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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Friesach; Friesack; Friesel; Friesen

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Friesach - Friesen.

Motiven aus dessen Umgebung wechseln. Seine italienischen Landschaften zeigen großartige Komposition und breite Behandlung, die neuern deutschen dagegen eine sehr sorgfältige Ausführung. Er starb 21. Mai 1879 in München.

5) Adrian de, niederländ. Bildhauer, s. Vries.

Friesach, Stadt im österreich. Herzogtum Kärnten, Bezirkshauptmannschaft St. Veit, an der Metnitz und der Eisenbahn St. Valentin-Tarvis, Sitz eines Bezirksgerichts, hat alte Mauern, eine romanische Pfarrkirche, Klöster der Dominikanerinnen (mit gotischer Kirche) und der Deutschen Ordensschwestern, eine Sparkasse und (1880) 1567 Einw. In der Nähe befinden sich mehrere Schloßruinen: Petersberg (1073 erbaut), Lavant, Geiersberg. - F. reicht bis in die Römerzeit zurück und war infolge seiner Lage an der Straße nach Italien im Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz. Seit dem 11. Jahrh. war es Grafschaft mit Zoll- und Münzrecht und kam später an das Erzbistum Salzburg. 1275 ward F. vom König Ottokar II. von Böhmen und 1289 von Albrecht I. von Österreich zerstört. Vgl. Peez, F. geschichtlich und topographisch beschrieben (Klagenf. 1881).

Friesack, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Westhavelland, am Friesackschen Luch, einem Bestandteil des Rhinluchs, an der Vereinigung des Horstgrabens (auch Friesacker Kanal genannt) und des Kleinen Rhin und an der Linie Berlin-Wittenberge-Buchholz der Preußischen Staatsbahn, hat (1885) inkl. Garnison (1 Eskadron Husaren Nr. 3) 3538 meist evang. Einwohner, welche Ackerbau, Viehzucht, Ziegelbrennerei und Fabrikation von Holzschuhen treiben. Bei F. liegt das gleichnamige Gut, dessen ehemals sehr festes Schloß 1414 Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg, nach der Flucht des aufständischen Ritters Dietrich von Quitzow eroberte.

Friesel (Miliaria), ein durchaus unschuldiger Hautausschlag, dem nicht die Bedeutung einer selbständigen Krankheit zukommt, welcher vielmehr nur als eine begleitende Erscheinung der verschiedensten fieberhaften Krankheiten, z. B. des Typhus, Kindbettfiebers, des akuten Gelenkrheumatismus etc., zu betrachten ist. Man hat zwei Formen zu unterscheiden: den weißen und den roten F. Der weiße F., auch Kristallfriesel, Porzellanfriesel, Schweißfriesel (Sudamina) genannt, kommt besonders in der Gegend der Schlüsselbeine, auf der Brust und dem Bauch vor und besteht aus zahlreichen zerstreuten, mit klarer Flüssigkeit gefüllten Bläschen von der Größe eines Grießkorns, welche, wie feine Tautropfen, auf vollkommen gesunder, nicht geröteter Haut stehen. Diese Bläschen bestehen nur wenige Tage, platzen dann oder trocknen ein und heilen mit Abschuppung der Epidermis. Eine Behandlung des Kristallfriesels ist nicht erforderlich, wie überhaupt der ganze Zustand gar keine Beachtung verdient. Als roten F. bezeichnet man einen ähnlichen Bläschenausschlag, welcher auf geröteter Haut steht und infolge starken Schwitzens eintritt. Die Hautröte ist hier bedingt durch den Reiz, welchen der scharfe Schweiß auf die Haut ausübt. Durch öfteres Abwaschen der Haut mit kühlem Wasser läßt sich dieser etwas juckende Ausschlag leicht beseitigen. - Über den F. der Säuglinge s. Schälknötchen.

Friesen (Frisii, Frisones, in ihrer eignen Sprache Frisan), Name eines germanischen Volksstammes, welcher zu der Zeit, wo die Römer mit ihm in Berührung kamen, im nordwestlichen Germanien an der Nordseeküste zwischen Rhein und Ems, also westlich von den Chauken und östlich von den Batavern, wohnte (s. Karte "Germanien etc."). Tacitus teilt sie in die größern und kleinern F., ohne aber die Wohnsitze beider näher anzugeben. Die F. werden schon von dem genannten Schriftsteller als ein emsiges, ebensowohl auf die Ausbeutung des Meers wie auf Viehzucht und Ackerbau bedachtes Volk beschrieben. Durch Drusus, der bei seiner Fahrt an der nordwestlichen Küste Deutschlands mit den F. zusammentraf, den Römern zinspflichtig gemacht, blieben sie denselben treu und leisteten Drusus wie Germanicus bei ihren Unternehmungen in Deutschland großen Vorschub. Erst infolge der durch den Centurio Olennius bei Eintreibung des Tributs verübten Gewaltthätigkeiten empörten sie sich 27 n. Chr., doch gelang es Gnäus Domitius Corbulo, sie von neuem zu unterwerfen (47). 58 entstand ein neuer Streit, als die F. einen öden Grenzstrich am Rhein besetzt hatten. Trotzdem sie zwei ihrer Fürsten an Kaiser Nero schickten, wurden sie doch von dem römischen Statthalter überfallen und zur Räumung gezwungen. Von da an werden die F. wenig genannt; nur zuweilen geschieht ihrer als kühner Seeräuber Erwähnung, wie sie denn auch neben Angeln und Sachsen an der Eroberung Britanniens teilgenommen haben sollen. Im frühen Mittelalter ist der Name auch weiter östlich verbreitet; Friesland erstreckt sich an der Nordseeküste von dem Fluß Sincfala im W. (dem heutigen Flüßchen 't Zwin, welches nördlich von Sluys mündet) bis zur Weser im O. Es zerfällt in drei Teile: Westfriesland, die heutigen Provinzen Zeeland, Süd- und Nordholland und einen Teil von Utrecht umfassend, Mittelfriesland, die heutige Provinz Friesland, und Ostfriesland, die heutige holländische Provinz Groningen, das preußische Ostfriesland und ein Teil von Oldenburg. Außerdem werden in den westlichen Küstenstrichen Schleswigs von der Eider bis Tondern hin und auf den vorliegenden Inseln Nordstrand, Föhr, Sylt und andern Nord- oder Strandfriesen erwähnt. Das Friesenvolk kam bereits im 6. Jahrh. in feindliche Berührung mit den Franken; der Frankenkönig Dagobert I. (622-638) gründete sodann in dem Grenzkastell Utrecht eine Kirche, wohl auch zum Zweck der Mission unter den F., dieselbe wurde indes von diesen bald nachher wieder zerstört. Etwa 40 Jahre später fand dann der Sachse Wilfried, Erzbischof von York, günstigere Aufnahme bei den F. und erhielt von ihrem Herzog oder König Aldgisl I. selbst die Erlaubnis zu Predigt und Mission. Dessen Sohn und Nachfolger Ratbod wurde in einen Krieg mit Pippin von Heristall verwickelt, der ihn 689 bei Wyk te Duerstede schlug und zur Abtretung Westfrieslands nötigte. Nun kam 690 der heil. Willibrord nach Friesland und begann die Mission mit mehr Erfolg aufzunehmen; er ist sogar schon bis zu der durch ein altes Heiligtum berühmten Insel Fositesland (Helgoland) gekommen. Nach Pippins Tod versuchte indes Ratbod sich von dem fränkischen Einfluß wieder zu befreien; im Einverständnis mit den Neustriern, die sich gegen die karolingischen Majordomus erhoben hatten, gewann er Westfriesland zurück, fuhr dann 716 mit seinem Heer den Rhein hinauf, landete bei Köln, schlug dort Karl Martell und kehrte mit reicher Beute in die Heimat zurück, wo er die Kirchen zerstörte und den heidnischen Kultus herstellte. Nach seinem Tod 719 ging unter seinem Nachfolger Aldgisl II. Westfriesland wieder verloren, und Willibrord, der sich während des Kriegs geflüchtet hatte, kehrte nach Utrecht zurück, das von nun ab ununterbrochen Bischofsitz für diese friesischen Lande war. Indessen gelang es auch jetzt noch nicht, das Christen-^[folgende Seite]