblatt" (meist anonym) ihre schriftstellerische Laufbahn. Ihr erstes größeres Werk, der Familienroman "Die letzte Reckenburgerin" (Berl. 1871, 4. Aufl. 1878), wurde um seiner innern Wärme und wirklichen Gestaltungskraft willen von seiten der Kritik mit der größten Anerkennung aufgenommen. Ihm folgte der Roman "Frau Erdmuthens Zwillingssöhne" (Berl. 1872, 2 Bde.), dann "Stufenjahre eines Glücklichen" (Leipz. 1877, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878) und "Der Katzenjunker" (Berl. 1879). Ihre kleinern Erzählungen erschienen gesammelt als "Ausgewählte Novellen" (Berl. 1868, 2 Bde.); "Erzählungen" (Braunschw. 1871, 2 Bde.); "Hellstädt und andre Erzählungen" (Berl. 1874, 3 Bde.); "Natur und Gnade, nebst andern Erzählungen" (das. 1875, 3 Bde.); "Phosphorus Hollunder" und "Zu Füßen des Monarchen" (Stuttg. 1881); "Judith, die Kluswirtin" (das. 1883). Ihr ausgezeichnetes Erzählertalent bewährt die Verfasserin auch in der populären Schrift "Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813-15" (Berl. 1873). Neuerdings veröffentlichte sie ein im Siebenjährigen Krieg spielendes Lustspiel: "Der Posten der Frau" (Stuttg. 1882).

Françoisvase, berühmte, von Alphonse François 1845 bei Chiusi ausgegrabene, jetzt im etruskischen Museum zu Florenz befindliche Amphora mit gewundenen Henkeln und mehreren Reihen von Figuren im archaistischen Stil nebst vielen griechischen Inschriften, deren eine die Künstler Ergotimos und Klitias als die Verfertiger nennt. Die um die Mitte des Gefäßes laufende Hauptdarstellung ist die Hochzeit des Peleus und der Thetis.

Franconia, eine Bezeichnung, die für die östlichen Striche des Herzogtums Franken (s. d.) etwa seit der Mitte des 11. Jahrh. vorkommt, aber vereinzelt auch für das ganze Herzogtum gebraucht wird.