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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fronhausen - Fronto.

formierte Kirche zu vierteljährlichen Bettagen umgestaltet hat.

Fronhausen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg, unweit der Lahn und an der Linie Kassel-Frankfurt a. M. der Preußischen Staatsbahn, mit Amtsgericht, evang. Kirche und (1885) 942 Einw.

Fronleichnamsfest (Sakramentstag, heiliger Blutstag, Prangtag, Festum corporis Christi oder bloß Corpus Christi, franz. la Fête-Dieu), hohes Fest der römischen Kirche zur Feier der Transsubstantiation, d. h. der wunderbaren Verwandlung der gesegneten Hostie in den Leib Christi, deutsch Fronleichnam, d. h. des Herrn (Fron) Leib. Infolge einer Vision, welche die Lütticher Reklusennonne Juliane gehabt, verbreitete sich diese Feier zuerst in den Niederlanden, um 1264 vom Papst Urban IV. und durch Clemens V. auf dem Konzil zu Vienne 1311 zu allgemeiner Bedeutung erhoben zu werden. Johann XXII. befahl 1316 das noch jetzt den Glanz- und Mittelpunkt des Festes bildende Herumtragen des Sakraments in feierlicher Prozession. Das Festoffizium hat nach der Angabe des Papstes Sixtus IV. Thomas von Aquino zum Verfasser. Zum Tag des Festes ist der Donnerstag nach Trinitatis gewählt im Hinblick auf den Gründonnerstag, den ursprünglichen Gedächtnistag des Abendmahls. Die Fronleichnamsprozession zeichnet sich durch einen besondern Glanz aus, um "die Herrlichkeit der katholischen Kirche auch vor den Augen ihrer Gegner zu offenbaren und deren Seelen zu erschüttern und zu gewinnen", ist jedoch in Frankreich und Elsaß-Lothringen auf den nächstfolgenden Sonntag verlegt.

Fronpflicht, s. Fronen und Bauer, S. 464.

Frons (lat.), Laub der Bäume etc., speziell blattähnlich gestaltete Thallusformen, namentlich die der Tange; auch die flachen, blattartig gelappten, kriechenden und auf der Unterseite Wurzelhaare tragenden, blattlosen Stämmchen vieler Lebermoose (Frondosae) und die Blätter (Wedel) der Farne.

Fronsac (spr. frongssack), Flecken im franz. Departement Gironde, Arrondissement Libourne, liegt an der Dordogne unterhalb der Mündung der Isle, am Fuß einer weithin sichtbaren Anhöhe (Motte de F.), welche schon unter Karl d. Gr. strategische Bedeutung hatte und später befestigt war, hat (1876) 1485 Einw. und Weinbau.

Fronsperger, Leonhard, Kriegsschriftsteller, geboren um 1520, seit 1548 Ulmer Bürger und kaiserlicher Provisionär, wurde 23. Mai 1575 in Ulm durch einen Schuß getötet. F. besaß hohe Bildung, hatte sich an mehreren Kriegszügen beteiligt und war mit den berühmtesten Kriegern seiner Zeit persönlich bekannt. F. war der ausführlichste und umfassendste Kriegsdogmatiker seiner Zeit. Sein "Kriegsbuch kaiserlicher Kriegsgerechte und Ordnungen vom Geschütz etc." er schien zu Frankfurt a. M. in drei Teilen (1573, 4. Aufl. 1596), mit Holzschnitten und Kupfertafeln von Jost Amman illustriert (hochdeutsch von Böhm, Berl. 1819). Er schrieb außerdem: "Lob des Eigennutzes" (Frankf. 1564); "Bauordnung und Handwerksgerechtigkeit" (das. 1564) u. a. Vgl. Weyermann, Nachrichten von Gelehrten von Ulm (Ulm 1829).

Frontalis (sc. arteria, musculus, vena), Stirnschlagader, -Muskel, -Blutader.

Fronte (franz., v. lat. frons, "Stirn"), die Vorderseite von Gebäuden; militärisch die dem Feind zugekehrte Seite einer Truppenaufstellung. In der Befestigungskunst ist F. der zwischen zwei ausspringenden Winkeln auf einer Polygonseite liegende Teil der Befestigungsanlagen (s. Festung, S. 181 f.). Frontal, auf die Stirn oder Stirnseite, F., bezüglich; daher Frontalangriff, der gegen die F. des Feindes gerichtete Angriff; Frontalfeuer, das senkrecht zur F. nach vorn abgegebene Feuer (s. Bestreichen). Frontalmarsch, der von einer größern Truppenabteilung in ihrer ganzen Frontbreite auf vorwärts derselben gelegene Ziele ausgeführte Marsch; Frontalstellung, eine quer vor der Anmarschrichtung des Gegners liegende Stellung, im Gegensatz zu Flankenstellungen; Frontalschlacht, eine Schlacht, in welcher der Gegner in seiner ganzen Ausdehnung von vorn angegriffen, von Umgehungen, Flankenangriffen etc. also kein Gebrauch gemacht wird.

Frontera de Tabasco, s. Tabasco.

Frontignan (spr. frongtinjāng), Stadt im franz. Departement Hérault, Arrondissement Montpellier, am Etang d'Ingril und an der Eisenbahn Tarascon-Cette, hat (1876) 1910 Einw., welche Weinbau (ehemals berühmter Muskatwein, in den letzten Jahren großenteils durch die Phylloxera zerstört), Branntweinbrennerei und Seesalzgewinnung betreiben.

Frontīnus, Sextus Julius, angesehener röm. Staatsmann, Feldherr und Schriftsteller, erscheint zuerst 70 n. Chr. als Prätor, wurde 74 Konsul, verwaltete hierauf bis 77 als Prokonsul die Provinz Britannien und bekleidete später (wahrscheinlich 97 und 100) noch zweimal das Konsulat; auch war er Augur und Curator aquarum (Aufseher über die Wasserleitungen in Rom), zu welch letzterm Amt er 97 von Nerva ernannt wurde. Er starb um 104. Die Früchte seiner reichen Erfahrung und seiner Studien legte er auch in Schriften nieder. Diese sind: "De re militari Romanorum" (verloren, aber von Vegetius benutzt); "Strategematon libri IV" (hrsg. von F. Oudendorp, Leid. 1731, 1779; von Gundermann in den "Commentationes philologae Jenenses", Leipz. 1881), eine Sammlung von geschichtlichen Anekdoten (erhalten, jedoch durch spätere Zuthaten entstellt und das vierte Buch wahrscheinlich ganz unecht); "De aquis Romae liber" (oft mit Vitruv zusammengedruckt; hrsg. von Bücheler, das. 1858; deutsch von Dederich, Wesel 1841), das mit ziemlicher Genauigkeit von Anlage, Bau und Erhaltung der römischen Wasserleitungen handelt. Eine Gesamtausgabe besorgte Dederich (Leipz. 1855).

Frontispiz (franz. Frontispice, Fronton), der über das Hauptgesims eines Gebäudes ragende, gewöhnlich den mittlern und hervorspringenden Teil eines Gebäudes abschließende Giebel. Auch die über Fenster- und Thürverdachungen angebrachten Giebel (s. d.) werden bisweilen Frontons genannt. F. ist im Französischen und Englischen auch s. v. w. Titelblatt, namentlich Titelkupfer.

Fronto, Marcus Cornelius, der berühmteste lat. Rhetor des Zeitalters der Antonine, um 100 n. Chr. zu Cirta in Numidien geboren, ward von Antoninus Pius zum Lehrer der kaiserlichen Prinzen Mark Aurel und Lucius Verus erwählt und 143 durch die konsularische Würde ausgezeichnet. Er starb um 170. F. war der Gründer einer besondern altertümelnden Rednerschule, die sich Frontoniani nannte. Das ihm von Zeitgenossen und Spätern gespendete hohe Lob ließ in ihm früher einen Hauptvertreter der römischen Beredsamkeit vermuten, bis die Auffindung eines Teils seiner Schriften (1815 u. später), deren Hauptbestandteil sein Briefwechsel namentlich mit Mark Aurel als Thronfolgen und Kaiser bildet, ihn als einen zwar ehrenwerten, freimütigen und nicht kenntnislosen, aber höchst