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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Giacomelli; Giacometti; Giacomotti; Giacōsa; Giallo; Giambullāri; Giani

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Giacomelli - Giani.

und einige neue Steuern. Als diese Vorschläge nicht angenommen wurden, gab das Ministerium Bittó 11. Febr. 1875 seine Entlassung, und G. wurde 5. März wieder zum Präsidenten des Unterhauses gewählt. Im April 1879 legte er sein Abgeordnetenmandat nieder und zog sich in das Privatleben zurück.

Giacomelli (spr. dscha-), Hector, franz. Zeichner und Illustrator, geb. 1. April 1822 zu Paris, war anfangs Graveur und Ziseleur und wandte sich dann der Illustration zu, welche er mit einer an Doré erinnernden Fruchtbarkeit und mit ähnlicher Glätte und Oberflächlichkeit kultiviert. Sein bevorzugtes Gebiet ist die Darstellung von Tieren, insbesondere von Vögeln. Er illustrierte unter andern folgende Werke: "Le livre de mes petits enfants" von Delapalme (1866); "Birds and flowers" (1873, auch französisch; deutsch: "Idylle aus der Vogelwelt"); "The history of the robins" (1875); "Les mois" von Coppée (1877, auch deutsch); "Les nids" von Theuriet (1879). Er gab heraus: "Catalogue raisonné de l'œuvre de Raffet" (Par. 1862).

Giacometti (spr. dscha-), Paolo, ital. Dramatiker, geb. 19. März 1816 zu Novi Ligure, errang schon als 20jähriger Jüngling (1836), während er sich in Genua dem Studium der Rechte widmete, einen Bühnenerfolg mit seinem Drama "Rosilda". Durch die Verarmung seiner Eltern genötigt, seine Studien aufzugeben und sofort einen Erwerb zu suchen, widmete er sich ganz der litterarischen Beschäftigung und entwickelte fortan eine ununterbrochene, äußerst fruchtbare Thätigkeit für die Bühne, die er mit mehr als 80 Stücken ernster wie heiterer Gattung bereichert hat. Als besoldeter Dichter bald der einen, bald der andern der wandernden Schauspielergesellschaften Italiens folgend, mit der Verpflichtung, jährlich eine bestimmte Anzahl von Stücken zu schreiben, war er zu einem unsteten Wanderleben verurteilt. Aber trotz des Ungemachs und trotz seiner körperlichen Zerrüttung, herbeigeführt durch aufregende Katastrophen seines Familienlebens, entsprach er immer seinen Verpflichtungen und schrieb oft auf dem Krankenlager im Zeitraum weniger Wochen das dem drängenden Impresario schuldige Bühnenstück. Auch für die berühmte Ristori verfaßte er eine nicht geringe Anzahl von Stücken, welche dieselbe auf ihren Kunstreisen durch die Alte und Neue Welt aufs glänzendste zur Geltung brachte. Im J. 1861 gründete er sich endlich einen bleibenden häuslichen Herd zu Gazzuolo bei Mantua und begann hier eine neue Epoche seiner dichterischen Thätigkeit. Von den besten der nicht immer tadellosen, aber stets wirksamen Stücke Giacomettis mögen genannt sein die Tragödien: "Elisabetta, regina d'Inghilterra" (1853), "La colpa vendica la colpa" (1854), "Lucrezia Davidson" (1854), "Torquato Tasso" (1855), "Giuditta" (1857), "Bianca Visconti" (1860), "Sofocle", als das gediegenste Werk des Dichters anerkannt (1860), "Maria Antonietta" (1870), "La morte civile" (1880) etc., lauter Stücke, deren Hauptrollen mit Vorliebe von der Ristori, von Salvini und Rossi dargestellt wurden. Unter den Komödien Giacomettis sind besonders "Il poeta e la ballerina", "Quattro donne in una casa", "La donna" (1850), "Il fisionomista" (1850) und "La donna in seconde nozze" (1851) hervorzuheben. G. starb im August 1882 in Rom. Eine Auswahl seiner Dramen erschien in 8 Bänden (Mail. 1859-66).

Giacomotti (spr. dscha-), Félix Henri, franz. Maler, geb. 18. Nov. 1828 zu Quingey (Depart. Doubs), besuchte in Paris die École des beaux arts und war Schüler des Historienmalers Picot. 1854 erhielt er den großen Preis für Rom und kehrte 1861 nach Paris zurück, wo er seitdem religiöse und mythologische Stoffe mit gleicher Vollendung und Eleganz der äußern Form, die bisweilen an Sinnlichkeit und Lüsternheit streifen, behandelt hat. Seine Hauptwerke sind: Nymphe und Satyr, der Raub der Amymone (1855, Museum des Luxembourg), der heil. Hippolyt von Pferden geschleift, Christus segnet die Kinder und Christus lehrt im Tempel (beide in der Kirche St.-Etienne du Mont in Paris), eine schlafende Römerin, eine Venus, die Amor entwaffnet hat (1873), der Gang nach Golgatha (1875) und die Verherrlichung des Rubens und der Malerei (1878) als Deckenbild für einen Saal im Museum des Luxembourg. Er hat auch zahlreiche Porträte und dekorative Malereien ausgeführt.

Giacōsa (spr. dscha-), Giuseppe, ital. Bühnendichter, geb. 21. Okt. 1847 zu Colleretto-Parella in Piemont, machte seine Studien zu Ivrea und Turin und lebte eine Zeitlang als Rechtsanwalt, bis einige glückliche Erfolge auf der Bühne (z. B. das Proverb "A can che lecca cenere, non gli fidar farina" und "Storia vecchia", 1872) ihn veranlaßten, sich ganz dem dramatisch-dichterischen Beruf zu widmen. Im Lauf weniger Jahre hat G. durch seinen frischen und dabei graziösen Witz sowie durch die geschmackvolle Form seiner Arbeiten sich eine große Popularität auf der Halbinsel errungen. Den größten Erfolg hatten unter seinen Stücken: "Una partita a scacchi" (1873), die zweiaktige Komödie "Trionfo d'amore" (1875), namentlich aber das Lustspiel "Il marito amante della moglie" (1877) und das Drama "Il fratello d'armi" (1878). Außerdem sind zu nennen: "Affari di Banca" (1873), "I figli del marchese" und "Arturo" (1874), "Tristi dubii" (1875), "Teresa" (1877), "Il conte Rosso" (1880 mit dem Staatspreis gekrönt; deutsch, Leipz. 1882) und "Il filo. Scena filosofico-morale per marionette" (1883). Eine Sammlung "Scene e commedie" von ihm erschien Turin 1873. Seine jüngste Veröffentlichung ist: "Novelle e poesi Valdostani" (1886).

Giallo (ital., spr. dschallo), gelb. G. antico, der gelbe, dichte numidische Marmor, der sich nur noch an Denkmälern der römischen Baukunst findet; G. di Napoli (Giallolino), Neapelgelb; G. e Nero, gelber, schwarz gefleckter Marmor; G. di terra, Ocker.

Giambullāri (spr. dscham-), Pier Francesco, ital. Schriftsteller, geb. 1459 zu Florenz, war Kanonikus der Kirche von San Lorenzo daselbst, 1540 Mitbegründer der Florentiner Akademie; starb 1564. Er schrieb: "Descrizione del sito, forma e misura dello Inferno da Dante cantato" (Flor. 1544); "Il Gello, dell' origine della lingua fiorentina" (das. 1546 u. öfter); "Della lingua che si parla e scrive in Firenze" (das. 1547 u. öfter); "Lezioni sopra alcuni luoghi di Dante" (das. 1551; neue Ausg., Mail. 1827) und "Storia d'Europa" (zuerst Vened. 1566; neue Ausg., Pisa 1822, 2 Bde., und Flor. 1864), sein (unvollendetes) Hauptwerk. Eine Auswahl seiner Schriften erschien Cremona 1842.

Giani (spr. dscha-), Giulio, ital. Schriftsteller, geb. 26. Dez. 1841 zu Pisa, studierte daselbst Philosophie und Litteratur und wirkt seit 1867 als Professor am Gymnasium und Lyceum zu Perugia. Von seinen zahlreichen Schriften seien erwähnt: "La pena di morte" (Oneglia 1863); "La peine de mort. Lettre à V. Hugo et réponse de V. Hugo à l'auteur" (das. 1863); "Padre e figlia due innocenti in una prigione di stato", Drama (das. 1865); "Diritti e do-^[folgende Seite]