Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gilly; Gilm; Gilolo; Gil Polo; Giltebauern; Giltstein; Gil Vicente; Gil y Zárate

348

Gilly - Gil y Zarate.

im Land umher und studierte dann an der königlichen Akademie zu London. Der Beifall, den seine Karikaturen fanden, bestimmte ihn, sich diesem Genre ausschließlich zu widmen, wobei ihm seine unerschöpfliche Phantasie und seine außerordentliche Fertigkeit, die Gesichtszüge der Personen wiederzugeben, sehr zu statten kamen. Seine Karikaturen bezogen sich meist auf die Politik seiner Zeit und deren Träger; doch geißelte er auch andre Thorheiten. Er starb 1. Juni 1815 in London. Seine Blätter wurden gesammelt herausgegeben von Th. Wright (mit Biographie, neue Ausg. 1874).

Gilly, Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, Arrondissement Charleroi, nordöstlich von Charleroi, an der Eisenbahn Luttre-Châtelineau, mit Kohlengruben, Eisenwerken, Glashütten und (1885) 18,896 Einwohnern.

Gilly, Friedrich, Architekt, geb. 16. Febr. 1771 zu Altdamm bei Stettin, Sohn des spätern Geheimen Oberbaurats David G. (1745-1808), arbeitete seit 1788 bei Becherer und Langhans in Berlin. Von dem den Geschmack seiner Zeit beherrschenden Zopfstil wandte er sich, sobald er selbständig geworden, dem genauern Studium der Antike, wie sie in Schrift und Bild erhalten ist, zu. So wurde er der Bahnbrecher der klassischen Richtung, wie sie sich später unter seinem Schüler Schinkel, auf welchen sich seine geniale Anschauungsweise vererbte, so glänzend entfaltete, und darin beruht seine bleibende Bedeutung. Selbständige Werke auszuführen, war ihm nicht vergönnt. Er starb 3. Aug. 1800 in Karlsbad.

Gilm, Hermann von (G. zu Rosenegg), Dichter, geboren 1. November 1812 zu Innsbruck, studierte auf der Universität Innsbruck die Rechte und trat 1837 in den Staatsdienst. Nachdem er an verschiedenen Kreisämtern Tirols, zuletzt in Roveredo, gearbeitet, wurde er 1847 in der Hofkanzlei zu Wien, 1850 im Ministerium des Innern angestellt und 1856 zum Statthaltereisekretär in Linz ernannt. Hier starb er 31. Mai 1864. Begeistert für das Land Tirol, von freisinnigen Anschauungen in Politik und Religion beseelt, zeichnete sich G. als Lyriker durch Frische der Empfindung und Reife der Form aus; namentlich sind seine "Sonette aus Wälschtirol" hervorzuheben. Eine Sammlung seiner "Gedichte" erschien erst nach seinem Tod (Wien 1864-65, 2 Bde.; mit Biographie). Sein Geburtshaus in Innsbruck ist mit einer Marmorbüste geschmückt.

Gilolo, Insel, s. Dschilolo.

Gil Polo (spr. chil), Gasparo, span. Dichter, zwischen 1530-40 zu Valencia geboren, war zuerst Advokat in seiner Vaterstadt, sodann seit 1572 Koadjutor des Vorstehers der Oberrechnungskammer des Königreichs Valencia und ward 1580 nach Barcelona gesandt, um das königliche Patrimonium zu regulieren. Er starb daselbst 1591. G. ist besonders bekannt durch seine Fortsetzung der "Diana" des Montemayor, die zuerst unter dem Titel: "Diana enamorada" zu Valencia 1564 erschien (am besten hrsg. von Cerda, Madr. 1778; neue Aufl. 1802).

Giltebauern, s. Bauerngelden.

Giltstein, s. Topfstein.

Gil Vicente (spr. schil wißeinte), 1) Vater des portug. Dramas, geboren um 1475 wahrscheinlich zu Lissabon, studierte daselbst die Rechte, widmete sich aber, seiner Neigung folgend, bald der dramatischen Kunst und zwar sowohl als Schauspieler wie als Bühnendichter. Sein erster dramatischer Versuch, ein Schäferspiel in spanischer Sprache, das er 1502 zur Feier der Geburt des nachmaligen Königs Johann III. verfaßt und vor dem Hof zur Aufführung gebracht hatte, machte großes Glück. Seitdem dichtete er während der Regierungszeit Emanuels und seines Nachfolgers zu allen größern Jahres- und Hoffesten ähnliche dramatische Spiele, an deren Aufführung sogar der König Johann teilnahm. Seine Tochter Paula, die zugleich Hofdame bei der Infantin Maria war, bildete G. zur vorzüglichsten Schauspielerin ihrer Zeit aus. Von ihr sind die Werke ihres Vaters nach dessen Tode, der bald nach 1536 erfolgt sein muß, zum Druck befördert worden (Lissab. 1562). In neuerer Zeit veranstalteten Bareto Feio und Monteiro einen korrekten Wiederabdruck mit Einleitung und Glossar (Hamb. 1834, 3 Bde.). Die ganz in spanischer Sprache geschriebenen Autos hatte schon vorher Böhl v. Faber in seinem "Teatro español anterior á Lope de Vega" (Hamb. 1832) herausgegeben. Die meisten seiner Stücke, die teils spanisch, teils portugiesisch geschrieben sind (z. B. in der Komödie "Rubena" sprechen vier Personen spanisch, die übrigen portugiesisch), atmen so viel Laune und ursprüngliche Poesie und haben eine so durchaus nationale Färbung, daß sie als die Grundlagen eines Nationallustspiels angesehen werden können. Sie zerfallen in geistliche Stücke (autos), in denen der Einfluß der französischen und lateinischen Mysterien sichtbar ist, in Tragikomödien und Farcen (volksmäßige Possen), die sein Talent in Auffassung der gemeinen Wirklichkeit am glänzendsten beurkunden und mit Recht als des Dichters vorzüglichste Leistungen gelten (deutsch von Rapp im "Spanischen Theater", Bd. 1, Hildburgh. 1868). Zu der nach G. gebildeten Dichterschule gehört Camoens.

2) Portug. Goldschmied, berühmt als Verfertiger der sogen. Custodia di Belem, einer Monstranz aus indischem Gold, welche König Emanuel 1502 zur Erinnerung an die Entdeckung Indiens in das aus demselben Anlaß gegründete Hieronymitenkloster zu Belem bei Lissabon gestiftet hat. Die neuerdings aufgestellte Behauptung, daß der Goldschmied G. und der gleichnamige Dichter eine und dieselbe Person seien, entbehrt der nötigen Begründung.

Gil y Zárate (spr. chil), Don Antonio, berühmter span. Dramatiker der Neuzeit, geb. 1. Dez. 1793 im Escorial, widmete sich dem Studium der mathematischen und physikalischen Wissenschaften und ward 1820 im Ministerium des Innern angestellt, wo er bis zum Offizial des Archivs vorrückte. Die Revolution warf ihn aus dieser Laufbahn, und erst 1826 durfte er nach Madrid zurückkehren. Inzwischen hatte er in Cadiz einige seiner Lustspiele mit Erfolg zur Aufführung gebracht. Im J. 1832 übernahm er die Redaktion der Zeitschrift "Boletin de Comercio", die später den Titel "Eco" annahm, gab aber dieselbe 1835 wieder ab und wurde wieder als Offizial im Ministerium des Innern angestellt. In demselben Jahr noch kam seine Tragödie "Doña Blanca de Borbon" in Madrid zur Aufführung, die, obgleich im streng klassischen Stil gehalten, Beifall fand. Im Geschmack des Romantizismus schrieb er darauf die Tragödie "Carlos II. el hechizado", durch die er sich dauernden Ruhm erwarb, ebenso folgende Stücke: "Rosmunda", "Don Alvaro de Luna", "Masanielo", "Guzman el bueno" (gilt für sein bestes Stück) u. a. Durch die Revolution vom 1. Sept. 1840 verlor G. seine Anstellung, erhielt aber später am Liceo in Madrid die Professur der Geschichte, wurde Mitglied der königlichen Akademie und Vizepräsident in der Abteilung der schönen Litteratur am Ateneo und Liceo. Er starb 27. Jan. 1861 in Madrid. Sein "Manual de literatura" (Madr. 1846, 3 Bde.; 8.