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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Goldene Ader - Goldenes Kalb.

Bergbauschule (Jarvis Hall) und (1880) 2730 Einw. Dabei Goldgruben.

Goldene Ader, s. Hämorrhoiden.

Goldene Aue (Güldene Au), eine der fruchtbarsten, anmutigsten Landschaften Thüringens, umfaßt einen Teil des von der Helme durchflossenen Thals zwischen dem südlichen Harzrand, den gegenüberliegenden Höhenzügen der Windleite und dem Kyffhäusergebirge, beginnt bei Nordhausen und reicht südöstlich, immer breiter werdend, bis gegen Artern. Die G. A., welche mit dem östlich anstoßenden Rieth jedenfalls ein alter Seegrund ist mit einer Meereshöhe von 145-180 m, wurde sehr früh kultiviert, weil in dem nahen Memleben und zu Wallhausen die Kaiser aus dem sächsischen Haus ihren Lieblingsaufenthalt hatten. Vgl. Dietrich, Merkwürdigkeiten der Güldenen Aue (Roßla 1879).

Goldene Bulle, s. Bulle, Goldene.

Goldene Hochzeit, die Festfeier nach einer zurückgelegten 50jährigen Ehe, bei welcher das Ehebündnis von neuem kirchlich eingesegnet zu werden pflegt. Die nächsten Angehörigen bringen dazu dem Jubelbrautpaar goldene Kränze und Sträuße.

Goldene Horde, der Herrscherstamm der Niutschen in Nordchina, der mächtigsten Nation in der mongolischen Völkerfamilie im 12. Jahrh. Aus ihr ging Temudschin oder Dschengis-Chan (s. d.) hervor. Mit Völkern tatarischen Stammes gemischt, gründete die G. H. in der Mitte des 13. Jahrh. in den weiten Steppen zwischen Dnjestr und Ural das Reich der Kiptschak. Von der Hauptstadt Sarai aus herrschten die Chane der Goldenen Horde zwei Jahrhunderte lang über das russische Volk. Im 15. Jahrh. zerfiel indes das Reich durch innere Zwietracht, bis 1502 der letzte Chan von Kiptschak gestürzt wurde.

Goldene Mark, s. Eichsfeld.

Goldene Mitte (goldene Mittelstraße), Bezeichnung des richtigen Maßes zwischen dem Zuviel und Zuwenig, nach dem lat. aurea mediocritas des Horaz (Od., II, 10, 5).

Goldene Pforte, Name zweier reich mit Skulpturen geschmückter Portale am Dom zu Freiberg (s. Tafel "Bildhauerkunst V", Fig. 4 u. 5) und an der Annenkirche zu Annaberg in Sachsen.

Goldene Rose (Rosa aurea), päpstliches Gnadengeschenk, in einer goldenen, mit Diamanten besetzten Rose bestehend, welche durch Besprengung mit Weihrauch etc. wohlriechend gemacht und vom Papst in Gegenwart des Kardinalkollegiums am sogen. Rosensonntag (Sonntag Lätare) unter besondern Zeremonien geweiht wird. Urban V. soll um 1366 die erste G. R. geweiht haben. Friedrich der Weise erhielt 1518 eine solche Rose mit der Anmutung, Luther und seine Lehre zu unterdrücken. Überhaupt wird die G. R. zumeist fürstlichen Personen verliehen.

Goldener Schnitt (lat. Sectio aurea), in der Mathematik Einteilung einer Linie in zwei Teile, die sich so zu einander verhalten wie der größere von beiden (ac) zu der ganzen Linie (ab), nach der Formel bc:ac = ac:ab. Das Verhältnis des kleinern Teils zum größern ist ungefähr wie 5:8 (s. Figur). Nach Zeising ist der Goldene Schnitt als ästhetisches Gesetz in betreff des Baues des menschlichen Körpers nachgewiesen, insofern bei dessen Länge vom Scheitel bis zur Sohle der Einteilungspunkt nach dem Goldenen Schnitt in die Gegend der Rippengrenze falle. Vgl. Zeising, Neue Lehre von den Proportionen des menschlichen Körpers (Leipz. 1854); Derselbe, Der Goldene Schnitt (das. 1884). In dem 1509 erschienenen Buch des Minoriten Lukas Pacioli: "Divina proportione" werden alle denkbaren Anwendungen der "Sectio aurea" registriert. Zu einer Norm für menschliche Schönheit und Gestaltbildung hat die Lehre vom Goldenen Schnitt zur praktischen Verwendung für Künstler Joh. Bochenek ("Kanon aller menschlichen Gestalten und Tiere", Berl. 1885) ausgebildet, welcher die Ansicht vertritt, daß sich die Griechen bereits des Goldenen Schnittes für ihre menschlichen, tierischen und architektonischen Bildungen bedient hätten, und daß derselbe mit dem Kanon des Polyklet identisch sei. Vgl. ferner Wittstein, Der Goldene Schnitt und die Anwendungen desselben in der Kunst (Hannov. 1874); Pfeifer, Der Goldene Schnitt (Münch. 1885); Matthias, Die Regel vom Goldenen Schnitt im Kunstgewerbe (Leipz. 1886).

^[Abb.: Goldener Schnitt.]

Goldener Sonntag, ein Sonntag, der mit dem Quatember zusammenfällt; gilt als besonders glücklich. Kinder, die an einem goldenen Sonntag geboren sind, haben nach dem Volksaberglauben namentlich die Fähigkeit des Geistersehens.

Goldener Sporn (Orden vom Goldenen Sporn, jetzt St. Silvester-Orden, Equites auratae militiae), päpstlicher Orden, der Sage nach von Konstantin oder Papst Silvester, wahrscheinlich aber von Paul IV. 1559 gestiftet. Die Ritter führten den Titel "lateranische Hofpfalzgrafen", und das Recht, den Orden zu verleihen, besaßen nicht nur die Päpste, sondern auch die Nunzien, die Prälaten, welche Mitglieder des päpstlichen Gerichtshofs waren, manche andre Prälaten, ebenso Fürsten, z. B. der König von Ungarn etc. Dadurch verlor der Orden an Ansehen. Erst 1815 ward diesem Unfug gesteuert, und Papst Gregor XVI. gab dem Orden 1841 eine neue Einrichtung. Derselbe sollte fortan "als Belohnung ausgezeichneter Rechtschaffenheit an religiöse und in Kunst und Wissenschaft erfahrene Leute, welche sich um den Katholizismus, die Menschheit und den apostolischen Stuhl verdient machen", verliehen werden. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, weiß emailliertes Malteserkreuz mit Strahlen zwischen den Flügeln, an dessen beiden untern Flügelspitzen ein kleiner goldener Sporn hängt. Im Mittelschild befindet sich auf blauem Email das Brustbild des heil. Silvester und darum die goldene Inschrift: "Sanctus Silvester Pont. Max." Auf dem Revers steht die Zahl MDCCCXLI und darum: "Gregorius XVI. restituit". Der Orden hat zwei Grade und wird von den Komturen um den Hals, von den Rittern kleiner im Knopfloch getragen. Das Band ist rot und schwarz gestreift. Der Orden hat eine besondere Uniform, über welcher das Kreuz an einer Kette getragen wird. Vgl. Imolese, Memorie storiche dell' ordine aureato ossia dello sperone d'oro (Rom 1841).

Goldenes Buch, im alten Venedig die Adelsmatrikel, das Buch, worin die adligen Geschlechter, als zur Teilnahme an der Regierung berechtigt, eingetragen waren; in Frankreich während der Restauration das Verzeichnis der Pairs von Frankreich.

Goldenes Horn, Meerbusen, s. Chrysun Keras. G. H. hieß auch der eigentümlich geformte Herzogshut der Dogen von Venedig.

Goldenes Kalb, nach Luthers Bibelübersetzung das goldene Stierbild, das König Jerobeam I. von Israel zu Bethel und Dan dem Jehovah errichten ließ, und dessen Kult durch ihn zur offiziellen Form des Gottesdienstes im ganzen nördlichen Reich erhoben wurde, im Gegensatz zum Kultus im Reiche Juda (1. Kön. 12, 28 ff.). Die Erzählung, daß be-^[folgende Seite]