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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Getreidelaubkäfer; Getreidelaufkäfer; Getreidemagazine; Getreidemähmaschinen; Getreideregen; Getreidereinigungsmaschinen

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Getreidelaubkäfer - Getreidereinigungsmaschinen.

Eine teils auf amtlichen Daten, teils auf privaten Ermittelungen beruhende Schätzung ergibt, daß der Wert der Getreideernte im Durchschnitt von 1878 bis 1881 noch auf etwa 25 Milliarden, für 1884 mit Rücksicht auf die gesunkenen Preise auf 22 Milliarden Mark zu veranschlagen ist.

Die Gesamtumsätze waren in Millionen Mark im Durchschnitt der Jahre:

^[Liste]

1877-80 3323 Einfuhr 3358 Ausfuhr

1880-83 3144 Einfuhr 2905 Ausfuhr

1884 2710 Einfuhr 2590 Ausfuhr

Es äußert sich hierin nicht bloß die mit den Erntejahren zusammenhängende wechselnde Notwendigkeit des internationalen Tausches, sondern schon zweifellos die Wirkung des Umschlags, welcher in der Getreidehandelspolitik in der neuesten Zeit erfolgt war.

Litteratur. Außer der reichen Litteratur seit dem physiokratischen Zeitalter, die insbesondere zu Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrh. ungemein anschwillt, in neuerer Zeit besonders die Schriften der Anti-cornlaw-league; "The debate upon the cornlaws" (Lond. 1846, 2 Bde.); Prentice, History of the anti-cornlaw-league (das. 1853, 2 Bde.); Dunckley, The charta of the nations (das. 1854); Roscher, Kornhandel und Teurungspolitik (Stuttg. 1852); Molinari, Conversation sur le commerce des grains (Par. 1886); Neumann-Spallart, Übersichten der Weltwirtschaft (Stuttg. 1886); die englischen "Agricultural Returns" mit internationalen Vergleichen; Sonndorfer, Usancen und Paritäten des Getreidehandels (Berl. 1884).

Getreidelaubkäfer (Anisoplia fruticola Fabr., s. Tafel "Käfer"), Käfer aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Blatthornkäfer (Lamellicornia Latr.), 8-11 mm lang, erzgrün, unten dicht weiß, am punktierten Halsschild gelb behaart, auf den Flügeldecken fein runzelig punktiert, undeutlich gestreift, beim Männchen rostrot, beim Weibchen mehr gelb und bei diesem um das Schild mit einem viereckigen, grünen Fleck gezeichnet, mit dreiblätterigem Endknopf an den Fühlern und vorn verschmälertem Kopfschild mit aufgebogenem Rande. Der G. benagt die Kornähren zur Zeit der Blüte und kurz darauf und wird dadurch schädlich. Die Larve frißt vielleicht an den Wurzeln des Getreides. Diese Art findet sich hauptsächlich in Norddeutschland, die etwas größere, A. agricola Fabr., in Süddeutschland, andre Arten in Südeuropa.

Getreidelaufkäfer (Zabrus gibbus Fabr., s. Tafel "Käfer"), Käfer aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Laufkäfer (Carabidae), 15 mm lang, gedrungen gebaut, mit stark gewölbtem, quer rechteckigem, dicht und fein punktiertem Halsschild, sich eng anschließenden, ebenfalls stark gewölbten und vorn gleich breiten, tief gestreiften und in den Streifen punktierten Flügeldecken und dicken, untersetzten Beinen, pechschwarz, auf der Unterseite, an Fühlern und Beinen braun, lebt auf Getreidefeldern und benagt abends die noch im Milchsaft stehenden Roggen-, Weizen- und Gerstenkörner. Das hier befruchtete Weibchen legt seine Eier haufenweise flach unter der Erde an Gräser. Die etwa 2,6 cm lange Larve ist auf dem Rücken braunrot mit hellerer Längsfurche, an den fußlosen Hinterleibsringen durch zahlreiche kleinere Hornfleckchen gezeichnet. Sie lebt bei Tage etwa 16 cm tief in der Erde und frißt sich in der Nacht in das Herz der jungen Pflanzen ein. Im Mai verpuppt sie sich tief in der Erde, und nach einem Monat erscheint der Käfer. Der G. fügt bisweilen den Saaten bedeutenden Schaden zu.

Getreidemagazine, s. Magazine und Getreideelevatoren.

Getreidemähmaschinen, s. Mähmaschinen.

Getreideregen, s. Staubregen.

Getreidereinigungsmaschinen, mechan. Vorrichtungen zur Abscheidung fremder Körper von dem Getreide und ähnlichen Früchten, wie Raps, Rübsen, Buchweizen, Erbsen, Gras- und Kleesamen, sowie zur Sortierung der Früchte nach der Größe, um verschiedene Qualitäten, als Saatfrucht und Marktware, zu gewinnen. Letztere Gruppe von G. führt speziell den Namen Sortiermaschine. Die einfache Reinigungsmaschine, auch Windfege genannt, scheidet schwerere und leichtere Körper von dem Getreide sowie größere und kleinere. Zu diesem Zweck besitzt dieselbe ein Gebläse, welches das im Fallen begriffene Getreide der Einwirkung eines Windstroms aussetzt und so das Abscheiden nach der Schwere bewirkt. Die leichten fremden Beimengungen, Spreu, Kaff, kleine Körner, Staub, unterliegen der Wirkung des Windes in stärkerm Maß als das gute und schwere Korn; sie werden demnach aus der Maschine geblasen. Einfachste G. bestehen nur aus der Windfege, eine Sortierung nach der Größe findet bei ihnen nicht statt. Letztere wird aber in neuerer Zeit von allen bessern G. bewirkt und erfolgt durch flache Siebe, welche bei schwacher Neigung in schüttelnde Bewegung versetzt werden. Körper, welche größer sind als die Durchgangsöffnungen (die Maschenweite) des Siebes, gleiten infolge der schüttelnden Bewegung in der Richtung der Neigung zur Seite herab und gelangen so aus der Maschine; kleinere Körper fallen durch das Sieb, passieren ein zweites, drittes etc. in verschiedener Maschenweite, bis die gewünschte Sortierung nach der Größe erreicht ist. Die Siebe können ausgewechselt werden, um jede Fruchtart sortieren zu können, zu welchem Zweck der Maschine ein "Sortiment" Siebe beigegeben wird. Abgeschlagene Ähren, Strohstücke etc. werden von dem ersten Sieb zurückgehalten, seitwärts abgeführt und von dem Sortiergut getrennt. Zuweilen wendet man auch eine Stachelwalze an, welche derartige fremde Körper zurückhält, ehe sie in die Getreidereinigungsmaschine gelangen; dieselbe befindet sich vor dem Einlauf und erfaßt die größern fremden Körper. Die allgemeine Disposition gestattet keine große Mannigfaltigkeit. Abweichungen finden nur statt in der Anordnung der Siebe und in der Erzeugung der schüttelnden Bewegung derselben. Zum Betrieb dienen zwei Arbeiter, zumeist Frauen; die Leistung hängt hauptsächlich von der Größe der Siebfläche, also auch von der Breite der Maschine ab, ferner von dem Grade der Verunreinigung und von der Stetigkeit der Arbeit. Im Durchschnitt kann angenommen werden, daß die einfachern, in kleinern Wirtschaften benutzten G. von 36 bis 40 cm Arbeitsbreite täglich 60-80 hl reines Getreide fertigen, die bessern, aber auch kostspieligern, z. B. die Maschinen von Hornsby u. Baker, 150-160 hl bei Handbetrieb. Fig. 1 und 2 zeigen die typische Anordnung der gewöhnlichen G. in der Seitenansicht und dem Durchschnitt: a ist der Rumpf zum Aufgeben der Frucht, b der Schieber zur Regulierung des Einlaufs; c c sind die Siebe des ersten, d des zweiten Satzes; e ist der Ventilator, f das Gestänge zur Bewegung der Siebe von der auf der Ventilatorachse angebrachten Kurbel.

In neuerer Zeit wendet man außer dieser einfachen Maschine, welche sich in jeder Wirtschaft befindet, die sogen. Trieurs an, d. h. Sortiermaschinen, welche die Abscheidung der runden Unkrautsämereien, na-^[folgende Seite]