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Hagen-Schwarz - Hagenau.
und Dichten" (Königsb. 1863), wie er auch die 3. Auflage von Schenkendorfs "Gedichten" (Stuttg. 1866) besorgte. Endlich veröffentlichte er einige dramatische Arbeiten und verfaßte eine "Geschichte des Theaters in Preußen" (Königsb. 1854).
5) Karl, Historiker, geb. 10. Okt. 1810 zu Dottenheim bei Windsheim in Franken, 1836 Privatdozent und 1845 außerordentlicher Professor der Geschichte in Heidelberg, 1848 Mitglied des Frankfurter Parlaments, schloß sich der äußersten Linken an, wurde deshalb 1849 abgesetzt, war seit 1855 ordentlicher Professor in Bern und starb daselbst 24. Jan. 1868. Er schrieb: "Deutschlands litterarische und religiöse Verhältnisse im Reformationszeitalter" (Erlang. 1841-44, 3 Bde.); "Fragen der Zeit" (Stuttg. 1843-45, 2 Bde.); "Politischer Katechismus für das freie deutsche Volk" (anonym, Braunschw. 1848, 3 Hefte); "Geschichte der neuesten Zeit" (das. 1848-51, 2 Bde.); "Deutsche Geschichte von Rudolf von Habsburg bis auf die neueste Zeit" (Frankf. 1854-58, 3 Bde.) u. a.
6) Otto von, Forstmann, geb. 15. Febr. 1817 zu Ilsenburg, studierte in Berlin und 1838-39 auf der Forstakademie zu Eberswalde, war 1841-44 bei den Regierungen in Erfurt und Arnsberg und im Finanzministerium beschäftigt, wurde 1845 zum Forstassessor, 1846 zum Oberförster in Falkenberg bei Düben, 1849 zum Forstinspektor ernannt und im letzten Jahr als Hilfsarbeiter in das Finanzministerium versetzt. 1850 zum Forstmeister, 1854 zum Oberforstmeister, 1861 zum Landforstmeister befördert, wurde H. 1863 zum Oberlandforstmeister und Ministerialdirektor ernannt und als solcher technischer Chef der preußischen Staatsforstverwaltung, zugleich zum Kurator der Forstakademie zu Eberswalde, 1868 auch der Forstakademie zu Münden bestellt. Er starb 10. Sept. 1880 in Berlin. Die Reorganisation der Forstverwaltung in den Provinzen Schleswig-Holstein, Hannover und Hessen-Nassau 1867 ist sein Werk, und auch an der Organisation der Forstverwaltung in Elsaß-Lothringen 1871 hatte er entscheidenden Anteil. Um die Grundsteuerveranlagung für die preußischen Forsten, Verbesserung der äußern Lage der Forstbeamten, die Weiterentwickelung der preußischen Gesetzgebung auf dem Gebiet des Forstwesens (Gesetz vom 6. Juli 1875 über Schutzwaldungen und Waldgenossenschaften, Gemeindewaldgesetz vom 14. Aug. 1876, Forstdiebstahlsgesetz vom 15. April 1878), ferner um die Einrichtung des forstlichen Versuchswesens, die Fortbildung des forstlichen Unterrichtswesens hat sich H. große Verdienste erworben. Er schrieb: "Die forstlichen Verhältnisse Preußens" (2. Aufl. von Donner, Berl. 1883, 2 Bde.).
7) Adolf Hermann Wilhelm, preuß. Abgeordneter, geb. 23. Sept. 1820 zu Königsberg, studierte die Rechte, trat erst in den Staatsdienst und war von 1854 bis 1871 Stadtrat und Kämmerer der Stadt Berlin. 1871 übernahm er die Direktion der Deutschen Unionbank in Berlin, trat aber nach deren Auflösung 1876 wieder als Stadtrat in den Berliner Magistrat ein. Anfang 1862 in das Abgeordnetenhaus eingetreten, brachte er 6. März den Antrag auf Spezialisierung der Staatshaushaltspositionen ein (sogen. Hagenscher Antrag), dessen Annahme Anlaß zum Sturz der "neuen Ära" wurde. Er ward seitdem bei jeder Neuwahl in das Abgeordnetenhaus gewählt, 1867 auch in den norddeutschen und 1871 und 1874 in den deutschen Reichstag; in allen drei Versammlungen war er Mitglied der Fortschrittspartei. Seit 1877 zog er sich vom parlamentarischen Leben zurück.
8) Theodor, Maler, geb. 24. Mai 1842 zu Düsseldorf, bezog 1859 die dortige Kunstakademie und war von 1863 bis 1868 Schüler von Oswald Achenbach. 1871 folgte er einem Ruf als Professor an die Kunstschule in Weimar, und nach Kalckreuths Austritt wurde er 1877 zu dessen Nachfolger als Direktor derselben ernannt, in welcher Stellung er bis 1880 blieb. Er malt meistens deutsche Mittelgebirgslandschaften mit alten Städten, Ruinen u. dgl. und Alpenlandschaften ernstern Charakters, Gewitterstimmungen romantischer Natur, die sich durch interessante Beleuchtung, kräftige Farbe, breiten Vortrag und eigenartige Auffassung auszeichnen. Neben Oswald Achenbach dienten ihm auch Lessing, Andreas Achenbach, später aber besonders Ruisdael und die Niederländer als Vorbilder. Die Dresdener Galerie besitzt eine Ansicht aus dem alten Städtchen Zons bei Düsseldorf (1879).
Hagen-Schwarz, Julie Wilhelmine, russ. Malerin, geb. 15. (27.) Okt. 1824 in Livland, widmete sich anfangs in Dresden, dann in München, wo sie den Unterricht des Genremalers Rugendas genoß, der Kunst und malte vorzugsweise Porträte. Durch ein auf drei Jahre bemessenes Reisestipendium des Kaisers Nikolaus wurde es ihr ermöglicht, nach Rom zu gehen, wo sie sich bei dem durch seine Lichteffekte bekannten A. Riedel weiter ausbildete und unter anderm ein Genrebild: eine Frau am brennenden Kamin ihren Schmuck betrachtend, malte. Im J. 1855 nach Livland zurückgekehrt, vermählte sie sich dort mit dem Astronomen Ludwig Schwarz, den sie auf einer dreijährigen Forschungsreise nach Sibirien begleitete. Sie lebt in Dorpat, wo sie besonders als Porträtmalerin thätig ist, und ist Mitglied der Petersburger Akademie.
Hagen von Tronege, eine der Hauptgestalten der deutschen Heldensage, namentlich des Nibelungenliedes, verweilt in seiner Jugend mit dem Burgundenkönig Gunther, seinem Vetter, als Geisel an Etzels Hof, entflieht mit ihm von dort, kämpft mit dem aus dem Hunnenland heimkehrenden Walther von Aquitanien und verliert dabei ein Auge. Nachdem der Bruch zwischen Brunhilde und Kriemhild geschehen, macht sich H. zum Vollstrecker der Rache Brunhildes und tötet Siegfried meuchlings auf der Jagd. In der Folge zieht er mit dem Heer der Burgunden in das Hunnenland zu Etzel und bewährt sich in dem großen Kampf daselbst als einer der mächtigsten Helden. Von Dietrich von Bern endlich bezwungen, wird er gefesselt zu Kriemhild geführt und von derselben, da er ihr den Nibelungenhort zu verraten standhaft sich weigert, mit Siegfrieds Schwert erschlagen. Ohne Zweifel gehört H. in der Großartigkeit, Konsequenz und Heldenhaftigkeit seines Wesens zu den gewaltigsten Schöpfungen der altdeutschen Poesie. In der nordischen Sage führt er den Namen Högni.
Hagenau, ehemalige Landvogtei im Unterelsaß, welche die damals freien Reichsstädte H. (s. unten), Kolmar, Schlettstadt, Weißenburg, Landau, Oberehnheim, Rosheim, Münster im St. Gregorienthal, Mülhausen im Sundgau, Kaisersberg und Türkheim umfaßte, wurde 1423 vom König Siegmund um 50,000 Gulden an den Kurfürsten Ludwig IV. von der Pfalz verpfändet, 1558 durch Kaiser Ferdinand I. wieder eingelöst und den jüngern Prinzen des Hauses Habsburg abgetreten, kam 1648 im Westfälischen Frieden an Frankreich.
Hagenau, Stadt und Kantonshauptort im deutschen Bezirk Unterelsaß, an der Moder und den Eisenbahnen Straßburg-Bayrische Grenze und H.-Beningen, mitten in dem 16,757 Hektar großen Hagenauer Forst ge-^[folgende Seite]