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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Fust - Futa Toro.

heil. Bernhard wollte das F. als Sakrament angesehen wissen; in der lateinischen Kirche erhielt sich die Sache jedoch bloß als Sakramentale, und noch jetzt vollziehen am Gründonnerstag der Papst, die Bischöfe, Äbte etc. sowie manche weltliche Fürsten eine feierliche Fußwaschung an 12 oder 13 Pilgern oder armen Personen, die sie nachher mit Speise und Trank bewirten. Beim Anfang der römischen Zeremonie wird die Antiphonie Mandatum novum do vobis gesungen, weshalb die ganze Handlung auch Mandatum genannt wird. Auch in der griechischen Kirche, besonders in den Klöstern und am russischen Kaiserhof, hat sich eine ähnliche Zeremonie am Donnerstag vor Ostern erhalten; ebenso ist sie noch bei einigen Parteien der Wiedertäufer und in der evangelischen Brüdergemeinde, hier als sogen. kleine Taufe, üblich.

Fust, Johann, Gutenbergs Geschäftsteilhaber, einer angesehenen Familie der Stadt Mainz angehörig, wurde wahrscheinlich in den letzten Jahren des 14. Jahrh. geboren. 1450 schloß er mit Gutenberg einen Vertrag, nach welchem er diesem zur Vollendung seiner Erfindung und zum Druck der ersten Bibel, später als die 42zeilige bezeichnet, das nötige Geld vorstreckte. Aber schon 1455 drängte er Gutenberg aus dem gemeinschaftlichen Geschäft, um dasselbe mit Schöffer (s. d.), der inzwischen mit eingetreten war und sein Schwiegersohn wurde, allein fortzusetzen. F. starb wahrscheinlich 1466 in Paris. Irrig hat man ihn mit dem Schwarzkünstler Doktor Faust verwechselt. S. Buchdruckerkunst, S. 552 f.

Fustage (spr. -ahsche, v. altfranz. fust, "Faß", hergeleitet, daraus verderbt Fastage), die Emballage, Fässer, Kisten, in denen Waren verpackt sind (Leergut), auch der dafür berechnete Preis; in der Schiffssprache insbesondere die zur Aufbewahrung von Flüssigkeiten dienenden Fässer etc.

Fustanella (das sogen. Albaneser Hemd), ein Teil der neugriech. männlichen Nationaltracht, besteht aus einem glänzend weißen Gewebe von feiner Baumwolle, bei den Landleuten und der Miliz aus gröberm Stoff, geht von den Hüften, wo es durch einen Zug zusammengehalten wird, nach den Knieen zu in weite Falten aus, welche sorgfältig geglättet werden. Der untere Saum wird bei Vornehmern auch mit Stickereien verziert. Vor der Befreiung Griechenlands namentlich von den sogen. Klephthen getragen, ward die F., welche an den Chiton der alten Hellenen erinnert, später für die irreguläre Miliz des neuen Königreichs beibehalten und zeitweilig auch in den Städten allgemeine Mode. Von den Bewohnern der Inseln und Seestädte werden statt der F. weite, bauschige Beinkleider von bunter Baumwolle, bisweilen auch von Seide, getragen.

Fustel de Coulanges, Numa Denis, franz. Historiker, geb. 18. März 1830 zu Paris, besuchte die Normalschule, war zuerst Professor in Amiens, darauf am Lycée St.-Louis zu Paris, seit 1861 an der Fakultät in Straßburg. 1875 zur Normalschule nach Paris versetzt, ist er seit 1875 Mitglied des Instituts. Er schrieb: "Mémoire sur l'île de Chio" (1857); "Polybe, ou la Grèce conquise par les Romains" (1858); "La cité antique" (10. Aufl. 1885); "Histoire des institutions politiques de l'ancienne France" (1. Teil 1875, 2. Aufl. 1877), wie das vorige von der Akademie preisgekrönt; "Recherches sur quelques problèmes d'histoire" (1885) u. a.

Fusti (ital., "Stengel, Stiele"), alles Fremdartige, Unbrauchbare an einer Ware, als Staub, zu kleine oder zerbrochene Teile etc. Der meist usancemäßig festgestellte Abzug, welchen man dem Verkäufer dafür macht, heißt ebenfalls F. (Refaktie) und die darüber aufgestellte Berechnung Fustirechnung.

Fustian (engl., spr. föstschen), s. Barchent.

Fustibălus (lat.), Stockschleuder, bei den Römern eine Kriegsmaschine, bestehend aus einem ca. 1¼ m langen Stock mit einer Schleuder von Leder an dem einen Ende; ein zweiter Riemen reichte von der Schleuder bis zum andern Ende des Stockes; während des Schwingens festgehalten, gab er, zuletzt losgelassen, dem geschleuderten Stein eine große Kraft. Daher Fustibalator, der Stockschleuderwerfer.

Fustĭe, das Kind eines Weißen und einer Mustie (der Tochter eines Weißen und einer Mulattin).

Fustigieren (mittellat.), abprügeln, stäupen; Fustigation, Stäupung, Auspeitschung.

Fustik, alter, s. Maclura.

Fustikholz, s. Gelbholz und Fisettholz.

Fustin, s. Fisettholz.

Fustuarĭum (lat., sc. supplicium), Stockprügel bis auf den Tod, bei den Römern eine Strafe für Soldaten, die sich des Diebstahls, der Desertion, des Meineides etc. schuldig gemacht hatten; sie ward von den übrigen Soldaten im Lager vollzogen.

Fusulina, s. Rhizopoden.

Fusulinenkalk, s. Steinkohlenformation.

Futa, Paß in der ital. Provinz Florenz, führt über den etruskischen Apennin zwischen Bologna und Florenz, 915 m hoch, auch Pietramala (s. d.) genannt, bis zur Erbauung der Eisenbahn Bologna-Florenz der belebteste der Apenninenpässe; so genannt von den auf der Paßhöhe furchtbar heftigen Stürmen (F.), welche selbst die Postwagen umwarfen, und gegen die man Schutzmauern errichten mußte.

Futa Dschallon, ein Staat der Fulbe in Senegambien, südlich von Bondu, umfaßt das Quellgebiet des Niger, Gambia, Senegal und Rio Grande und besteht aus pittoresken, herrlich bewaldeten und reichbewässerten Gebirgslandschaften. Das Land hat ca. 350,000 mohammedan. Einwohner und ist in 13 Bezirke (Diwals) geteilt. In dem gebirgigen Teil wird Viehzucht getrieben, sonst Ackerbau und Eisengewinnung. Die Flüsse enthalten viel Waschgold. Hauptstadt ist Timbo mit 3000 Einw. Der Häuptling (Almami) hat zu Sokoto seinen Landsitz und ist, wie in allen Fulbeländern, weltliches und geistliches Oberhaupt. In neuerer Zeit richten Franzosen und Engländer das Augenmerk auf diese reiche Landschaft, und erstern ist es sogar gelungen, von dem Beherrscher derselben eine Konzession zur Anlage einer Eisenbahn von der Küste nach Timbo zu erhalten. Vgl. Faidherbe, Voyage au Foutah-Djallon (in "Tour du Monde" 1861); Olivier, De l'Atlantique au Niger, par le F. (Par. 1882); Gabariaud ^[richtig: Gaboriaud] im "Bulletin de la Société commerciale de Paris" 1881-82; Noirot, A travers le Fouta-Djallon et le Bambouc (1885). S. Karte "Guinea".

Futai, Statthalter einer Provinz in China.

Futaille (franz., spr. fütáj), Faß, Faßwerk.

Futaine (franz., spr. fütáhn), s. Barchent.

Futa Toro, Landschaft in Senegambien, am linken Ufer des Senegal, von Walo bis Bondu, ein ebenes, an Tamarindenwäldern reiches Gebiet mit ca. 300,000 mohammedan. Einwohnern, teils Fulbe, welche vor etwa 400 Jahren das Land eroberten, teils Mischlingen zwischen ihnen und der Urbevölkerung, von den Kolonisten Toucouleurs (v. engl. two colours, "zwei Farben") getauft. Das Land erzeugt Hirse, Erdnüsse, treffliche Rinder und sehr geschätzte kleine Pferde und zerfällt in vier Distrikte: Dimar, Toro, das eigentliche Futa und Damga. Seit 1860