Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

851

Grotta Ferrata - Grotto.

mittelung von Cornelius es durchsetzte, nach Düsseldorf zu gehen. Hier verbrachte er, mit Ausnahme eines kurzen Aufenthalts in Antwerpen, die nächsten Jahre und wählte nach Sohns Tod (1867) Lasch zu seinem Lehrer. Das Illustrieren, welches er schon früher angefangen, setzte er hier fort und stattete Schiller, Goethe, Lessing und andre Dichter für die Klassikerausgabe der Groteschen Buchhandlung in Berlin mit vielen Bildern aus, die von der Gabe glücklicher Charakteristik und anmutiger Formgebung zeugen. Dann beteiligte er sich an der Illustration der Goethe-Ausgabe der Deutschen Verlagsanstalt und illustrierte gemeinsam mit E. Kanoldt Eichendorffs Idyll "Aus dem Leben eines Taugenichts". Er hat auch Entwürfe für kunstgewerbliche Arbeiten angefertigt und dekorative Wandmalereien in Düsseldorf, Bochum u. a. O. ausgeführt.

Grotta Ferrata, ein 4 km südwestlich von Frascati (s. d.) bei Rom gelegenes kastellartiges Kloster der Basilianer, 1002 vom heil. Nilus gestiftet, hat in seiner Kirche berühmte Fresken von Domenichino von 1610, mit Darstellungen aus dem Leben des heil. Nilus; s. Frascati.

Grottaglie (spr. -tallje), Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Taranto, hat (1881) 8880 Einw., Weinbau, Bienenzucht, Seiden- und Baumwollindustrie.

Grottammare, Flecken in der ital. Provinz Ascoli-Piceno, Kreis Fermo, am Adriatischen Meer und der Eisenbahn Ancona-Brindisi, mit (1881) 1965 Einw., Seidenfilande, Weinstein- und Mineralölraffinerie; G. ist Geburtsort Sixtus' V., der dann als Papst den (unvollendeten) Hafen anlegen ließ.

Grottau, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Reichenberg, an der Neiße und der Zittau-Reichenberger Eisenbahn, mit (1880) 3302 Einw., Schafwollspinnerei und -Weberei, Färberei und Appretur, Fabrikation landwirtschaftlicher Geräte und Ziegeleien. In dem benachbarten Görsdorf große Baumwollwarenfabrik und Braunkohlenbergbau. Östlich von G. liegt das 1044 erbaute Schloß Grafenstein.

Grotte, gewölbte natürliche oder künstliche, nicht selten mit Nischen versehene Höhle von geringer Tiefe, im Altertum oft einzelnen Gottheiten und Nymphen geweiht, wie z. B. die G. der Sibyllen, der Egeria bei Rom etc. Wie im Altertum, so dienen auch noch jetzt die Grotten bei Gartenanlagen und sind, wie in den englischen Anlagen und Parken, treue Nachbildungen natürlicher Höhlen, gewöhnlich mit Moos, Muscheln, Tropfsteingebilden und rinnendem oder springendem Wasser verziert. Derartiges Grottenwerk (franz. rocaille) war besonders im vorigen Jahrhundert, auch als Dekoration eines Innenraumes, beliebt und gehört zu den charakteristischen Eigentümlichkeiten des Rokokostils, dessen Name von rocaille hergeleitet wird.

Grotte, Le, Stadt in der ital. Provinz Girgenti (Sizilien), an der Eisenbahn Catania-Girgenti, in öder, allenthalben von Schutthalden bedeckter Gegend, inmitten der größten Schwefeldistrikte von Sizilien gelegen, mit (1881) 8775 Einw., meist armen Arbeitern in den bedeutenden Schwefelbergwerken.

Grottenstein, s. v. w. Süßwasserkalk, Tuffstein.

Grottesk, s. Grotesk.

Grottger, Arthur, poln. Maler, geb. 1837 zu Lemberg, begann seine Studien in der Heimat und begab sich später nach Wien, wo er Schüler der Akademie wurde. Seine geniale, durch patriotische Begeisterung gehobene Begabung offenbarte sich schon frühzeitig in einem Cyklus von Kohlezeichnungen, welche den polnischen Aufstand in seiner Heimat behandelten und in der Leidenschaftlichkeit der Schilderung an Matejko erinnern. Doch fand er nicht die Zeit, die von seinen slawischen Landsleuten auf ihn gesetzten Hoffnungen zu erfüllen, da er bereits 13. Dez. 1867 in dem Pyrenäenbad Amélie les Bains starb. Seine Zeichnungen (zum Teil im Besitz des Grafen Pálffy) sind photographisch vervielfältigt worden. Vgl. Aren, A. G., eine Reminiszenz (Wien 1878).

Grotthuß, 1) Theodor (eigentlich Christian Johann Dietrich), Freiherr von, Naturforscher, geb. 20. Jan. 1785 zu Leipzig, studierte seit 1803 daselbst, in Paris, Neapel und machte hier seine Untersuchungen über die Zersetzung des Wassers durch den galvanischen Strom. Sein Bericht: "Mémoire sur la décomposition de l'eau et des corps qu'elle tient en dissolution, à l'aide de l'électricité galvanique" (Rom 1805) erregte großes Aufsehen und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Er übernahm 1808 sein Erbgut Geddutz im wilnaisch-litauischen Gouvernement, machte hier zahlreiche chemische und physikalische Untersuchungen und starb 14. (26.) März 1822 durch eigne Hand. Er gab heraus: "Physisch-chemische Forschungen" (Nürnb. 1820); "Verbindungsverhältnis- oder chemische Äquivalententafeln" (das. 1821).

2) Elisabeth, Baronin von, Schriftstellerin, geb. 10. Nov. 1820 zu Durben in Kurland, ward schon in früher Jugend von einem Augenleiden befallen, das schließlich (1854 in Dresden) zu völliger Erblindung führte, trat darauf in Teplitz 1855 zur katholischen Kirche über und folgte ein Jahr später ihrer Freundin, der Gräfin Kuefstein, nach Wien, wo sie seitdem wohnt und seit den 60er Jahren eine sehr rege litterarische Thätigkeit, meist im katholischen Sinn, entwickelt hat. Wir nennen von ihren Schriften: "Novellen" (Wien 1867 u. Augsb. 1877, 2 Bde.); die Romane "Die Familie Runenthal" (2. Aufl., Wien 1870), "Das Gasthaus zum Grünen Baum" (2. Aufl., das. 1878), "Das falsch verstandene Ehrgefühl" (Augsb. 1874), "Eleonore" (Wien 1878), "Die Leibeignen" (Augsb. 1881), "Die Kinder des Nihilisten" (das. 1883), "Helene Grandpré" (das. 1885); die Humoresken "Bilderbuch ohne Bilder" (Wien 1878) und die Lustspiele "Zwei Onkel aus Amerika" (1875), "Der Magnetiseur" (1876) und "Kochbuch und Konversationslexikon" (1877).

Grottkau, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, 175 m ü. M., an der Linie Neiße-Brieg der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine evangelische und eine kath. Kirche, Brückenwagenfabrikation, Gemüsebau und (1885) mit der Garnison (eine Abteilung reitender Feldartillerie Nr. 6) 4426 meist kath. Einwohner. G. kam 1344 vom Fürstentum Brieg an das Bistum Breslau.

Grotto, Luigi, genannt il Cieco d'Adria ("der Blinde von Adria"), ital. Dichter, geb. 7. Sept. 1541 zu Adria bei Venedig, verlor acht Tage nach seiner Geburt das Augenlicht, betrieb aber trotzdem philosophische und litterarische Studien mit solchem Erfolg, daß er schon im 15. Jahr als öffentlicher Redner auftreten konnte. Im J. 1565 wurde er zum Präsidenten der neugegründeten Akademie der Illustrati zu Adria ernannt; er starb 13. Dez. 1585 in Venedig, nachdem er kurz zuvor auf dem dortigen Theater die Rolle des blinden Königs Ödipus gespielt hatte. Seine Werke sind: "Orazioni volgari" (Vened. 1586 u. öfter; neu hrsg. von Brocchi, das. 1817); "La Calisto", Hirtendrama (das. 1575); die Tragödien "L'Adriana" (das. 1582), "La Dalida" (das. 1583) und "Isaac" (das. 1607); die Komödien "L'Émilia"