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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Griechische Münzen

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Griechische Litteratur - Griechische Münzen.

voll sind die nach moralischen Gesichtspunkten angelegten Exzerptensammlungen des Johannes aus Stobi, gewöhnlich Stobäus genannt (5. Jahrh.), u. Orions von Theben in Ägypten. - Bedeutend sind die Leistungen der römischen Periode in der Rhetorik (vgl. Rhetoren). Die litterarisch-ästhetische Seite derselben behandelten der schon als Historiker erwähnte Dionysios von Halikarnassos in einer Reihe wertvoller Schriften, in welchen er auf die attischen Redner als Geschmacksmuster hinwies, sowie sein jüngerer Zeitgenosse Cäcilius von Kaleakte und der unbekannte Verfasser der (dem Cassius Longinus fälschlich beigelegten) geistvollen Schrift "Über das Erhabene". Unter den Schriftstellern der Folgezeit, welche über die Theorie des rednerischen Ausdrucks schrieben, wie Demetrios, Älios Aristides, Apsines, Menandros, nimmt den ersten Rang ein Hermogenes von Tarsos (zweite Hälfte des 2. Jahrh.), der scharfsinnigste Rhetor dieser und der vorhergehenden Periode. Praktische Verwertung fand die Rhetorik durch die seit Ende des 1. Jahrh. n. Chr. auftretenden Sophisten. Mit diesem seit Sokrates fast vergessenen Namen bezeichneten sich Männer, welche die Redekunst zur Virtuosität ausgebildet hatten und von Stadt zu Stadt zogen, um sich mit teils improvisierten, teils vorbereiteten Prunkreden über Stoffe der Vorzeit, Tagesfragen, auch Themata allgemeinern Inhalts hören und bewundern zu lassen. Die Blütezeit der Sophistik fällt in das 2. Jahrh. n. Chr., dessen Kaiser den wissenschaftlichen Bestrebungen der Griechen ihre dauernde und freigebige Huld zuwandten; im 3. Jahrh. zurückgedrängt, trat sie noch einmal in der Mitte des 4. Jahrh. hervor, um im Bund mit der Philosophie die erfolglose Verteidigung des heidnischen Glaubens gegen das Christentum zu führen. Ihr Verdienst ist, jahrhundertelang die Kenntnis der antiken Litteratur lebendig erhalten und der hereinbrechenden Barbarei einen kräftigen Damm entgegengesetzt zu haben. Als die gefeiertsten Sophisten der Blütezeit sind zu nennen: Dion Chrysostomos von Prusa, Favorinus von Arelate, Antonios Polemon von Laodikeia, Herodes Attikos, Älios Aristides von Adriani in Mysien und Lukianos von Samosata (um 190 n. Chr.), wegen seiner Originalität und Vielseitigkeit für uns der interessanteste. Auch der gelehrte Römer Claudius Älianus von Präneste, der Verfasser zweier erhaltener Sammlungen von allerlei Merkwürdigkeiten, sowie der schon unter den Attizisten erwähnte Pollux zählten zu den Sophisten. Der bedeutendste Vertreter der Richtung im Anfang des 3. Jahrh. ist Flavius Philostratos von Lemnos, wie Lukianos ein vielseitiger und origineller Schriftsteller. Dem 4. Jahrh. gehören an Himerios von Prusias, der Kaiser Julianos, Libanios von Antiochia, Themistios aus Paphlagonien und Synesios von Kyrene, der letzte Sophist von Bedeutung. Ein eigentümliches Produkt der sophistischen Litteratur sind die fingierten Briefe, welche meist die Bestimmung hatten, kleine Genrebilder des gesellschaftlichen Lebens zu geben. Das Bedeutendste leistete auf diesem Gebiet Alkiphron (im 2. Jahrh.); neben ihm ist außer Älian und Philostratos zu nennen sein Nachahmer Aristänetos (5. Jahrh.). Ebenfalls unter dem Einfluß der sophistischen Richtung kam in dieser Periode zu selbständiger Ausbildung der erotische Roman, dessen Anfänge schon in den erotischen Dichtungen der Alexandriner wurzeln. Eins der ältesten Erzeugnisse dieser Gattung ist der nur im Auszug erhaltene Liebesroman des Syrers Iamblichos (um 175). Der Folgezeit bis ins 5. Jahrh. gehören an die noch vorhandenen Romane des Xenophon von Ephesos, Heliodoros von Emesa, Longos, Achilleus Tatios von Alexandria und Chariton von Aphrodisias. - Von den philosophischen Schriftstellern dieser Periode sind außer den schon genannten Plutarch, Arrianos und Galenos zu erwähnen Diogenes von Laerte (um 150), Verfasser eines wüsten und unkritischen, aber wegen des aufgespeicherten Materials höchst wertvollen Werkes über das Leben und die Lehrmeinungen berühmter Philosophen, und der gelehrte und scharfsinnige Arzt Sextus, genannt "der Empiriker" (Anfang des 3. Jahrh.), mit seinen im Geiste des Skeptizismus geschriebenen Werken. Der gegen Mitte des 3. Jahrh. in Alexandria aufkommende Neuplatonismus brachte noch eine Reihe philosophischer Schriftsteller hervor, wie Plotinos, Porphyrios, Iamblichos und Proklos. Mit der Ausweisung der letzten Philosophen aus Athen durch Justinian 529 hat der Hellenismus sein thatsächliches Ende erreicht, und es beginnt die byzantinische Zeit, welche Selbständiges und zum Teil Anerkennenswertes nur auf dem Gebiet der Geschichte leistete (s. Byzantiner), aber durch Ausnutzung der noch vorhandenen Schätze der alten Litteratur in Sammelwerken, Schollen u. a. sich auch große Verdienste um unsre Kenntnis des Altertums erworben hat (s. Suidas, Tzetzes, Eustathios 4).

Vgl. Fuhrmann, Handbuch der klassischen Litteratur der Griechen (Leipz. 1804-1808, 3 Bde.); Mohnike, Geschichte der Litteratur der Griechen und Römer (Greifsw. 1813); Groddeck, Initia historiae Graecorum literariae (2. Aufl., Wilna 1821-23); Schöll, Geschichte der griechischen Litteratur (a. d. Franz., mit Berichtigungen und Zusätzen von Schwarze und Pinder, Berl. 1828-30, 3 Bde.); Bernhardy, Grundriß der griechischen Litteratur (Halle 1836-45, 2 Bde.; Bd. 1, 4. Bearbeitung 1875; Bd. 2, 3. Bearbeitung 1867-72, 2 Tle.); K. O. Müller, Geschichte der griechischen Litteratur bis auf Alexander d. Gr. (Bresl. 1841, 2 Bde., unvollendet; 4. Aufl. von Heitz, Stuttg. 1882); Munk, Geschichte der griechischen Litteratur (3. Aufl. von Volkmann, Berl. 1879-80, 2 Bde.); Mure, Critical history of the language and literature of ancient Greece (Lond. 1850-57, 5 Bde.); Nicolai, Griechische Litteraturgeschichte (2. Aufl., Magdeb. 1873-1878, 3 Bde.); Burnouf, Histoire de la littérature grecque (Par. 1869, 2 Bde.); Bergk, Griechische Litteraturgeschichte (Bd. 1, Berl. 1872; Bd. 2 u. 3, von Hinrichs bearbeitet, 1883-84); Stoll, Die Meister der griechischen Litteratur (Leipz. 1878); Mähly, Geschichte der antiken Litteratur (das. 1880); Mahaffy, History of classical Greek literature (Lond. 1880, 2 Bde.); Sittl, Geschichte der griechischen Litteratur (Münch. 1883 ff., 3 Bde.).

Griechische Münzen, in der antiken Numismatik Bezeichnung aller nichtrömischen Münzen. Sie zerfallen in Autonom- und Königsmünzen, von selbständigen Staaten und Königen (nummi populorum, urbium, regum) und unter den römischen Kaisern geprägte (n. imperatorii), welch letztere neben dem Namen und Lokaltypus der Stadt meist das Bildnis des Kaisers, der Kaiserin oder der Prinzen (Caesares) tragen. In Sammlungen befolgt man das von Pellerin und Eckhel aufgestellte geographische, mit Hispania beginnende, mit Afrika endende System. Kunstgeschichtlich gewähren die griechischen Münzen, weit mehr als alle andern Überreste, ein ebenso vollständiges wie großartiges Bild der Entwickelung grie-^[folgende Seite]