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Hagen (Personenname).
zahlreiche Eisen-, Stahl-, Puddlings- und Walzwerke, Eisengießereien, Eisen-, Blech- und Stahlwarenfabriken, eine große Kattundruckerei, Spinnerei und Weberei, Holzschrauben- und Papierfabrikation, Fabriken für Eisenbahnbedarf, Tuchfabriken, Gerbereien, Brauereien, Brennereien, Tabaks- und Zigarrenfabriken. In der Nähe befinden sich Alabaster- und Kalksteinbrüche. Der Handelsverkehr ist recht bedeutend, das Absatzgebiet der dortigen Fabrikate erstreckt sich über alle Erdteile; gefördert wird derselbe durch eine Reichsbanknebenstelle und 4 Privatbankinstitute. H. hat ein Gymnasium, verbunden mit Realgymnasium, eine Gewerbeschule, 2 Krankenhäuser, 4 Zeitungen und ist Sitz eines Landgerichts (für die 12 Amtsgerichte zu Altena, Hagen, Haspe, Hohenlimburg, Iserlohn, Lüdenscheid, Meinerzhagen, Menden, Plettenberg, Schwelm, Schwerte und Witten) und einer Handelskammer. H. kam 1392 von Kurköln an die Grafschaft Mark, ward aber erst durch König Friedrich Wilhelm I. von Preußen Stadt. Vgl. Sauerland, Geschichte der Stadt H. (Dortm. 1874). - Der Kreis H. gehört zu den industriereichsten Gegenden Deutschlands und grenzt im N. an das Ruhrkohlengebiet. Innerhalb desselben liegt die durch ihre Eisenindustrie berühmte Enneper Straße (s. d.). - 2) (H. im Bremischen) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Stade, Kreis Geestemünde, hat ein Amtsgericht, eine evang. Kirche und (1885) 626 Einw.
^[Abb.: Wappen von Hagen.]
Hagen, 1) Gottfried (Godefrit Hagene), deutscher Dichter um die Mitte des 13. Jahrh., war Stadtschreiber zu Köln; schrieb: "Reimchronik der Stadt Köln" (von 1250 bis 1270), an die von späterer Hand angehängt ist: "Die Weberschlacht" (1369-1370), herausgegeben von E. v. Groote (Köln 1834).
2) Friedrich Heinrich von der, Germanist, geb. 19. Febr. 1780 zu Schmiedeberg in der Ukermark, studierte zu Halle die Rechte und ward hierauf in Berlin bei der Kammer angestellt, nahm jedoch 1806 seine Entlassung, um sich ausschließlich dem Studium der altdeutschen Poesie zu widmen. Seit 1810 außerordentlicher Professor der deutschen Litteratur an der neugegründeten Universität zu Berlin, war er der erste, welcher das Altdeutsche in den Kreis akademischer Studien einführte. 1811 wurde er nach Breslau versetzt, 1821 aber als ordentlicher Professor nach Berlin zurückberufen. Er starb hier 11. Juni 1856. H. hat Textausgaben von zahlreichen altdeutschen Dichtungen besorgt, von denen wir hervorheben: "Das Nibelungenlied" (Berl. 1810, 4. Aufl. 1842) und die Sammlung der "Minnesinger" (Leipz. 1838-56, 5 Bde.); ferner "Lieder der ältern Edda" (Berl. 1812); "Altnordische Lieder und Sagen" (Bresl. 1814); "Gottfried von Straßburgs Werke" (Berl. 1823, 2 Bde.); "Gesamtabenteuer", eine Sammlung der kleinen altdeutschen Erzählungen und Schwänke (Stuttg. 1850, 3 Bde.) mit Nachweisungen über Geschichte und Verbreitung der Stoffe; das "Heldenbuch" (Leipz. 1855, 2 Bde.) etc. Außerdem schrieb er: "Erzählungen und Märchen" (2. Aufl., Prenzlau 1838, 2 Bde.). "Über die ältesten Darstellungen der Faustsage" (Berl. 1844) u. a., gab auch mit Büsching (s. d. 2) verschiedene Werke heraus und redigierte seit 1835 das "Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Altertumskunde". Gehören auch Hagens kritische Arbeiten einem überwundenen Standpunkt an, so ist ihm doch das Verdienst nicht abzusprechen, das Interesse an altdeutscher Litteratur wesentlich angeregt und gefördert zu haben.
3) Gotthilf, Wasserbaumeister, geb. 3. März 1797 zu Königsberg, studierte daselbst unter Bessel Mathematik und Astronomie und beobachtete 1816 in Kulm die totale Sonnenfinsternis. Aus Vorliebe für die Technik widmete er sich jedoch dem Baufach, wurde 1825 nach Danzig berufen und im folgenden Jahr als Hafenbauinspektor in Pillau angestellt. 1831 trat er in die damalige Oberbaudeputation, lehrte daneben eine Zeitlang in der Artillerie- und Ingenieurschule sowie später bis 1849 in der Bauakademie Wasserbau. 1850 trat er als vortragender Rat in das Handelsministerium. Von 1854 bis 1856 war er in der damaligen Admiralität mit der Verfassung des Projekts und mit den Vorbereitungen zum Kriegshafenbau an der Jade beschäftigt, worauf ihm, nach Wiedereintritt in das Handelsministerium, vorzugsweise die Hafenbauten übertragen wurden. 1866 wurde er zum Vorsitzenden der technischen Baudeputation, 1869 zum Oberlandesbaudirektor ernannt; 1875 trat er in den Ruhestand und starb 3. Febr. 1884 in Berlin. Sein Hauptwerk ist das "Handbuch der Wasserbaukunst" (Berl. 1841-65), welches in 2 Bänden die Quellen (3. Aufl. 1869), in 4 Bänden die Ströme (3. Aufl. 1871-75) und in 4 Bänden das Meer (2. Aufl. 1878 bis 1881) behandelt. Von seinen übrigen Schriften sind hervorzuheben: "Grundzüge der Wahrscheinlichkeitsrechnung" (Berl. 1841, 3. Aufl. 1882); "Über Form und Stärke gewölbter Bogen" (das. 1844; neue Bearbeitung 1862, in 2. Aufl. 1874); "Über den Einfluß der Temperatur auf die Bewegung des Wassers in Röhren" (das. 1862); "Über die Ausdehnung des Wassers unter verschiedenen Wärmegraden" (das. 1855); "Über die Wärme der Sonnenstrahlen" (das. 1863) und "Über die gleichförmige Bewegung des Wassers" (das. 1876).
4) Ernst August, Kunstschriftsteller, Dichter und Novellist, geb. 12. April 1797 zu Königsberg, studierte daselbst seit 1816 Medizin und Naturwissenschaften, wendete sich dann aber dem Studium der Kunst- und Litteraturgeschichte zu. Nachdem er 1821 promoviert, machte er eine Reise nach Rom, wo er zwei Jahre verweilte, eröffnete nach seiner Rückkehr in Königsberg 1824 akademische Vorlesungen über Kunst- und Litteraturgeschichte, ward im folgenden Jahr außerordentlicher und 1831 ordentlicher Professor dieser Lehrfächer und erhielt zugleich die Aufsicht über die Kunstsammlungen. In dem zuletzt genannten Jahr stiftete er den Königsberger Kunstverein, später auch das dortige Stadtmuseum. In Ruhestand versetzt, starb er 15. Febr. 1880 in Königsberg. Noch während seiner Studienzeit war er mit dem von Goethe in "Kunst und Altertum" rühmlich erwähnten romantischen Gedicht "Olfrid und Lisena" (Königsb. 1820) hervorgetreten, und bald darauf ließ er eine Sammlung seiner "Gedichte" (das. 1822) erscheinen. Vielen Beifall fanden seine kunstgeschichtlichen Novellen: "Norica, nürnbergische Novellen aus alter Zeit" (Bresl. 1827; 5. Aufl., Leipz. 1876; engl. 1855); "Die Chronik seiner Vaterstadt vom Florentiner Ghiberti" (das. 1833, 2 Bde.; 2. Aufl. 1861; ital., Flor. 1845); "Die Wunder der heil. Katharina von Siena" (Leipz. 1840); "Leonardo da Vinci in Mailand" (das. 1840). Mit Gebser gab er heraus: "Beschreibung des Doms zu Königsberg" (Königsb. 1833). Noch schrieb er: "Die deutsche Kunst in unserm Jahrhundert" (Berl. 1857), "Acht Jahre aus dem Leben Michelangelo Bonarrottis" (das. 1869), "Max v. Schenkendorfs Leben, Denken