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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Haarnadeln - Haas.

lange Haare bekleiden, lebt gesellig von August bis Februar und wird den Pflanzen durch Befressen der Wurzeln schädlich.

Haarnadeln aus edlem Metall, Elfenbein, Bronze, geschnitztem Holz etc. wurden bereits im hohen Altertum von Assyrern und Ägyptern zum Aufstecken und Festhalten der meist kunstvoll arrangierten Frisuren getragen. Solche H. bildeten, wie die Gräberfunde ergeben haben, bei den Ägyptern und später auch bei Griechen, Etruskern und Römern Gegenstand des größten Luxus und der feinsten künstlerischen Behandlung (s. die Abbildungen). Ägyptische H. von Bronze haben sich von beträchtlicher Länge vorgefunden. Lange H. werden noch heute mit Vorliebe in Japan, China, Indien und von unzivilisierten Völkerschaften getragen. Silber, Kupfer, Messing, Elfenbein, Schildkrot, Holz, Knochen sind die üblichen Materialien. In Europa hat sich der Gebrauch künstlerisch verzierter H. das ganze Mittelalter und die Renaissancezeit hin durch bis auf die Gegenwart erhalten, in welcher H. ganz zweckwidrig in Gestalt von Dolchen, Schwertern, Hellebarden u. dgl. angefertigt worden sind.

^[Abb.: Antike Haarnadeln.]

Haaröle, s. Parfümerie.

Haarpuder, s. Puder.

Haarrauch, s. Herauch.

Haarrisse, bei der Glasur von Thonwaren die zufällig entstandenen oder mit Absicht erzeugten seinen Risse, die auch zu dekorativer Wirkung benutzt werden. Vgl. Craquelé.

Haarröhrchen und Haarröhrchenwirkung, s. Kapillarität.

Haarsalz, s. v. w. Federalaun oder als Auswitterung auftretendes Bittersalz (schwefelsaure Magnesia) oder s. v. w. Keramohalit, in haar- oder nadelförmigen Kristallen auftretende schwefelsaure Thonerde, welche sich auf Alaunerzen, auch im vulkanischen Gebiet hier und da findet.

Haarschlechtigkeit, alte Bezeichnung für die Dämpfigkeit der Pferde. Bei vielen dämpfigen Pferden leidet auch die Ernährung, und infolgedessen erscheint die Haut trocken, welk, das Haar rauh und glanzlos: die Pferde sind "schlecht im Haar".

Haarschwund, s. Kahlköpfigkeit.

Haarseil (Eiterband, Setaceum), ein nur noch in der Tierheilkunde gebräuchliches, sogen. ableitendes Mittel, bezweckt die Erregung einer künstlichen Entzündung, um dadurch eine tiefer gelegene, unzugängliche Entzündung gleichsam dahin abzuleiten und den ursprünglichen Krankheitsherd somit zu beseitigen. Das Verfahren bei der Anwendung des Haarseils besteht darin, daß die Haut irgend einer Körperstelle (vorzugsweise des Nackens) zu einer Falte emporgehoben, diese Hautfalte an ihrer Basis mit einem spitzen Messer oder der breiten, geöhrten Haarseilnadel durchstochen und ein an den Seiten ausgefranster Leinwandstreifen oder ein Lampendocht durch die Hautöffnungen hindurchgezogen wird. Der Leinwandstreifen oder das H. bleibt mehrere Tage in der Hautwunde liegen, bis etwa am vierten Tag Eiterung eingetreten ist, und kann dann beliebig erneuert werden. - Bei Tieren werden Haarseile gegen Entzündungen innerer Organe als Ableitungsmittel benutzt, namentlich bei schleichenden Entzündungen an den Gliedmaßen, damit eine Verwachsung beweglicher Teile, der Gelenke, der Sehnenscheiden etc., eintrete und die durch die Bewegung der Teile verursachten Schmerzen aufhören, und endlich bei Fisteln oder Hohlgeschwüren, um dem Eiter Abfluß zu verschaffen, wenn die Umwandlung derselben in offene Geschwüre durch Spaltung der Wandung nicht ausführbar erscheint. Früher war die Applikation von Haarseilen oder Fontanellen (s. d.) bei den meisten Krankheiten üblich. Gegenwärtig wird nur selten und auch dann nur nach bestimmten Indikationen davon Gebrauch gemacht.

Haarsilber, gediegenes, haarförmig auftretendes Silber.

Haarsterne, s. Kometen.

Haarsterne, Seetiere, s. Krinoideen.

Haarstrang, Pflanzen, s. Peucedanum und Spiraea.

Haarstrang, Bergrücken, s. Haar.

Haartebeest, s. Antilopen, S. 640.

Haartuch, s. Haargewebe.

Haarwürmer, s. v. w. Nematoden.

Haarzange, s. Pinzette.

Haarzirkel, s. Zirkel.

Haas, 1) Wilhelm, Schriftgießer, geb. 1741 zu Basel, namhafter Verbesserer der Buchdruckpresse, die, bisher ganz aus Holz, von ihm fast ganz aus Eisen und in wesentlich vervollkommter Form konstruiert wurde. Die zünftigen Buchdrucker von damals verwehrten ihm, als nicht zunftgemäß gelernt, deren Einführung, und erst sein gleichnamiger Sohn, welcher ihren Bedingungen entsprach, konnte die Erfindung des Vaters, die er noch wesentlich verbesserte, praktisch verwerten und verbreiten. Die Haassche Presse wurde indes durch die bald darauf auftretende Stanhopepresse (s. d.) überholt.

2) Philipp, Industrieller, geb. 7. Juni 1791, begründete 1810 in Wien eine Fabrik von Teppichen und Möbelstoffen und übernahm nach dem Tod seines Vaters 1818 auch dessen schon 1790 errichtetes Webereigeschäft, das er in immer größerm Maßstab weiterführte. Indem sich H. in der Teppichweberei an die orientalischen Prinzipien anschloß und die stilisierten Muster begünstigte, bahnte er eine Reform dieses Industriezweigs an und verschaffte seinem Geschäft Weltruf. H. gründete Fabriken zu Hlinsko in Böhmen (1849), zu Ebergassing in Oberösterreich und Mitterndorf in Niederösterreich, zu Aranyos-Maróth in Ungarn, zu Bradford in England (1856), zu Lissone bei Mailand (1862) und richtete Verkaufsstellen zu Mailand, Prag, Graz, Bukarest und später zu Berlin ein. Während anfangs die alten Stoffe genau nachgebildet wurden, ward später auch nach neuen Entwürfen bedeutender Künstler (Hansen, Ferstel, Storck, Hatzinger, F. Fischbach u. a.) gearbeitet. Er starb 31. Mai 1870 in Vöslau, worauf sein Sohn Eduard, Ritter v. H. (1826-80), und dann dessen Sohn Philipp (geb. 1858) das Geschäft fortführten. 1883 wurde dasselbe in eine Aktiengesellschaft verwandelt.

3) Johann Hubert Leonard de, holländ. Maler, geb. 1832 zu Hedel, Schüler von P. F. van Os in Haarlem, brachte erst dort, dann in Oosterbeek vier den Landschafts- und Tierstudien gewidmete Jahre zu. 1857 siedelte er nach Brüssel über. 1861 erhielt er