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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gallae; Gallait; Galläker; Galland; Galläpfel

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Gallae - Galläpfel.

Sudân begehrt, die südlichen halten Reitochsen. Ihre Verfassung hat republikanischen Anstrich. An der Spitze des Stammes steht ein Rat von Männern, welche acht Jahre hindurch die oberste Gewalt in den Händen behalten (gada) und nach Ablauf derselben wieder wählbar sind. Diese sind der Aba Saa (Finanzminister), Irresa (Oberpriester), Aba bokku (Präsident des Parlaments) und Moti (Chef der Exekutive). Bei den nördlichen Stämmen hat der Bokku auch die Anführung im Krieg, und der Dori ist Chef des Landes. Diesem unterstehen die Raba und Rorissa. Die Priester heißen Lubu. D'Abbadie hat in der Religion der G. Anklänge an den christlichen Glauben zu finden geglaubt. Die Sprache der G. gehört zu der äthiopischen (südlichen) Gruppe der hamitischen Sprachen. Ein Wörterbuch derselben, nebst Grammatik, lieferte Tutschek (Münch. 1844-45, 3 Bde.), eine Grammatik auch Massaja (Par. 1867). Vgl. Krapf, Travels, researches and missionary labours in Eastern Africa (Lond. 1860); Cl. Denhardt in "Petermanns Mitteilungen" 1881; d'Abbadie, Sur les Oromo (Brüss. 1880); Bianchi, Alla terra dei G. (Mail. 1884); Paulitschke, Beiträge zur Ethnographie und Anthropologie der Somal, G. u. Harari (Leipz. 1886).

Gallae, Galläpfel.

Gallait (spr. galläh), Louis, belg. Maler, geb. 9. Mai 1812 zu Tournai, war Schüler der Akademie seiner Vaterstadt und des Direktors Hennequin und trug 1832 mit seinem Bild: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, den ersten Preis davon. Noch größere Anerkennung fand: Christus, einen Blinden heilend (Kathedrale von Tournai). Nachdem er hierauf die Werke von Rubens und van Dyck in Antwerpen studiert hatte, setzte er seine Studien in Paris fort. Hier gewann er bald als Porträtmaler einen Namen; doch fanden auch seine größern Gemälde, Genre- und historische Darstellungen, viel Beifall, wie z. B.: herumziehende Musikanten und Bettler (im Museum zu Lüttich), Hiob auf dem Strohlager und Montaignes Besuch bei Tasso im Gefängnis. Für das historische Museum zu Versailles malte er die Schlacht bei Mont-Cassel. In weitern Kreisen machte er sich bekannt durch sein großes Gemälde: die Abdankung Karls V., welches mit dem Bilde de Bièfves: die Unterzeichnung des Kompromisses der Edlen von Burgund einen Triumphzug durch halb Europa machte. Nach einer Pause in der Produktion größerer Geschichtsbilder, während welcher G. einige treffliche Porträte und Genredarstellungen lieferte, trat er 1848 wieder mit einem bedeutenden Bild: Egmonds Vorbereitung zum Tod, an die Öffentlichkeit, welches das vorige hinsichtlich meisterhafter Technik noch übertrifft. Ebenso energisch in der Charakteristik waren seine Erstürmung Antiochias (1849) und das große, tief und ergreifend aufgefaßte Gemälde: die Leichen Egmonds und Hoorns (1851), welches den Höhepunkt seines künstlerischen Vermögens bezeichnet. Im J. 1852 fand ein sehr ansprechendes Genrebild Gallaits: ein junger slawischer Musikant mit seiner Schwester, auf der Berliner Ausstellung großen Beifall. Mehr durch die staunenswerte Technik als durch tiefern Gedankengehalt erregten Bewunderung: eine ruhende Zigeunerin mit ihren beiden Kindern (1852), die letzten Augenblicke des Grafen Egmond (1858, Berliner Nationalgalerie) und Tasso im Gefängnis. Voll tiefer Empfindung war wieder die Familie des Gefangenen, welche G. 1855 zur Ausstellung brachte. Unter seinen spätern Schöpfungen sind hervorzuheben: Johanna die Wahnsinnige; die Schützengilde von Brüssel am Paradebett von Egmond und Hoorn; die Witwe mit ihren Kindern am Meeresstrand; Murillo, das Motiv zu seiner Madonna findend; Vargas vor Alba und Alba, Todesurteile unterzeichnend (1863). Seitdem sank Gallaits Bedeutung; die zu München 1869 und zu Wien 1873 ausgestellten Werke, Porträte und die Gruppen: Krieg und Frieden, zeigten eine Abnahme seiner Kraft, bis er 1882 mit dem Gemälde der Pest von Tournai (um 120,000 Frank für das Brüsseler Museum angekauft) einen neuen Aufschwung nahm. G. ist Mitglied der Akademien zu München, Berlin, Brüssel und Paris und Inhaber des Ordens pour le mérite, Ritter der französischen Ehrenlegion etc.

Galläker (Gallaeci, Callaïci, jetzt Gallegos), Volk im alten Hispanien, welches seine Wohnsitze im äußersten Nordwesten zwischen dem Durius (Duero) und dem Atlantischen Ozean hatte. Das Land derselben hieß Galläcia (das heutige Galicien). Die G. zerfielen in die Gallaeci Bracarenses (nach ihrer Hauptstadt Bracara, jetzt Braga) mit 24 Landgemeinden, welche in der Ebene zwischen Durius und Minius wohnten, u. die Gallaeci Lucenses mit der Hauptstadt Lucus Augusti und 16 Landgemeinden. Unter den Galläkern saß das keltische Volk der Artabri (Arotrebä), welches wahrscheinlich zur See aus Gallien eingewandert war.

Galland (spr. -ang), Antoine, franz. Orientalist, geb. 4. April 1646 zu Rollot in der Picardie, begleitete den französischen Gesandten bei der Pforte 1670 nach Konstantinopel und später nach Jerusalem, um dort alte Denkmäler und Inschriften zu untersuchen, unternahm zu gleichem Zweck 1679 im Auftrag Colberts eine dritte Reise nach der Levante und ward nach seiner Rückkehr 1701 Mitglied der Akademie der Inschriften und 1709 Professor der arabischen Sprache am Collège de France. Er starb 19. Febr. 1715. Die bekanntesten seiner Schriften (zum Teil numismatischen Inhalts) sind: "Paroles remarquables, bons mots et maximes des Orientaux" (Par. 1694, Lyon 1695, Par. 1730) und "Mille et une nuits" (Übersetzung, das. 1704-1708, 12 Bde.; neu hrsg. von S. de Sacy 1840 u. öfter, J. ^[Jules] Janin 1857 u. a.; deutsch von J. H. ^[Johann Heinrich] Voß, Brem. 1781-85, 6 Bde.). Gallands Tagebuch während seiner Reise nach Konstantinopel wurde von Schefer (Par. 1881) herausgegeben. Zahlreiche Manuskripte von G. befinden sich noch in Bibliotheken.

Galläpfel, die von der Gallwespe (Cynips gallae tinctoriae Ol.) auf Quercus infectoria Oliv. in Vorderasien, in Mitteleuropa auch auf Q. pubescens Willd. und Q. sessiliflora Sm. erzeugten Gallen (s. d.). Die kleinasiatischen G. (Aleppogallen) sind kugelig, von 1,5-2,5 cm Durchmesser, kurzgestielt, auf der obern Hälfte höckerig und faltig, blaßgelb, bräunlich bis schwärzlichgrün, mit etwa 3 mm weitem Flugloch, innen heller, mit 5-7 mm weiter Höhlung. Sie sind spröde, auf dem Bruch wachsartig glänzend, locker-körnig oder wie strahlig-kristallinisch, auch ganz zerklüftet, die dunklern sind schwerer, die hellern leichter als Wasser. Sie sind geruchlos und schmecken intensiv zusammenziehend. Der Gerbsäuregehalt steigt (besonders bei dunkeln, nicht durchbohrten, d. h. vor dem Ausschlüpfen des Insekts gesammelten, Sorten) bis auf 70 Proz.; außerdem enthalten sie Gallussäure, Zucker, einen pektinartigen Körper, Ellagsäure, einen Farbstoff, Gummi, ätherisches Öl, Harz, Eiweißkörper, Cellulose und unter den Aschenbestandteilen besonders Kalkverbindungen. Im Handel erscheinen meist die großen, bestäubt aussehenden mosulschen (welche häufig über Bombay kommen) und die Aleppo-Galläpfel (Yerli). Die ausgelesenen kleinsten G. kom-^[folgende Seite]