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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hans; Hansa; Hans der Büheler

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Hans - Hansa.

ein arabisches Lager vor den Mauern von Laghuat mitbrachte. Seitdem hat er eine große Anzahl von Landschaften, Genrebildern und Porträten geschaffen, unter denen das Paradies der Gänse (1864, Museum zu Marseille), der Dorfteich und die Frösche (beide im Luxembourg-Museum zu Paris), die Speisekammer der Füchse und der Lockruf im Hühnerhof die bedeutendsten sind.

Hans, Mannesname, nach gewöhnlicher Annahme Abkürzung von Johannes und durch langen Gebrauch zu einem besondern Namen geworden; nach andern s. v. w. Mitglied einer Hansa (s. d.). Das sehr häufige Erscheinen des Namens H. veranlaßte, daß derselbe frühzeitig über den engern Kreis des Eigennamens hinaustrat und eine Art Gattungsname wurde, wie man z. B. Gruppen alltäglicher Menschen mit "H. und Kunz" charakterisiert. Schließlich tritt H. fast gänzlich in die Reihe der Appellativa ein und steht geradezu für Mensch oder Mann mit mancherlei Nebensinn, z. B. Großhans, Schmalhans, Prahlhans, H. Dampf, H. in allen Gassen, H. Narr etc.

Hans der Büheler (auch Hans von Bühel), erzählender Dichter des 15. Jahrh., stammte, wie seine Sprache beweist, aus dem Elsaß und stand im Dienste des Erzbischofs von Köln (Friedrich III. von Saerwerden, gest. 1414), in dessen Schloß Poppelsdorf bei Bonn er wohnte. Er brachte zwei ältere volksmäßige Geschichten in poetische Form, nicht ohne Geschick und originelle Behandlung. Es sind: "Die Königstochter von Frankreich" (hrsg. von Merzdorf, Oldenb. 1867), eine 1401 geschriebene Dichtung von ca. 15,000 Versen, deren Stoff bereits von einem ungenannten Dichter des 13. Jahrh. in "Mai und Beaflor" (hrsg. von Pfeiffer, Leipz. 1848) bearbeitet wurde und auch dem Volksbuch von der geduldigen Helena zu Grunde liegt; sodann "Diokletians Leben" (hrsg. von Keller, Quedlinb. 1841), die Geschichte der sieben weisen Meister enthaltend und 1412 verfaßt.

Hansa (Hanse), veraltetes deutsches Wort, welches ursprünglich "Schar", dann eine Vereinigung mehrerer Personen zu einem gemeinschaftlichen Zweck, eine Gesellschaft, Gilde bezeichnet, wie Hans das Mitglied eines solchen Vereins. Als kaufmännische Verbindung kommen H. und Hanshus als deren Niederlage zuerst in England in Urkunden aus dem ersten Drittel des 12. Jahrh. vor; Mercatores hansati werden 1204 in Paris genannt. Hansegrafen (Vorsteher einer H.), gab es in Regensburg seit 1190. Das Zeitwort hansen findet sich in Köln 1259 für eine gewisse Prozedur, die mit neu aufgenommenen Mitgliedern vorgenommen wurde, woher auch das neuere hänseln abzuleiten ist. H. heißt ferner das Recht, in fremden Landen Handel zu treiben, sowie die Abgabe von diesem Handel (wie in dem Freibrief Barbarossas für Lübeck 1188) und die Summe, für welche der Einzelne seine Teilnahme an der Genossenschaft erkaufte.

Die Entstehung des großen Städtebundes, der vorzugsweise H. oder Hansabund (hanseatischer Bund, Unio hanseatica) genannt wird, kann nicht auf ein bestimmtes Jahr zurückgeführt werden. Der hansische Städteverein beruhte auf dem Zusammenwirken zweier Momente, der Vereinigung deutscher Kaufleute im Ausland und der Verbindung deutscher Städte in der Heimat. Bei der erstern Art von hansischen Verbindungen war das kaufmännische Interesse das allein maßgebende; die hansischen Städtevereinigungen dagegen hatten neben den Handelszwecken einen allgemeinen politischen Charakter, gleich den Städtebündnissen in andern Teilen des Reichs. Von den im Ausland gebildeten Gilden deutscher Kaufleute ist diejenige zu London die älteste, deren Spuren bis in das Jahr 1000 zurückreichen. An den mit Privilegien reichlich ausgestatteten Stahlhof (Stapelhof) der Kölner Kaufleute zu London, mit denen Bürger von westfälischen Städten im Bündnis standen, knüpfen sich die Anfänge der ausländischen H. Zu dieser Verbindung trat dann Lübeck hinzu, ohne daß zunächst noch eine Rückwirkung der im Ausland geltenden Bünde auf die heimischen Verhältnisse zu bemerken wäre. Wie nun London für den westlichen, so war Wisby für den östlichen Handel nach Livland und Rußland von Bedeutung. Die Deutschen, welche hier als Kaufmannsgilde verbunden waren, gehörten, wie in London, verschiedenen Städten an; doch nahm hier Lübeck die Stellung ein, welche Köln im Stahlhof hatte. Von Wisby aus wurde der St. Petershof zu Nowgorod eingerichtet. Wisbys Rechte als Vorort der nordöstlichen Kaufleute gingen aber bald auf Lübeck über. Weitere Handelsvereinigungen wurden durch die Beziehungen zu den Niederlanden und vorzugsweise zu Brügge geschlossen. Lübecker und Hamburger Kaufleute gewannen dort um die Mitte des 13. Jahrh. Handelsprivilegien, an welchen sie auch andre Städte Anteil nehmen ließen. Den ausländischen Verbindungen folgten die heimischen Bündnisse der Städte selbst nach dem Gesetz der Rückwirkung der Kolonien, ebenfalls seit der Mitte des 13. Jahrh. Voran steht der Bund zwischen Lübeck und Hamburg (seit 1241), welcher die Verbindung der Westsee und Ostsee repräsentiert. Dann folgten die Verbindungen Lübecks mit den wendischen Städten, zunächst mit Rostock und Wismar, später mit Stralsund und Greifswald. Hierauf bildete sich ein Verein der sächsischen Städte, mit welchen Hamburg ein Bündnis schloß. Der wendische Städtebund unter Lübecks Führung schloß sich dem sächsischen schon wegen des Binnenhandels im Anfang des 14. Jahrh. an. Endlich sind noch zu erwähnen die Handelsbündnisse zwischen westfälischen und preußischen Städten seit 1340. Den Handelsbündnissen zur Seite gingen seit dem 13. Jahrh. die Landfriedensbündnisse, in welchen denn auch über militärische Leistungen der Bundesglieder Vereinbarungen stattfanden. So bestand demnach um die Mitte des 14. Jahrh. ein System von Bünden, welche sich zum Teil wegen ihres Ursprungs, zum Teil wegen ihrer auf dem Handel beruhenden Grundlage gewissermaßen sämtlich als hanseatische Bünde bezeichnen lassen.

Die gewaltige Macht, die auf diese Weise gegründet war, übte nunmehr ihren direkten Einfluß auf die auswärtigen Staaten und Verhältnisse. Es entstand ein Organismus, der ein inneres und noch stärkeres äußeres politisches Leben führte. Die Eroberung Wisbys durch König Waldemar IV. von Dänemark im Juli 1361 veranlaßte die deutschen Seestädte zu einer noch engern Verbindung, und bald ging man im Gefühl der Stärke von der Defensive auch zur Offensive über, wobei jedoch immer die kaufmännischen Interessen maß- und zielgebend blieben. So war es die Macht der H., welche die dem Bund feindlich gesinnten Könige Hakon und Magnus von Schweden entthronte und statt derselben durch die Reichsstände den Herzog Albrecht von Mecklenburg zum König ausrufen ließ, der ein treuer Verbündeter der H. blieb. Wider Waldemar IV., der umsonst kaiserliche Befehle und päpstlichen Schutz gegen die kühnen Städte erwirkte, ward 1367 zu Köln ein Kriegsbündnis zwischen 77 Städten geschlossen, das den hundertjährigen Krieg zwischen