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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gorresio; Görschen; Gorschi; Gorton; Gortschakow

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Gorresio - Gortschakow.

fortan die Verwirklichung seiner Hoffnungen von einer Erstarkung der katholischen Kirche und widmete demgemäß seine Feder der Verteidigung der kirchlichen Interessen. Dies führte zu seiner Berufung als Professor der Geschichte an die Universität zu München (1826), wo er bald als das Haupt der eifrigsten Katholiken galt und in seinen Lehrvorträgen und Schriften, namentlich in den "Historisch-politischen Blättern", in enge Verbindung mit der herrschenden hierarchischen Partei trat. Er selbst stellte in der seit 1836 begonnenen Schrift "Die christliche Mystik" (Regensb. 1836-42, 4 Bde.; neue Aufl. 1879, 5 Bde.) ein ebenso vollständiges wie kunstvolles Lehrgebäude der katholischen Mystik auf. Die ganze Kraft seiner gewaltigen Polemik entwickelte er aber in der durch die Kölner Wirren veranlaßten Schrift "Athanasius" (Regensb. 1837, 4. Aufl. 1838), worin er rücksichtslos gegen den Protestantismus und die preußische Büreaukratie zu Felde zog. An Gegenschriften fehlte es nicht; nicht nur Heinrich Leo und Marheineke, der erstere in seinem "Sendschreiben an J. G.", selbst Katholiken ergriffen in den zu Köln gedruckten "Rheinischen Provinzialblättern" die Feder gegen G. Dieser blieb in seiner Schrift "Die Triarier H. Leo, Ph. Marheineke und B. Bauer" (Regensb. 1838) die Antwort nicht schuldig und gab vier Jahre später in dem Buch "Kirche und Staat nach Ablauf der Kölner Irrung" (Weißenb. 1842) sein letztes Wort in dieser Angelegenheit. Zu derselben Zeit verfaßte er auch die zum Besten des Kölner Dombaues bestimmte Schrift "Der Dom zu Köln und das Münster zu Straßburg". Die Schrift "Die Wallfahrt nach Trier" (1845) ist mehr polemischen Inhalts gegen die Richtungen der Zeit, welche der kirchlichen Symbolik, deren Kern und Gehalt G. hier besonders ausführlich darlegt, feindlich entgegentreten. Sein Plan, eine ausführliche "Welt- und Menschengeschichte" zu schreiben, wurde durch seinen Tod vereitelt. Bruchstücke dieses Werkes sind die Abhandlungen: "Die Japhetiden" (Münch. 1845) und "Die drei Grundwurzeln des keltischen Stammes in Gallien" (das. 1845). G. starb 29. Jan. 1848. Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgte seine Tochter Marie G. (Bd. 1-7, Münch. 1854-59; Bd. 8 u. 9, noch 2 Bände Briefe enthaltend, 1874). Ihm zu Ehren wurde bei der Säkularfeier seiner Geburt 1876 die Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaften in katholischem Sinn gegründet, welche ein "Historisches Jahrbuch" herausgibt und Preisaufgaben stellt. Vgl. Sepp, G. und seine Zeitgenossen (Nördling. 1876); Galland, J. v. G. in seinem Leben und Wirken (Freib. i. Br. 1876).

2) Guido, Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 28. Mai 1805 zu Koblenz, studierte in Bonn Geschichte und Philosophie, wandte sich der Schriftstellern zu und begründete 1838 mit G. Phillips die "Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland", welche nach seinem Tod von E. Jörg fortgesetzt wurden. Er starb 14. Juli 1852. Wir nennen von seinen Werken: "Die Jungfrau von Orléans nach den Prozeßakten und gleichzeitigen Chroniken" (Regensb. 1834, als Jugendschrift abgekürzt 1835; von beiden 2. Aufl. 1883); "Festkalender in Bildern und Liedern" (Münch. 1835-39, 3 Bde.); "Schön Röslein" (mit Zeichnungen von Pocci u. a., das. 1835, neue Ausg. 1883); "Marienlieder" (das. 1842, 3. Aufl. 1853); "Das Leben der heil. Cäcilia", episches Gedicht (das. 1843); "Der hürnen Siegfried" (mit Lithographien nach Kaulbach, Schaffh. 1843); "Gedichte" (Münch. 1844); "Die Gottesfahrt nach Trier und des Teufels Landsturm", zwei Gedichte (Kobl. 1844); "Die arme Pilgerin zum heiligen Rock", Gedicht (das. 1846); "Das deutsche Hausbuch" (Münch. 1846-47, 2 Bde.). Als Dichter schwächlich-romantisch, fehlte ihm auch in seinen politischen Arbeiten das Talent und die schlagfertige Kraft des Vaters.

Gorresio, Gasparre, Sanskritist, geb. 17. Dez. 1808 zu Bagnasco im Piemontesischen, studierte in Turin, widmete sich dann noch zwei Jahre in Deutschland philologischen und philosophischen Studien und wurde 1832 als Professor an der Militärschule in Turin angestellt, wo er sich an der gelehrten Zeitschrift "Il Subalpino" mit zahlreichen Aufsätzen beteiligte. 1838 von der piemontesischen Regierung behufs indischer Studien nach Paris und London gesandt, bekleidete er nach seiner Rückkehr von 1852 an vier Jahre lang den Lehrstuhl des Sanskrits zu Turin, den ersten, welcher in Italien gegründet wurde. Als Hauptaufgabe setzte er sich die Vollendung der schon ein Jahrzehnt vorher begonnenen Herausgabe und Übersetzung des großen indischen Nationalepos "Râmâyana", welche in 10 Bänden: "Ramayana, poema indiano di Valmichi" (Par. 1843-58) erschien. Die Übersetzung wird von den Gelehrten wegen ihrer Treue, von den Italienern überdies um ihrer Eleganz willen gerühmt. Jedem Band ist eine Einleitung vorausgeschickt, welche sich mit den Fragen über die nationale Epik der Inder beschäftigt. 1862 übernahm G. die Stelle eines Bibliothekars an der Nationalbibliothek zu Turin; auch wurde er zum beständigen Sekretär der Akademie der Wissenschaften zu Turin sowie 1876 zum auswärtigen Mitglied der Pariser Akademie der Inschriften ernannt. Er veröffentlichte seither auch den Anhang des "Râmâyana", den "Uttarakanda", mit Übersetzung und Kommentar (Par. 1867-70) und zahlreiche Abhandlungen in den Denkschriften der Turiner Akademie.

Görschen, s. Großgörschen.

Gorschi (Gorjiu), Kreis in der Kleinen Walachei, vom Shiul durchflossen, mit der Hauptstadt Tirguschu.

Gorton (spr. górt'n), Fabrikort in Lancashire (England), dicht bei Manchester, mit Baumwollspinnerei, chemischer Fabrik, Stärke- und Hutfabriken und (1881) 33,096 Einw.

Gortschakow, alte russ. Familie, welche von Rurik abstammt und unter ihren Vorfahren den heil. Wladimir und Jaroslaw d. Gr., Beherrscher Rußlands, sowie den heil. Michael von Tschernigow zählt. Die namhaftesten Sprößlinge derselben sind:

1) Peter, Fürst, Woiwod von Smolensk, verteidigte in Gemeinschaft mit dem Bojaren Schein diese Stadt 1609-11 zwei Jahre lang gegen Siegmund III. von Polen, bis sie von diesem mit Sturm erobert wurde.

2) Alexander, Fürst, russ. General, geb. 1764, diente unter seinem Oheim Suworow in der Türkei und Polen, zeichnete sich beim Sturm von Praga aus und ward 1798 Generalleutnant. Im Feldzug von 1799 kommandierte er unter Korsakow in der Schlacht von Zürich, wurde dann Militärgouverneur von Wiborg und erhielt 1807 den Oberbefehl über einen Truppenteil in der Bennigsenschen Armee, mit dem er den Marschall Lannes bei Heilsberg zurückwarf und in der Schlacht bei Friedland den rechten Flügel bildete. Im J. 1812 ward er Dirigent des Kriegsministeriums und nach Beendigung des Kriegs General der Infanterie und Mitglied des Reichsrats. Er starb 1825 in Petersburg.

3) Andreas Iwanowitsch, Fürst, russ. General der Infanterie, geb. 1768, wurde 1797 zum Flügeladjutanten des Kaisers Paul und 1798 zum General-^[folgende Seite]