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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gilbert de la Porrée; Gilbert de Montreuil; Gilbertiner; Gilbertinseln; Gilbkraut; Gil Blas; Gilboa; Gilbwurz; Gilde

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Gilbert de la Porrée - Gilde.

Daneben entfaltete er eine sehr ausgedehnte Thätigkeit als Illustrator von Don Quichotte, Gil Blas, Tristram Shandy, Hudibras und Shakespeare. Seine Zeichnungen zu letzterm sind auch einer deutschen Ausgabe des Dichters beigegeben worden.

3) William, engl. Romanschriftsteller von unbekannten Lebensverhältnissen, welcher durch sorgfältige Durchführung der Motive und Einfachheit des Stils vielfach an die guten alten Muster erinnert. Seine vorzüglichern Werke sind: "The rosary, a legend of Wilton Abbey" (1863); "De profundis" (1864), eine ergreifende Schilderung aus der untersten Schicht des Londoner Lebens; "The Goldsworthy family" (1864); "The magic mirror" (1866), eine Sammlung von Erzählungen; die Novellen: "Doctor Austin's guests" (1866), "The wizard of the mountain" (1868), "The washerwoman's foundling" (1867) und "Sir Thomas Branston" (1869); "King George's middy" (1869); der historische Roman "The inquisitor" (1870); "Martha" (1871); "The landlord of the Sun" (1871); "Shirley Hall Asylum" (neue Ausg. 1871); "Clara Levesque" (1872). Außerdem schrieb G.: "Lucrezia Borgia, duchess of Ferrara" (1869, 2 Bde.; deutsch von Steger, Leipz. 1870), ein auf Urkunden gestützter Versuch einer Ehrenrettung.

4) William Schwenck, beliebter engl. Lustspieldichter, geb. 18. Nov. 1836 zu London, studierte die Rechte daselbst, war 1857-62 als Beamter im Büreau des Staatsrats angestellt und erlangte 1864 die Advokatur, widmete sich aber in der Folge ganz der Litteratur. Sein erstes Lustspiel: "Dulcamara", kam 1866 zur Aufführung; eine lange Reihe andrer, meist possenhafter Stücke folgte nach. Wir erwähnen davon: "An old score", "The princess", "The palace of truth", "Ages ago", "Happy Arcadia", "Randall's thumb"; die Zauberstücke: "Pygmalion and Galatea", "The wicked world" und "Broken hearts"; die ernstern Dramen: "Charity" u. "Sweethearts"; endlich: "Gretchen" (1879), ein verunglückter Versuch, die Faust-Sage zu behandeln. Die größten Erfolge erzielte er in den letzten Jahren in Gemeinschaft mit dem Musiker Arthur Sullivan durch eine Anzahl komischer Opern, wovon "Her Majesty's ship Pinafore", "The pirates of Penzance", "Patience" und "The Mikado" als die durchschlagendsten zu nennen sind. Auch eine Sammlung komischer Gedichte veröffentlichte G. unter dem Titel: "Bab' ballads" (1869, neue Folge 1873; in Auswahl 1877 u. 1878). Gesammelt erschienen "Original plays" (1875-81, 2 Tle.).

Gilbert de la Porrée (Gislebertus Porretanus), namhafter franz. Scholastiker, um 1070 zu Poitiers geboren, war zuerst Kanzler der Kirche von Chartres, mit welcher Stelle ein Lehramt verbunden war, und folgte dann einem Ruf als Lehrer der Dialektik und Theologie nach Paris, wo er der vorzüglichste Vertreter des Realismus war und durch seine spitzfindige Deutung und Darstellung der Dreieinigkeitslehre Aufsehen erregte. Auf der Synode zu Sens (1140) trat er gegen den Nominalisten Abälard auf. Zwei Jahre später zum Bischof von Poitiers ernannt, brachte er seine Sophismen auf die Kanzel und in den öffentlichen Unterricht, wurde deshalb beim Papst Eugen III. verklagt und mußte sich auf zwei Synoden zu Paris und Reims (1148) verantworten. Er starb 4. Sept. 1154 in Poitiers. Unter seinen Schriften sind der Kommentar über das Werk "De trinitate" von Boethius und eine Untersuchung: "De sex principiis", hervorzuheben. Von ihm haben die Porretaner, eine scholastisch-realistische Partei, den Namen.

Gilbert de Montreuil, franz. Dichter (Trouvère) aus der ersten Hälfte des 13. Jahrh., ist der Verfasser des berühmten "Roman de la Violette" (auch unter dem Titel: "Gérard de Nevers" bekannt), einer der vorzüglichsten mittelalterlichen Dichtungen, die sich ebenso durch reizvolle Darstellung wie durch Treue der Sittenschilderungen, die sie entwirft, auszeichnet und zahlreiche Bearbeitungen und Nachahmungen erfahren hat. Auch Shakespeares "Cymbeline" und Webers Oper "Euryanthe" beruhen auf derselben. Eine Ausgabe der (in achtsilbigen Versen abgefaßten) Originaldichtung besorgte Fr. Michel (Par. 1834).

Gilbertiner, geistlicher Mönchs- und Nonnenorden, 1135 von Gilbert von Simpringham in England nach der Regel des heil. Benedikt gestiftet und 1148 vom Papst bestätigt. Die Mönche verwandelten sich später in regulierte Chorherren des heil. Augustin. Im J. 1519 wurde der Orden aufgehoben.

Gilbertinseln (Kingsmillinseln und, weil sie gerade unter dem Äquator [der Linie] liegen, auch Linieninseln genannt), Archipel in Mikronesien, zwischen den Marshallinseln im N. und den Elliceinseln im S., besteht aus einer durch 16 Laguneninseln gebildeten Hauptgruppe und den 2 westlichen Sporaden: Paanopa (Ozean) und Pleasant (Navodo) und mißt 430 qkm (7,8 QM.). Die wichtigsten Inseln der Hauptgruppe sind: Apaiang (Charlotte) und Tarawa (Knox), ferner: Peru (Francis), Taritari, Nukunau (Byron), Nonouti (Sydenham). Sie sind wichtig wegen ihres Reichtums an Kokospalmen, deren jährliche Produktion von Kopra 600 Ton. beträgt. Die Bewohner (s. Tafel "Ozeanische Völker" Fig. 16), ca. 36,800, gleichen den Bewohnern der Marshallinseln, sprechen jedoch eine andre Sprache und sind vermutlich aus einer Vermischung von Mikronesiern mit eingewanderten Samoanern entstanden. Da infolge von Stürmen, welche die Kokospflanzungen schädigen, oft Nahrungsmangel eintritt, verdingen sich die Gilbertinsulaner gern als Arbeiter auf Samoa, Fidschi u. a. Auf Apaiang, Tarawa und Taritari sind Missionsstationen der Nordamerikaner. Die Inseln wurden 1788 von Marshall und Gilbert entdeckt und nach letzterm benannt, später durch Duperrey und Hudson genauer erforscht. Früher war die Firma Godeffroy hier sehr thätig, jetzt haben sich amerikanische Firmen festgesetzt. S. Karte "Ozeanien". Vgl. Hager, Die Marshallinseln (mit einem Anhang: "Die G.", Leipz. 1886).

Gilbkraut, s. v. w. Färberginster, Genista tinctoria, oder Schöllkraut, Chelidonium majus, oder Färberwau, Reseda luteola.

Gil Blas (spr. schil blas), Titel eines berühmten Romans von Lesage (s. d.).

Gilboa, Gebirge in Palästina, zwischen der Ebene Jesreel und dem Jordanthal bei Bethsean gelegen, auf welchem König Saul mit seinen drei Söhnen im Kampf gegen die Philister das Leben verlor. Jetzt Dschebel Fukua.

Gilbwurz, s. Curcuma.

Gilde. Seit dem epochemachenden Werk von Wilda ("Das Gildewesen des Mittelalters", Halle 1831) schloß man sich allgemein jahrzehntelang bezüglich des Begriffs und Wesens der G. der Wildaschen Auffassung an. Wilda betrachtete die Bezeichnungen G., Brüderschaft, Amt, Innung und Zunft wesentlich als gleichbedeutend, er verstand darunter die freien genossenschaftlichen Vereinigungen (Einungen) des Mittelalters zu den verschiedensten Zwecken: zu gegenseitiger Unterstützung, zur Förderung gemeinsamer Interessen etc.; er unterschied aber dann nach ihrem