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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gorontálo; Gorostīza; Gorové; Görres

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Gorontalo - Görres.

Kirche, einige Lohgerbereien und (1880) 4449 Einw. Im Kreis wird viel Lein gezogen.

Gorontálo (Gunong Tello), Stadt auf der Südküste der Nordhalbinsel von Celebes, oberhalb der Mündung des gleichnamigen Flusses in den Golf von Tomini, Sitz eines eingebornen, unter Oberhoheit der Niederländer stehenden Fürsten, mit einem holländischen Fort und ca. 8000 Einw.

Gorostīza, Don Manuel Eduardo de, span. Lustspieldichter, geb. 13. Nov. 1791 zu Veracruz in Mexiko, wo sein Vater Gouverneur war, erwarb sich zuerst durch seine Lustspiele: "Indulgencia para todos", "Las costumbres de antaño" und "Don Dieguito", welche 1815 in Madrid mit großem Beifall aufgeführt wurden, einen Namen. Als Anhänger der Konstitution von 1820 mußte er gleich vielen andern seiner Landsleute nach der Restauration von 1823 nach England flüchten, von wo aus er mit großem Eifer für die Anerkennung der Unabhängigkeit Mexikos seitens der europäischen Höfe wirkte. Bald darauf wurde er mexikanischer Botschafter in London, später in Paris, wo er den Handels- und Allianzvertrag mit der französischen Regierung abschloß. In diese Zeit fällt die Abfassung seines berühmtesten Lustspiels: "Contigo pan y cebolla", welchem Scribe die Idee zu seinem Vaudeville "Une chaumière et son cœur" entnommen hat. In sein Vaterland zurückgekehrt, wurde G. Staatsrat und Direktor des Theaters zu Mexiko. Eine Auswahl seiner dramatischen Schriften erschien in 2 Bänden (Brüssel 1825) und im "Teatro moderno español" (Madr. 1836-38, 4 Bde.).

Gorové, Stephan, ungar. Minister, geb. 1819 zu Pest, betrat frühzeitig die litterarische Laufbahn. Mit seinem Werk "Nemzetiseg" ("Nationalität"), das 1842 erschien, bethätigte er einen hervorragenden Anteil an der Reformbewegung in Ungarn, und mit seinem zweibändigen Werk "Nyugot" ("Occident") (1844, 2 Bde.) ebnete er sich den Weg in die Akademie. Im Temeser Komitat, wo er auf seinen Gütern lebte, war er der Führer der Opposition. Auf dem Preßburger Landtag 1848 gehörte er zu der gemäßigten, der sogen. Regierungspartei und kämpfte energisch gegen die Blätter der extremen Partei. Nach Unterdrückung der Revolution, während welcher er unausgesetzt Mitglied des Nationalparlaments gewesen, flüchtete er sich ins Ausland, von wo er 1861 in die Heimat zurückkehrte. Er gehörte dann zu den hervorragendsten Mitgliedern der Deákpartei und wurde 1867 im Kabinett Andrássy Minister für Handel, Ackerbau und Gewerbe. Später erhielt er das Portefeuille des Kommunikationsministeriums. Nachdem er 1871 wegen der Annahme des Munizipalgesetzes durch den Reichstag zurückgetreten, war er seit 1876 einer der Führer der ministeriellen Partei und starb 31. Mai 1881 in Pest.

Görres, 1) Jakob Joseph von, deutscher Publizist und Gelehrter, geb. 25. Jan. 1776 zu Koblenz als Sohn eines Floßhändlers und einer italienischen Mutter, studierte Medizin in Bonn, wurde aber 1793 in seinen Studien durch das Hereinbrechen der französischen Revolution unterbrochen. Er wendete sich nun ausschließlich der Politik zu, sprach in Klubs und Volksversammlungen für die Sache der Freiheit und gründete ein Journal: "Das rote Blatt", das, von den französischen Machthabern unterdrückt, unter dem Titel: "Rübezahl" zwar wieder auflebte, aber nach kurzem Bestehen dennoch abermals einging. 1799 an der Spitze einer Deputation nach Paris gesandt, um die Einverleibung des linken Rheinufers in Frankreich zu erwirken, überzeugte sich G. dort, daß "in Napoleon der Welt eine Tyrannei erwachse, wie sie seit der Römerzeit nicht mehr eingetreten sei", und verzichtete auf seine Mission. Seine Erfahrungen auf dieser Reise veröffentlichte er in einem besondern Schriftchen: "Resultate meiner Sendung nach Paris im Brumaire VIII". Von der Überzeugung durchdrungen, daß die Sache der Freiheit vorderhand unwiederbringlich verloren sei, zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück, nahm 1804 eine Stelle als Lehrer der Naturgeschichte und Physik bei der Sekundärschule in Koblenz an und widmete sich daneben dem Studium der Arzneikunde sowie der Schellingschen Naturphilosophie. Von seinen Schriften erschienen damals die "Aphorismen über die Kunst" (Kobl. 1802), die "Aphorismen über Organonomie" (das. 1802), die "Exposition der Physiologie" (das. 1805), die "Aphorismen über Organologie" (Frankf. 1805, Bd. 1) und "Glaube und Wissen" (Münch. 1806). Mit einjährigem Urlaub begab er sich 1806 nach Heidelberg, wo seine Privatvorlesungen großen Zulauf hatten, worauf er 1808 nach Koblenz zurückkehrte. Um jene Zeit gab er mit Brentano und Arnim die "Einsiedlerzeitung" heraus, deren mystische Sprache und neue Wortbildung aber keinen Beifall fanden, hierauf allein "Die deutschen Volksbücher" (Heidelb. 1807). Eine Frucht seines Studiums der persischen Sprache war seine "Mythengeschichte der asiatischen Welt" (Heidelb. 1810, 2 Bde.). Auch die Poesie des Mittelalters beschäftigte ihn, und er bewährte seinen Scharfsinn in geistreichen Kombinationen, die er in der Einleitung zu seinem "Lohengrin" (Heidelb. 1813) niederlegte. 1813 warf er sich mit ganzer Macht in die nationale Bewegung und gab seit Februar 1814 den "Rheinischen Merkur" heraus, das bedeutendste politische Blatt jener Zeit, das die Franzosen "eine fünfte Macht" nannten. Mit flammenden Worten sprach dasselbe gegen die französisch Gesinnten in Deutschland und empfahl die Liebe zu deutscher Sprache und Sitte, die Eintracht der Fürsten und Völker, die Erneuerung des Kaisertums, Preßfreiheit, ständische deutsche Verfassungen. Als im Februar 1816 der "Rheinische Merkur" wegen seiner Angriffe auf die preußische Regierung unterdrückt und G. der ihm 1814 von J. ^[Justus] Gruner übertragenen Stelle eines Studiendirektors des Bezirks Koblenz enthoben wurde, ging er mit seiner Familie nach Heidelberg, kehrte aber schon 1817 nach Koblenz zurück, wo er während der großen Teurung einen Hilfsverein stiftete. Daneben arbeitete er fleißig an einer Sammlung "Altdeutscher Volks- und Meisterlieder" (Frankf. 1817). Als er einige Jahre später seine Schrift "Teutschland und die Revolution" (Kobl. 1820) erscheinen ließ, worin er die revolutionären Bewegungen der Zeit unterstützte, wurde von Berlin aus ein Verhaftsbefehl gegen ihn erlassen, dem er durch die Flucht nach Straßburg und der Schweiz entging. Während dieser Zeit erschien von ihm "Das Heldenbuch von Iran aus dem Schah Nameh des Firdusi" (Berl. 1820, 2 Bde.). In den politischen Schriften: "Europa und die Revolution" (Stuttg. 1821), "In Sachen der Rheinprovinzen und in eigner Angelegenheit" (das. 1822), "Die Heilige Allianz und die Völker auf dem Kongreß zu Verona" (das. 1822) legte er seinen patriotischen Grimm über die Einverleibung seiner Vaterstadt und der Rheinlande in die preußischen Staaten nieder, während er in dem Buch "Emanuel Swedenborg, seine Visionen und sein Verhältnis zur Kirche" (Speier 1827) eine bedenkliche Hinneigung zum Ultramontanismus und zu einem unfruchtbaren Mystizismus offenbarte. G. erwartete