Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Frankreich

525

Frankreich (nutzbare Mineralien, Mineralquellen; Industrie).

Jahrzehnten sehr abgenommen, ebenso die Produktion, namentlich der Eisenbergwerke, dieser besonders seit Abtretung Elsaß-Lothringens. Die Gesamtzahl der 1881 im Betrieb befindlichen Erzbergwerke betrug 376, die der Arbeiter 13,707. Die Eisenbergwerke (315 mit 8623 Arbeitern) lieferten 1847: 34,637,000, 1881: 30,320,700 metr. Ztr.; die Einfuhr von Erzen aus dem Ausland ist um so mehr gestiegen und erreicht etwa die Hälfte des Bedarfs der Eisenhütten. Die Zahl der Hochöfen hat ebenfalls ab-, die Produktion jedoch durch Steigerung des Betriebes der noch vorhandenen zugenommen. Im J. 1881 bestanden 329 Eisenhütten mit 203 Hochöfen, welche über 14,410 Pferdekräfte von hydraulischen und 72,663 Pferdekräfte von Dampfmotoren verfügten und 64,134 Arbeiter beschäftigten. Die Produktion belief sich 1883 auf 2,069,430 Ton. Roheisen. Am bedeutendsten ist die Eisenindustrie im NO. (Departement Meurthe-et-Moselle), dann in den Kohlendistrikten (Departements Nord, Pas de Calais, Saône-et-Loire, Allier, Gard). Einzelne in den Kohlendistrikten gelegene Werke stehen kaum den größten Werken Englands, Belgiens oder Deutschlands nach. Dagegen sind alle auf Holzkohlen angewiesenen Werke zurückgegangen. Was die weitere Verarbeitung des Roheisens anlangt, so wurden 1884: 877,826 T. raffiniert und zwar auch hier in überwiegendem Maß mit Steinkohlenfeuerung. Bei der Stahlfabrikation sind die Frischfeuer fast ganz verschwunden; auch der Zement-, Guß- und Puddelstahl ist nur gering vertreten, wogegen der Bessemer- und Martin-Prozeß stetige Ausbreitung erlangten. 1884 wurden 509,516 T. Stahl erzeugt, wovon 371,432 T. auf Stahlschienen entfielen. Der Rückgang der Eisenindustrie infolge des Kriegs war nur ein momentaner, und die Ausfuhr ist in der letzten Zeit noch bedeutender gestiegen als die Einfuhr. Gegenüber dem Eisenbergbau ist die Gewinnung andrer Metalle von geringer Bedeutung. 1881 bestanden im ganzen 61 Bergbaue mit 5084 Arbeitern auf andre als Eisenerze; die Produktion hierin belief sich auf 2,088,000 metr. Ztr. Der Bleibergbau liefert jährlich gegen 200,000 metr. Ztr. metallisches Blei und Glätte, am meisten in den Departements Puy de Dôme und Lozère. In den genannten Departements sowie in Finistère wird aus silberhaltigem Bleierz auch Silber, ca. 55,000 kg jährlich, gewonnen. Zinkerz wird in dem Departement Gard, in den Pyrenäen etc. gewonnen und im Departement Ardèche zu metallischem Zink, 185,000 metr. Ztr. jährlich, verhüttet. Aus einheimischen und ausländischen Kupfererzen wurden zu Chessy und St.-Bel bei Lyon ca. 35,000 metr. Ztr. Kupfer gewonnen. Endlich ist noch die Gewinnung von Mangan (in den Departements Saône-et-Loire, Ober-Pyrenäen, jährlich ca. 100,000 metr. Ztr.), Antimon etc. zu erwähnen. Dem Bedarf genügt die erwähnte metallische Produktion bei weitem nicht, so daß beispielsweise an Blei über 50,000, an Zink 40,000, an Kupfer 25,000 metr. T. vom Ausland eingeführt werden müssen.

Die Steinkohlenreviere Frankreichs können sich hinsichtlich ihrer Ausdehnung und Ergiebigkeit mit den englischen, nordamerikanischen und deutschen Becken zwar nicht messen; immerhin ist aber ihre Zahl eine große, ihre geographische Verbreitung eine glückliche, ihr Abbau sehr einsichtsvoll organisiert und die Verwertung des Produkts bei der hohen Entwickelung der Industrie sehr günstig. Man unterscheidet drei Hauptreviere: 1) das von Valenciennes in den Departements Nord und Pas de Calais, mit dem belgischen zusammenhängend; 2) das des zentralen Plateaus, wo Steinkohle in mehreren kleinern Becken auftritt, namentlich von St.-Etienne, Creusot, Aubin, Commentry; 3) das von Alais am Südostrand des Hochlandes. Insgesamt bedecken die Kohlenlager 5500 qkm und verteilen sich auf 41 Departements, wovon jedoch in 6 nur Braunkohlen gewonnen werden. Die Produktion steigert sich beständig und rasch, der Verbrauch aber in fast noch schnellerm Tempo. 1881 gab es im ganzen 321 Kohlenwerke mit 106,410 Arbeitern und einer Dampfkraft von 64,673 Pferdekräften. Die Produktion belief sich 1884 auf 19,624,718 metr. Ton. Steinkohle und Anthracit und 502,491 metr. T. Lignit (letzteres hauptsächlich im Becken von Le Fuveau bei Aix). Trotz der großen Steigerung, welche die Kohlenproduktion aufweist, bedarf die französische Industrie noch bedeutender Kohlenzufuhren aus den Nachbarländern England, Belgien und Deutschland, welche 1883: 110 Mill. metr. Ztr. nach F. einführten. Die Kohlenausfuhr ist gering, der Konsum betrug 1884: 30,5 Mill. metr. T. F. ist außerdem sehr reich an Torfmooren, welche sich auf 31 Departements, besonders Somme, Untere Loire, Pas de Calais, Isère, Oise, Seine-et-Oise, Aisne, Nord, Marne, verteilen und eine sehr ansehnliche Ausbeute, jährlich ca. 2,5 Mill. metr. Ztr., geben. An Steinen und Erden ist F. sehr reich. Es besitzt wertvolle, zu Baumaterialien trefflich geeignete Granite, Syenite (auf Corsica, in der Provence, den Alpen und Pyrenäen), Porphyr und Basalt, Marmor (in den Alpen und Pyrenäen), Kalk- und Sandsteine. Große Schieferbrüche gibt es insbesondere im Ardennengebiet. Die Laven der Auvergne liefern gute Pflastersteine. Lithographische Steine liefern die Gegenden von Belley, Dijon und Châteauroux. Den besten Ziegelthon haben die Champagne, Bourgogne und Isle de France; Porzellanerde findet sich bei Limoges und St.-Yrieix; guter Pfeifenthon im Departement der Untern Seine; Fayenceerde bei Beauvais und Montereau; Gips (ein wichtiger Handelsartikel) besonders in der Umgegend von Paris; treffliche Mühlsteine namentlich bei der Stadt Ferté sous Jouarre, welche dieselben bis nach Amerika ausführt. Seit einigen Jahren werden Phosphatlager zu Zwecken der Bodenmelioration, namentlich am Südabhang des Zentralplateaus und in den nördlichen Departements, stark ausgebeutet und hat diese Produktion große wirtschaftliche Bedeutung gewonnen. Salz wird in F. aus Salzseen oder -Teichen an der Meeresküste, aus Salzbergwerken und aus Salzquellen gewonnen. Der Ertrag belief sich 1881 auf 744,218 metr. T., davon 441,815 Seesalz und 302,403 Stein- und Quellsalz; er übersteigt den Bedarf, so daß jährlich eine Mehrausfuhr von über 100,000 metr. T. stattfinden kann. - Mineralquellen sind in F. überaus zahlreich vorhanden. Man zählt deren 1027 (641 warme, 386 kalte), die sich in acht natürliche Gruppen, namentlich die Pyrenäen, die Alpen, die Auvergne und die Vogesen, verteilen und als Bäder, Douchen und Trinkquellen an 331 Orten in 217 Etablissements verwendet werden; die Pyrenäengruppe allein umfaßt 426 Quellen, die in 93 Etablissements benutzt werden. Unbenutzter Mineralquellen zählt man mehr als 4000. Zu bemerken ist übrigens, daß die Mineralquellen unter Aufsicht der Regierung stehen, und daß nur mit ihrer Genehmigung eine Quelle eröffnet und deren Wasser versandt werden darf.

Industrie.

Die französische Industrie ist schon im 17. und 18. Jahrh. blühend gewesen und dankt ihren ersten Aufschwung, ebenso wie der Handel, den Bemühun-^[folgende Seite]