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Gilgenburg - Gillray.
Gilgenburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, Kreis Osterode, an den fischreichen Damerauseen, hat eine evangelische und eine kathol. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 1862 meist evang. Einwohner.
Gilgentag, der 1. September, Gedächtnistag des heil. Ägidius oder Gilig (franz. Gilles, engl. Giles).
Gilgenwurzel, s. Iris Pseudacorus.
Gilgit, Landschaft im nordwestlichsten Teil von Kaschmir, am Südabhang des Karakorum, umfaßt das zwischen 1500 und 1800 m hoch liegende Thal zu beiden Seiten des Flusses G., der aus Kafiristan vom Lahorigebirge kommt und hier in den Indus mündet, und hat ein Areal von 9273 qkm (168 QM.). Die Bewohner (1873: 25,834), vom arischen Stamm mit Beimischung tibetischen Bluts, sind fanatische Mohammedaner (Schiiten) und erzielen bei einem ungleich mildern Klima als im angrenzenden Tibet Reis, Seide und Baumwolle, viel Obst, besonders Granatäpfel, Maulbeeren, Feigen, Melonen und ausgezeichnete Trauben. Getrocknete Aprikosen und Korinthen bilden wichtige Exportartikel. Die tiefe Erosion des Hauptthals erschwert indessen den Verkehr. G. stand früher unter eignen Fürsten; 1860 nahm es der Maharadscha von Kaschmir mit 4000 Mann nahezu ohne Blutvergießen in Besitz und verleibte es seinem Reich ein. Die Stadt gleichen Namens liegt auf einer von mäßig hohen Bergen umgebenen Thalstufe rechts am Fluß G. 1531 m ü. M. und zählt 200 Häuser. S. Karte "Zentralasien".
Gilia Ruiz et Pav., Gattung aus der Familie der Polemoniaceen, einjährige Kräuter mit abwechselnden oder gegenständigen, ganzen oder fiederteiligen Blättern, einzeln, in Köpfchen oder Doldentrauben stehenden, präsentierteller- oder radförmigen Blüten; meist in Kalifornien einheimische Pflanzen, von denen G. achilleaefolia Benth., mit violettblauen Blumen, G. aggregata Don., mit scharlachroten, fein weiß gefleckten Blumen, G. capitata Dougl., mit himmelblauen Blümchen, G. tricolor Benth., mit goldgelben Blumen und schwarzviolettem Schlund, beliebte Gartenpflanzen sind.
Giljaken, ein zu den Arktikern oder Hyperboreern gehöriger Volksstamm, ein Überrest der Aino in der alten Heimat, aus welcher dieselben auf die Inseln verdrängt wurden. Sie wohnen teils auf der Insel Sachalin, teils auf dem Kontinent, im ostsibirischen Küstengebiet, am untern Amur und an der der Mündung dieses Flusses zunächst liegenden Meeresküste. Bei den Mandschu heißen sie Chedschen und Fiaka, sie selbst nennen sich Manguni ("Flußmenschen"), bisweilen auch Chedé (die "Untern"); ihre Zahl wird auf 8000 geschätzt, wovon 3000 auf Sachalin, und soll seit der russischen Okkupation des Landes sich bedeutend vermindern. Sie treiben Jagd und Fischfang und sind im Rudern und Bergsteigen Meister, zeichnen sich aber sonst im allgemeinen nicht durch Schnelligkeit und Gewandtheit ihrer Körperbewegungen aus. Sie sind unter dem mittlern Wuchs (obschon kleine Leute selten vorkommen), proportional gebaut, mit verhältnismäßig breiten Schultern, stark entwickelter Brust und kleinen Händen und Füßen. Das dichte schwarze Haar wird zu einem Zopf zusammengeflochten; die Gesichts- und Hautfarbe ist bräunlich (s. Tafel "Asiatische Völker", Fig. 4). Ihre Hauptnahrung sind Fische, die teils roh, teils gedörrt gegessen werden. Fleisch wird verhältnismäßig selten verspeist; Thee und Branntwein sind sehr beliebt; dem Rauchen huldigen beide Geschlechter von Kindheit an. Ihre Wohnungen sind aus dünnen Tannenbalken zusammengefügte Häuser ohne Rauchfang auf dem Dach und mit ausgespannten Fischhäuten in den Fensterhöhlen; ihrer 3-6, seltener 12 oder mehr, bilden ein Dorf. Die G. glauben an ein höchstes Wesen, sind aber aus dem Fetischismus noch nicht heraus. Der Bär, der schlechte Menschen bei Lebzeiten bestraft, erscheint ihnen als Vollzieher der göttlichen Beschlüsse. Vgl. Seeland, Die G. ("Russische Revue", Bd. 21, 1882).
Gilkenkraut, s. Calendula.
Gill, kleinstes engl. Flüssigkeitsmaß, = 1/32 Gallon = 14,2 Zentiliter.
Giller, Agaton, poln. Schriftsteller, studierte in Warschau, wurde wegen Teilnahme an einer geheimen Verbindung nach Sibirien deportiert, war 1863 Mitglied der polnischen Nationalregierung in Warschau, hielt sich später in Paris und bis zu seiner 1879 erfolgten Ausweisung in Galizien auf. Er veröffentlichte: "Denkwürdigkeiten" (Par. 1868); "Geschichte des polnischen Aufstandes von 1863" (Krak. 1881, 3 Bde.); "Aus der Verbannung" (Lemb. 1884, 2 Bde.) u. a.
Gilles (spr. schil), franz. Vorname, s. v. w. Ägidius.
Gillig, Jacob, holländ. Maler, geb. 1636 zu Utrecht, malte Stillleben von Fluß- und Seefischen von großer Naturwahrheit und koloristischer Virtuosität, später auch Porträte. Ein Stillleben aus Flußfischen von 1668 besitzt die Berliner Galerie. Er starb um 1688.
Gilling (die), nach innen gewölbter Teil des Hinterschiffs; auch die Abweichung von der geraden Linie an den Seiten der Segel.
Gillisland, Nordpolarland, nordöstlich von Spitzbergen unter 81½° nördl. Br. und 36° östl. L. v. Gr., wurde 1707 zuerst vom Holländer Gillis erblickt, aber nie betreten. Vielleicht ist das unter 79° nördl. Br. und 26½-32½° östl. L. liegende König Karls- oder Wicheland, welches 1617 vom Engländer Wiche zuerst gesehen, 1859 von Karlsen zum zweitenmal entdeckt, 1870 vom Grafen Zeil und von Heuglin benannt und 1872 von mehreren norwegischen Kapitänen besucht wurde, identisch mit G., dessen Name eine Zeitlang auf Wicheland übertragen worden ist; doch hat Petermann gegen diese Auffassung Protest eingelegt. S. Karte "Nordpolarländer".
Gilliss, James, Astronom, geb. 6. Sept. 1811 zu Georgetown in Columbia, diente 1827-33 in der Kriegsmarine der Vereinigten Staaten, studierte dann zu Charlottesville und Paris Mathematik und Physik, ward 1836 Assistent beim Depot of Charts and Instruments zu Washington und bald darauf Direktor dieser Anstalt. Im J. 1842 erwirkte er beim Kongreß die Gründung des Naval Observatory zu Washington und befehligte 1849-52 die United States Naval Astronomical Expedition to the Southern Hemisphere. 1861 ward er Direktor der Marinesternwarte zu Washington und starb 9. Febr. 1865 daselbst. Er schrieb: "Report on the erection of the depot of charts and instruments" (Washingt. 1845); "Magnetical and meteorological observations" (das. 1845); "Astronomical observations" (das. 1846); "The United States Naval Astronomical Expedition to the Southern Hemisphere during the years 1849-52" (das. 1855-59, 6 Bde.).
Gillotage (franz., spr. schijotahsch), s. Panikonographie.
Gillray (spr. -re), James, Karikaturenzeichner und Radierer, geboren um 1757 in England, lernte erst als Schriftstecher, zog mit einer Schauspielertruppe