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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Goldenes Vlies; Goldenes Zeitalter; Goldene Zahl; Goldenstein; Goldenthal; Goldfarbe

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Goldenes Vlies - Goldfarbe.

reits Aaron in der Wüste auf Verlangen des Volkes ein g. K. errichtet habe (2. Mos. 32), wird von den Gelehrten für ein späteres tendenziöses Einschiebsel erklärt, wofern das Aaronsche Kalb nicht für eine Nachbildung des ägyptischen Serapis zu halten ist. Jetzt gebraucht man den Ausdruck g. K. oft im übertragenen Sinn für Mammon.

Goldenes Vlies, 1) s. Argonauten. - 2) Orden vom Goldenen Vlies (Ordre de la Toison d'or, Aureum Vellus, Toisonorden), österreich. und span. Orden, wurde von Philipp dem Guten, Herzog von Burgund, 10. Jan. 1429, dem Tag seiner Vermählung mit Isabella von Portugal in Brügge, "zum Lob und Ruhm des Erlösers der Jungfrau Maria und des heil. Andreas wie zum Schutz und zur Förderung des christlichen Glaubens und der heiligen Kirche, zur Tugend und Vermehrung guter Sitte gestiftet". Die Benennung des Ordens beruht wahrscheinlich darauf, daß Philipp damit auf den Kreuzzug nach Syrien, den er vorhatte, als auf einen neuen Argonautenzug hat hindeuten wollen. Die Stiftungsurkunde datiert aus Rethel vom Januar 1431; die ersten Statuten erschienen in 66 Kapiteln zu Lille 27. Nov. 1434, denen im Haag 1456 noch 21 hinzugefügt wurden. Von Anfang an war es Bedingung der Aufnahme, von altem, unbescholtenem Adel zu sein und hervorragende Dienste geleistet zu haben. In den ersten zwei Jahrhunderten wurde der Orden, der stets nur eine Klasse hatte, bloß an Fürsten und Edelleute vom höchsten Rang verliehen. Das Ordenskapitel, das aus sämtlichen Rittern bestand und anfangs jährlich, später alle drei Jahre sich versammeln sollte, zuletzt aber nur, wenn es der Ordensmeister berief, zusammenkam, ernannte die Ritter durch absolute Stimmenmehrheit. In den Kapiteln wurde strenge Zensur über alle Ritter geübt, Strafen und Verweise erteilt. Die Ritter hielten fest zusammen, jede Unbill war der Gesamtheit geschehen; für gefangene Ritter mußte das Lösegeld aufgebracht werden. 1559 ward das letzte Kapitel abgehalten. Philipp II. hatte von Papst Gregor XIII. die Erlaubnis erhalten, die Ritter selbst zu ernennen. Damit wurde der Orden ein andrer, und die Zahl der Ritter (bislang 31) war von da an unbestimmt. Infolge der Vermählung Marias von Burgund mit dem Erzherzog Maximilian von Österreich ging die Großmeisterstelle des Ordens nach den Statuten an das habsburgische Haus über. Als der spanische Zweig des habsburgischen Hauses erlosch, prätendierten Karl VI. von Österreich und Philipp V. von Spanien je für ihre Krone das ausschließliche Recht der Ordensverleihung. Die Frage blieb streitig und wurde häufig Gegenstand von Verhandlungen; aber das österreichische Haus hat niemals den spanischen Zweig des Ordens und die spanischen Ernennungen anerkannt. Spanien hat stets einer laxern Observanz in der Verleihung gehuldigt: während Österreich seine Ritter unter Fürsten und dem hohen Adel sucht, nur Katholiken aufnimmt, hatte Spanien 1873 mehrere bürgerliche, 11 protestantische und sogar 2 mohammedanische Vliesritter. In Spanien bezahlen die Ritter bei der Aufnahme 7500 Frank. Alle Rundschreiben werden in französischer Sprache erlassen. Im ganzen wurden seit der Gründung, also von 1429-1871, 975 Vliese verliehen. Die Zahl ist weder in Spanien noch in Österreich fixiert. Das Ordenszeichen ist ein goldenes Widderfell, das an einem blau emaillierten, flammenspeienden Feuerstein hängt, über dem sich in Österreich auf goldenem Band ein Drachentöter und auf gewundenem Knoten der Wahlspruch: "Pretium laborum non vile" befindet, während in Spanien der gewundene Knoten von Gold ohne Inschrift ist. Dies Zeichen wird an Festtagen an einer aus Feuerstählen und flammenspeienden Feuersteinen (dem Emblem Burgunds) bestehenden Kette, sonst an rotem Band getragen. Die Ordenskleidung besteht für Österreich in einem samtenen hochroten, mit weißem Taft gefütterten Talar, über welchen ein purpurfarbiger, mit weißem Atlas gefütterter langer Mantel geworfen wird, dessen breite Randstickerei möglichst oft die Feuerstein- und Stahlkette mit den hervorsprühenden Funken zeigt. Auf dem äußersten Saum des Mantels prangen auf dem weißen Atlas wiederholt die Worte: "Je l'ay empris". Zur Kopfbedeckung dient eine Mütze von purpurfarbigem, goldgesticktem Samt mit herabfallendem Mäntelchen, auf der linken Seite mit herabhängender glatter Streifbinde. Den Beschluß der Tracht machen Schuhe und Strümpfe von roter Farbe. Die spanischen Vliesritter haben dieselbe Tracht, doch ohne Mantel. Der Tag des Ordensfestes ist in Wien der St. Andreastag oder der darauffolgende Sonntag. Am Dreikönigstag ist in der Hofkirche Toisonamt. Der Orden hat einen Kanzler, einen Schatzmeister, Greffier und Wappenkönig. Vgl. Chifletius, Breviarium ordinis Velleris aurei (Antw. 1651); Pinedo y Salazar, Historia de la insigne órden de Toyson de oro (Madr. 1787); Reiffenberg, Histoire de l'ordre de la Toison d'or (Brüss. 1830); Zoller, Der Orden vom Goldenen Vlies (Altenb. 1879). S. Tafel "Orden".

Goldenes Zeitalter, das erste der vier (oder fünf) Zeitalter, welche der Mythus nach Entstehung der Welt annahm, in welchem die Menschen ein schuld- und sorgloses Leben führten; daher der für irgend ein Bestreben in einem Volke günstigste Zeitraum, wie z. B. das goldene Zeitalter der römischen Litteratur etc. Vgl. Pfleiderer, Die Idee eines goldenen Zeitalters (Berl. 1877). Weiteres s. Zeitalter.

Goldene Zahl (Güldene Zahl), die Zahl, welche anzeigt, das wievielste von den 19 Jahren eines Mondcyklus irgend ein Jahr ist (s. Cyklus und Kalender). Der Name rührt vermutlich davon her, daß diese Zahl in den alten Kalendern mit goldenen Buchstaben bezeichnet zu werden pflegte, oder davon, daß nach einigen die Berechnung des Meton, welche dem Cyklus von 19 Jahren zu Grunde liegt, in Athen auf der Mauer der Pnyx mit goldener Schrift eingegraben war.

Goldenstein, Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Schönberg, an einem Quellbach der March, mit (1881) 1460 Einw., die Landbau und Flachshandel betreiben. In der Nähe Graphitgruben.

Goldenthal, Jakob, Orientalist, geb. 1815 zu Brody in Galizien, gest. 27. Dez. 1868 als Professor an der Universität in Wien. Verdienstvoller als seine selbständigen Arbeiten (teilweise in den Denkschriften der Wiener Akademie, deren korrespondierendes Mitglied er war) sind die von ihm veranstalteten Ausgaben mehrerer handschriftlichen Werke aus der ältern jüdischen Litteratur, wie: Algazzalis "Meisan al-Almal" (Leipz. 1839), Todrosis hebräische Bearbeitung des Averroesschen Kommentars zu Aristoteles' "Rhetorik" (das. 1842), "Kalonymi apologia Maimonidis" (das. 1845), Nissim ben Jakobs "Clavis talmudica" (Wien 1847), "Rieti und Marini oder Dante und Ovid in hebräischer Umkleidung" (das. 1851) u. a. Auch schrieb er eine arabische Grammatik in hebräischer Sprache (Wien 1857).

Goldfarbe, s. Goldlegierungen.