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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Friedlein; Friedlosigkeit; Friedmann; Friedreich; Friedrich

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Friedlein - Friedrich.

hervor, siedelte bald darauf nach Wien über und trat als Mitarbeiter in die Redaktion der genannten Zeitung. Seine volkswirtschaftlichen Aufsätze hatten einen bedeutenden Erfolg; insbesondere lenkten seine Aufsätze über den politischen Tendenzprozeß gegen Richter, den Direktor der Kreditanstalt, die er unter den drückendsten Preßverhältnissen schrieb, die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn. Nach dem italienischen Krieg führte er einen erfolgreichen publizistischen Feldzug für die Einführung einer konstitutionellen Verfassung und gegen den Schmerlingschen Scheinliberalismus. Mit M. Etienne (s. d.) begründete er im September 1864 die "Neue Freie Presse" und blieb mit jenem vereint bis zu seinem Tod an der Spitze des großen Blattes thätig. Er starb 20. April 1872 in Nizza.

Friedlein, Gottfried, Mathematiker und Philolog, geb. 5. Jan. 1828, war folgeweise Studienlehrer in Erlangen, Professor der Mathematik in Ansbach, Rektor des Gymnasiums zu Hof und starb 31. Mai 1875. Seine wissenschaftliche Thätigkeit war besonders der Erforschung der antiken Mathematik zugewandt; er gab den Pediasimus, Boethius, Victorius und Proklos nach den besten Kodices heraus und behandelte in Programmen gründlich die Rechenkunst der alten Völker und die Mathematik der Ägypter. Er schrieb: "Gerbert, die Geometrie des Boethius und die indischen Ziffern" (Erlang. 1861) und "Die Zahlzeichen und das elementare Rechnen der Griechen und Römer" (das. 1869).

Friedlosigkeit, im altgerman. Rechtswesen der Zustand desjenigen, der, als in die Oberacht (s. Acht) verfallen, alles persönlichen Rechtsschutzes beraubt war.

Friedmann, 1) Siegwart, trefflicher Schauspieler, geb. 25. April 1842 zu Budapest, kam mit 14 Jahren nach Wien, um hier in den Handelsstand einzutreten, faßte aber während seiner Lehrzeit eine ernste Neigung, sich der Bühne zu widmen, und hatte das Glück, Dawisons Interesse zu erregen, der ihn in seinem eignen Hause ausbilden ließ und den dramatischen Teil des Unterrichts selbst übernahm. So vorbereitet, betrat F. 1863 in Breslau zuerst die Bretter, spielte 1864 neben Dawison in Wien, von 1864 bis 1871 am Hoftheater zu Berlin, 1871-72 in Schwerin, 1872 unter Laubes Leitung am Stadttheater zu Wien, bis er 1876 von Pollini für Hamburg gewonnen ward. 1879 kehrte er nach Wien ans Stadttheater zurück und wirkte 1880 bei den Wiener Gesamtgastspielen mit. Seit 1883 ist er Societär des Deutschen Theaters in Berlin. Hochtragische Rollen und Gemütsmenschen sind seine eigentliche Domäne. Auf seinem Repertoire stehen Rollen wie Richard IV., Hamlet, Shylock, Othello und Jago, Alba, Philipp, Franz Moor, Marinelli, Königsleutnant, daneben Bonjour, Rocheferrier, Schumrich, Bolz u. a. obenan.

2) Alfred, Dichter und Schriftsteller, geb. 26. Okt. 1845 zu Frankfurt a. M., wurde zum Kaufmann bestimmt, widmete sich daneben aber wissenschaftlichen Studien, die er während eines längern Aufenthalts in Paris und London noch zu erweitern suchte, studierte dann noch seit 1868 auf den Universitäten Heidelberg und Zürich, wo er 1870 zum Doktor promoviert wurde, lebte dann, litterarischer Thätigkeit gewidmet, in Wien, redigierte daselbst 1884 die "Bibliothek für Ost und West" und siedelte 1886 nach Berlin über. Seine formgewandten Dichtungen verraten Geist und Empfindung. Es sind: "Savilia" (Wien 1873); "Aus Hellas", Gesänge (das. 1874); "Merlin. Orpheus", zwei Gesänge (das. 1874); "Biblische Sterne", drei Idylle (Hamb. 1875); "Vertauscht", Novelle (Leipz. 1878); "Die Feuerprobe der Liebe. Angioletta" (3. Aufl., Wien 1879); "Leichtsinnige Lieder" (Hamb. 1878); "Lebensmärchen", Novellen (Leipz. 1879); "Die Vestalin", episches Gedicht (das. 1880); "Ersetzter Verlust", Novelle in Versen (Hamb. 1881); "Gedichte" (Leipz. 1882); "Optimistische Novellen" (das. 1883); "Neue Lebensmärchen" (Wien 1884); "Erlaubt und Unerlaubt", Novellen (Mind. 1886); "Aus Höhen und Tiefen" (das. 1886). Von seinen Bühnenstücken erwähnen wir die Lustspiele: "Beim Coiffeur" (1878), "Geben ist seliger denn Nehmen" (1879), "Der Ausgleich" (1880), "Ein Wiedersehen" (1880); ferner "Don Juans letztes Liebesabenteuer" (1881) und das Trauerspiel "Eine Mediceische Hochzeitsnacht" (Leipz. 1882).

Friedreich, Nikolaus, Mediziner, geb. 31. Juli 1825 zu Würzburg, studierte seit 1845 daselbst und in Heidelberg, trat 1850 als Assistenzarzt in das Juliushospital zu Würzburg, habilitierte sich 1853 als Privatdozent an der Universität daselbst und widmete sich unter Virchows Leitung pathologisch-anatomischen Studien. 1857 ward er zum außerordentlichen Professor der pathologisch-anatomischen Lehrfächer in Würzburg ernannt, aber schon 1858 ging er als ordentlicher Professor der Pathologie und Therapie und Direktor der medizinischen Klinik nach Heidelberg, wo er 5. Juli 1882 starb. Seine hervorragendsten Arbeiten beziehen sich auf Krankheiten des Herzens und des Blutgefäßsystems sowie der Muskeln. Er schrieb: "Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten innerhalb der Schädelhöhle", Habilitationsschrift (Würzb. 1853); "Die Krankheiten der Nasenhöhlen, des Larynx, der Trachea, der Thyroidea und der Thymus" (Erlang. 1854); "Krankheiten des Herzens" (das. 1861, 2. Aufl. 1867; auch ins Russische und Französische übersetzt); "Die Heidelberger Baracken für Kriegsepidemien während des Feldzugs 1870/71" (Heidelb. 1871); "Über progressive Muskelatrophie", "Über wahre und falsche Muskelhypertrophie" (Berl. 1873, mit 11 Tafeln); "Der akute Milztumor und seine Beziehungen zu den akuten Infektionskrankheiten" (Leipz. 1874).

Friedrich (mittelhochd. Friderîch, "Friedensfürst", lat. Fridericus, franz. Frédéric, engl. Frederick), deutscher Vorname, Name zahlreicher Fürsten.

Übersicht nach den Ländern.

Deutsche Kaiser 1-4.

Anhalt 5.

Baden 6-8.

Brandenburg 9-12.

Braunschweig 13.

Dänemark 14-20.

Hessen 21-23.

Hohenzollern 24, 25.

Liegnitz 26.

Mainz 27.

Mecklenburg 28-31.

Meißen 32-37.

Niederlande 38-40.

Österreich 41-43.

Pfalz 44-48.

Preußen, Könige 49-54.

" Prinzen 55-57.

Sachsen 58-62.

Schleswig-Holstein 63-65.

Schwaben 66, 67.

Schweden 68.

Sizilien 69.

Thüringen, s. Meißen 32-37.

Württemberg 70.

[Deutsche Kaiser.] 1) F. I., Barbarossa, "der Rotbart", als Herzog von Schwaben F. III., geboren um 1123, Sohn des Herzogs Friedrich II. von Schwaben, des Bruders von König Konrad III., und Judiths, einer Schwester des Welfen Heinrich des Stolzen. Seiner Abstammung entsprechend, nahm er in Konrads III. Streit mit den Welfen vielfach eine vermittelnde Stellung ein. Großen Ruhm erwarb sich F., der zu Anfang 1147 seinem Vater im Herzogtum Schwaben gefolgt war, auf dem unglücklichen Kreuzzug Konrads III. (1147-48), wo er namentlich die Griechen für ihre Treulosigkeit mit Strenge züchtigte. 1149 eilte er Konrad voraus nach Deutschland, wo