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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Germanität - Gernot.

Germanität (lat.), das Verhältnis, die Verwandtschaft unter Geschwistern, Geschwisterlichkeit.

Germann, Gottfried Albrecht, Botaniker, geb. 8. (19.) Dez. 1773 zu Riga, studierte seit 1792 Medizin und Naturwissenschaft in Jena, wo er mit Batsch die Jenaer Naturforschergesellschaft gründete, und ging 1795 nach Würzburg, um sich der medizinischen Praxis zu widmen. 1796 studierte er in Kiel Botanik und praktizierte dann als Arzt in der Heimat zuerst auf dem Lande, dann in Petersburg, seit 1800 in Wolmar (Livland). 1802 ging er als Professor der Naturgeschichte nach Dorpat, legte dort den botanischen Garten an, bereiste 1803 Esthland, 1804 Finnland zu botanischen Zwecken u. starb 16. (28.) Nov. 1809.

Germanomanie (lat.-griech.), Schwärmerei für germanisches Wesen; Germanophil, Germanenfreund; Germanophobie, Germanenfurcht.

Germanos, Erzbischof von Patras, geb. 1771 zu Dimizana im Peloponnes, studierte in den griechischen Schulen daselbst und in Smyrna. 1806 zum Erzbischof von Patras geweiht, bereitete er in der Stille den griechischen Aufstand gegen die Türken vor, und 25. März 1821 erhob er im Kloster Stagia Laura die noch jetzt aufbewahrte Kreuzesfahne zum Aufruhr. Bis zu seinem Tod (1826) gehörte er zu den wichtigsten Förderern des Freiheitskampfes als Mitglied der provisorischen Regierung. Seine "Memoiren der Befreiung Griechenlands" sind ein wertvolles Quellenwerk. In Patras wurde ihm 1885 ein Denkmal errichtet.

German silver (engl., spr. dschermen ssilwer), s. v. w. Neusilber.

Germantown (spr. dschermentaun), Vorstadt von Philadelphia (s. d.), früher fast ausschließlich von Deutschen bewohnt. Hier 3. Okt. 1777 Sieg der Briten unter Howe über die Amerikaner unter Washington.

Germanus (lat.), leiblich, recht, von Geschwistern, die Vater und Mutter gemeinsam haben; dann überhaupt geschwisterlich, brüderlich, auch echt, wahr.

Germany (engl., spr. dschérmeni), Deutschland.

Germar, Ernst Friedrich, naturwissenschaftl. Schriftsteller, geb. 3. Nov. 1786 zu Glauchau in Sachsen, studierte 1804 auf der Bergakademie in Freiberg, 1807 zu Leipzig die Rechte, wandte sich aber bald den Naturwissenschaften zu und habilitierte sich 1810 in Halle. Im J. 1811 unternahm er eine naturwissenschaftliche Reise nach Dalmatien, ward bei seiner Rückkehr Direktor des mineralogischen Museums, 1817 Professor der Mineralogie, 1844 Oberbergrat und starb 8. Juli 1853 in Halle. Er schrieb: "Systematis glossatorum prodromus" (Halle und Leipz. 1811); "Coleopterorum species novae aut minus cognitae" (Halle 1824); "Fauna insectorum Europae" (das. 1812-48, 24 Hefte), sein Hauptwerk: "Die Versteinerungen der Steinkohlenformation von Wettin und Löbejün" (das. 1844-52, 8 Hefte). Auch gab er das "Magazin der Entomologie" (Halle 1813-21, 4 Bde.) sowie die "Zeitschrift für Entomologie" (Leipz. 1838-44, 5 Bde.) heraus.

Germen (lat.), s. v. w. Fruchtknoten (s. d.).

Germer, s. Veratrum.

Germersheim, Bezirksstadt im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, 124 m ü. M., am Einfluß der Queich in den Rhein und an den Linien Schifferstadt-Speier-G., Landau-G., G.-Wörth-Lauterburg und G.-Bruchsal der Pfälzischen Eisenbahn, mit fester Rheinbrücke, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, eine Lateinschule, Bierbrauerei, Essig-, Sprit- und Zigarrenfabrikation, Tabaks- und Hopfenbau, Fischerei, Schiffahrt und (1885) einschließlich der Garnison (ein Infanterieregiment Nr. 17, eine Batterie Fußartillerie Nr. 2, zwei Kompanien Pioniere Nr. 2) 6132 Einw. (darunter 2500 Evangelische). Beim Abschluß des zweiten Pariser Friedens wurde G. zu einer Bundesfestung bestimmt und zu deren Ausbau und Erhaltung Bayern die Summe von 15 Mill. Gulden von den französischen Kontributionsgeldern ausgezahlt; indes ward erst 1835 zum Bau geschritten. Gegenwärtig ist G. sturmfrei, besitzt aber auf dem rechten Rheinufer einen starken Brückenkopf, ist von mehreren detachierten Forts umgeben und bildet einen wichtigen Waffenplatz gegen Frankreich in zweiter Linie (nach Straßburg und Metz). Man zeigt noch die Stätte des Schlosses Friedrichsböhl, in welchem König Rudolf von Habsburg 30. Sept. 1291 starb. - G. soll das alte römische Kastell und Standquartier Vicus Julius sein, gehörte später zum Hausgut der Salier, unter denen Konrad II. die dortige Burg gebaut haben soll. Die um dieselbe entstehende Stadt erhielt 1276 das Recht von Speier und wurde Reichsstadt. Sie ward 1330 von Kaiser Ludwig dem Bayern an Kurpfalz verpfändet, das bald darauf auch den dortigen Rheinzoll erhielt. 1644-50 war die Stadt im Besitz der Franzosen, die sie aber auf Grund des Westfälischen Friedens an Kurpfalz zurückgeben mußten. 1674 nahmen sie die Franzosen unter Turenne wiederum ein und schleiften die Mauern. 1688 ergriffen sie von Stadt und Amt als zum Elsaß gehörig abermals Besitz. Dies führte zum verheerenden Germersheimer Erbfolgekrieg, dem der Friede von Ryswyk 1697 ein Ende machte. Nach päpstlichem Schiedsrichterspruch von 1702 räumten die Franzosen die Pfalz und G., das 1715 von neuem befestigt ward. Am 19. und 22. Juli 1793 erfochten die Österreicher unter Wurmser und Hohenlohe hier einen Sieg über die Franzosen unter Beauharnais. Seit 1835 ist die schöne Neustadt erbaut, und zahlreiche Sümpfe sind trocken gelegt worden.

Germinal (franz., spr. scher-, "Keimmonat"), der siebente Monat im französischen Revolutionskalender, vom 21. März bis 19. April.

Germinatio (lat.), die Periode der Keimung im Leben der höhern Pflanzen, welche mit den ersten Erscheinungen des Aufkeimens der Samen beginnt und mit der Bewurzelung und Entwickelung der ersten grünen Teile der Keimpflanze, welche dadurch der selbständigen Ernährung fähig wird, abschließt.

Germinieren (lat.), keimen, sprossen.

Gern, Albert, Komiker, geb. 12. Nov. 1789 zu Mannheim, wo sein Vater als Opernsänger engagiert war, widmete sich anfangs in Berlin dem Baufach, seit 1807 aber, seiner Neigung folgend, der Bühne und war seitdem ohne Unterbrechung an dem Berliner Hoftheater engagiert. G. zeichnete sich als ein fein und scharf markierender Darsteller chargierter Charaktere aus, leistete aber das Höchste in komischen Rollen, die er mit seltener Ursprünglichkeit, Frische und Lebenswahrheit spielte. G. führte zuerst Berliner Lokaltypen auf der damals allein vorhandenen Hofbühne ein und schuf in Raupachs "Schleichhändlern" als Schelle eine originelle, hochkomische Figur, die im "Zeitgeist", "Schelle im Monde" etc. wiederkehrte. Fast 60 Jahre lang stand der "junge" G. unerschüttert in der Gunst der Berliner, bis er 1865 in den Ruhestand trat. Er starb 25. Febr. 1869.

Gernot, im Nibelungenlied Kriemhilds Bruder, hält sich von dem Mordanschlag gegen Siegfried, seinen Schwager, fern und fällt mit den übrigen burgundischen Helden in Etzels Land, er im Zweikampf mit dem Markgrafen Rüdiger; vgl. Nibelungenlied.