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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hagenbach; Hagenbeck; Hagenia abyssinica; Hagenow

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Hagenbach - Hagenow.

legen, hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen (die romanische St. Georgskirche aus dem 12. und die gotische St. Nikolauskirche aus dem 13. Jahrh.), eine Hopfenhalle, Baumwoll- und Wollspinnerei, eine Fayenceöfenfabrik, Bierbrauerei, sehr bedeutenden Hopfenbau und Handel mit Hopfen und (1885) mit Garnison (ein Dragoner-Reg. Nr. 15, ein Jäger-Bat. Nr. 11 und eine Abt. Feldartillerie Nr. 31) 13,460 Einw., darunter 2656 Evangelische, 10,126 Katholiken und 665 Juden. H. hat ein Gymnasium, eine Musik- und eine Industrieschule, eine Bibliothek, eine elsässische Münzsammlung, eine Strafanstalt für Frauen, eine Knabenbesserungsanstalt und ist Sitz einer Kreisdirektion, eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramts. - In H. ist die erste Ansiedelung in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. von Konrad III. angelegt worden. Kaiser Friedrich Barbarossa erbaute daselbst eine Pfalz, umgab den Ort mit Mauern und erteilte ihm 1164 ein Stadtrecht mit ausgedehnten Freiheiten, weil hier von den Reichskleinodien Krone, Zepter, Reichsapfel und das Schwert Karls d. Gr. aufbewahrt werden sollten. Nachher ward H. Sitz des Landvogts von H. und erhielt 1257 vom deutschen König Richard von Cornwallis das Privilegien, auf keine Weise vom Deutschen Reich veräußert zu werden, wurde also Reichsstadt. An ihrer Spitze stand ein königlicher Schultheiß; auch der benachbarte Hagenauer Forst war Reichsgut. Im Juni 1540 fand in H. das ursprünglich nach Speier berufene Religionsgespräch zwischen den Protestanten und Katholiken statt, das jedoch ohne Resultat blieb. Mit der Landvogtei kam 1648 auch die Stadt H. an Frankreich, worauf Ludwig XIV. 1673, ihre Reichsunmittelbarkeit nicht achtend, die Festungswerke abtragen ließ. 1675 von den Kaiserlichen wieder genommen, wurde sie 1677 von den Franzosen zurückerobert und in Brand gesteckt. 1705 wurde H. abermals von den Kaiserlichen, 1706 wieder von den Franzosen genommen; 1871 fiel die Stadt mit Elsaß-Lothringen an Deutschland zurück, nachdem sie bereits seit der Schlacht von Wörth im Besitz der Deutschen und bis zur Einnahme Straßburgs Sitz des Generalgouverneurs vom Elsaß gewesen war. Unfern das ehemalige Kloster Marienthal, das im 13. Jahrh. gegründet und 1789 säkularisiert wurde und noch ein berühmter Wallfahrtsort ist. Vgl. Guerber, Histoire politique et religieuse de H. (Basel 1876); Klélé, H. zur Zeit der Revolution 1787-99 (Hagen. 1885).

^[Abb.: Wappen von Hagenau.]

Hagenbach, 1) Peter von H. (Schloß und Dorf H. unweit Altkirch im Oberelsaß), aus einem elsässischen Adelsgeschlecht, war zuerst Kammerherr des Herzogs Johann von Kleve und trat 1461 als Rat und Hofmeister in die Dienste Karls des Kühnen von Burgund. Als der letztere vom Herzog Siegmund von Tirol die habsburgischen Herrschaften und Rechte im Elsaß, Breisgau und in der Schweiz pfandweise an sich brachte, wurde H. 1469 Landvogt derselben, nahm seinen Amtssitz in Breisach und wurde wegen seiner harten Verwaltung nicht selten als der "elsässische Geßler" bezeichnet. Nachdem er sich vergebens bemüht hatte, die oberrheinischen Städte der Botmäßigkeit des burgundischen Herzogs zu unterwerfen, ward er 1474 durch eine Empörung der Städte gestürzt und 11. April gefangen genommen. Von einem in Breisach versammelten Gericht zur Untersuchung gezogen, wurde er verurteilt und 9. Mai 1474 enthauptet. Gleich darauf begann Karl der Kühne seinen Krieg gegen die Schweiz und die elsässischen Städte. Die merkwürdigen Schicksale Hagenbachs gaben Anlaß zu einem interessanten historischen Reimwerk, welches Mone (in der "Quellensammlung", Bd. 3, Karlsr. 1863) herausgegeben hat.

2) Karl Rudolf, Theolog, namhafter Vertreter der sogen. Vermittelungstheologie, geb. 4. März 1801 zu Basel, studierte in Bonn und Berlin, wo er sich der Schleiermacherschen Schule anschloß, habilitierte sich 1823 bei der neuorganisierten Hochschule seiner Vaterstadt und ward hier 1828 ordentlicher Professor. Er starb 7. Juni 1874. Unter seinen Schriften sind außer "Predigten" (Basel 1830-75, 9 Bde.) zu nennen: "Encyklopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften" (Leipz. 1833, 11. Aufl. 1884); "Lehrbuch der Dogmengeschichte" (das. 1840, 2 Bde.; 5. Aufl. 1867); "Grundlinien der Liturgik und Homiletik" (das. 1863); "Ökolampad und Mukonius" (Elberf. 1859, in dem von ihm mitbegründeten Sammelwerk "Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformierten Kirche"); "Die theologische Schule Basels und ihre Lehrer von 1460 bis 1849" (Basel 1860); "Martin Leberecht de Wette" (das. 1850); "Leitfaden zum christlichen Religionsunterricht an höhern Gymnasien" (6. Aufl., Leipz. 1881) u. a. Von seinen in den einzelnen Teilen mehrfach aufgelegten "Vorlesungen über die Kirchengeschichte von der ältesten Zeit bis zum 19. Jahrhundert" (Leipz. 1834-61; Gesamtausgabe 1868-72, 7 Bde.) erscheint seit 1885 eine neue Ausgabe durch Nippold u. a. Als Dichter machte H. sich bekannt in den Sammlungen: "Luther und seine Zeit" (Frauenf. 1838) und "Gedichte" (2. Aufl., Basel 1863, 2 Bde.). Vgl. Stähelin, Karl Rudolf H. (Basel 1875); Eppler, K. R. H., eine Friedensgestalt aus der streitenden Kirche (Gütersl. 1875).

Hagenbeck, Karl, Tierhändler, geb. 10. Juni 1844 zu Hamburg, entwickelte aus dem 1852 begonnenen Tierhandel seines Vaters ein Geschäft, welches einzig in seiner Art dasteht. Er rüstet großartige Expeditionen zum Tierfang, hauptsächlich nach Afrika, aber auch nach andern Weltteilen, aus, welche alljährlich 4-5 Transporte nach Hamburg einbringen, und sandte auch mehrere Reisende aus, wie Casanova (gest. 1870), Migoletti, B. Cohn, welcher seit 35 Jahren in Ägypten und im Sudân verkehrt, F. L. Meyer, Abazopulo, Menges, Engelke u. a. Im Durchschnitt beträgt die Anzahl der bisher von H. bereits eingeführten Tiere aus Afrika: Elefanten über 200 Köpfe, Giraffen über 300, Nilpferde 2, Rhinozerosse 10, allerlei Antilopen 150, Löwen 70, Leoparden und Hyänen etwa 150, Strauße gegen 80 und dann in den letzten Jahren an Krokodilen, Schlangen und andern Reptilien über 1600 Köpfe. Die Schwester Christiane H. betreibt seit 1873 den Vogelhandel selbständig und führt jährlich 40-50,000 Köpfe ein; auch sie rüstet direkte Expeditionen aus nach Madagaskar, von wo sie z. B. 3000 Zwergpapageien (Grauköpfchen) erhielt, nach Brasilien etc. In neuerer Zeit begann H. anthropologische Schaustellungen (Lappländer, Nubier, Eskimo etc.) in allen größern Städten Europas.

Hagenia abyssinica Willd., s. v. w. Brayera anthelmintica Kunth.

Hagenow, Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Knotenpunkt der Linie Wittenberge-Hamburg der Preußischen Staatsbahn und der Linie Klei-^[folgende Seite]