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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Harr.; Harra; Harrach; Harrar; Harries; Harrington

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Harr. - Harrington.

Harpyienmonuments aus Xanthos im Britischen Museum.

Harr., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Moses Harris, englischer Maler (Entomolog).

Harra, häufig vorkommender Name vulkanischer Steinwüsten in Syrien und Arabien, die nur an einzelnen Stellen während der Regenzeit Weideplätze darbieten.

Harrach, altes österreich. Adelsgeschlecht, in Österreich und Böhmen begütert, ward 1559 mit dem dem jedesmaligen Senior der Familie zustehenden Oberst-Erblandstallmeisteramt in Österreich ob der Enns beliehen, 1616 in den Grafenstand, 1627 aber in den Reichsgrafenstand erhoben. Es teilt sich, abgesehen von den 1732 erloschenen "böhmischen" Harrachs, in eine ältere Linie zu Rohrau und eine jüngere zu Bruck. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:

1) Karl, Graf von, einer der hervorragendsten kaiserlichen Räte, zugleich Stellvertreter des Grafen Eggenberg bei dem Erzherzog und nachherigen Kaiser Ferdinand II., geb. 1570, k. k. Geheimrat, Kämmerer und Hofmarschall, wurde nach diplomatischen Sendungen 1614-20, insbesondere 1618-20 an den bayrischen Hof, 1627 Reichsgraf. Er verhandelte den Frieden Ferdinands mit den Venezianern und die wichtigen Successionsangelegenheiten im Reich. H. gehörte zur spanischen Partei und starb 16. Mai 1628 in Prag. Von seinen Töchtern heiratete Elisabeth den berühmten Wallenstein, zu dessen steigendem Ansehen und Glück er wesentlich mithalf, Maximiliana den Grafen Adam Terzky. Vgl. "Briefe Albrecht von Wallensteins an Karl v. H. 1625-27" (in den "Fontes rerum austriacarum, II", Bd. 41, 1879).

2) Ferdinand Bonaventura, Graf von, geb. 14. Juli 1637, wurde 1659 Reichshofrat und Kammerherr, 1677 Geheimer Konferenzrat, 1699 Obersthofmeister und Direktor des Geheimen Rats und ward öfters zu Gesandtschaften gebraucht, unter denen die wichtigste (1697-98 an den Madrider Hof) schließlich doch nicht das anfangs gehoffte Ziel, die Sicherung der spanischen Erbfolge, erreichte. König Leopold I. rechnete ihn zu seinen vertrautesten Lieblingen. Er gehörte zu der sogen. alten Partei der Konferenzminister. H. starb 15. Juni 1706 in Karlsbad. Seine "Mémoires et négociations secrètes" gab de la Torre heraus (Haag 1720).

3) Aloys Ludwig Thomas Raimund, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 7. März 1669, ging als Nachfolger desselben 1698 als Gesandter nach Spanien, um in dem Augenblick, als die Seemächte die Teilung der spanischen Monarchie beschlossen hatten, dem Bestreben Frankreichs zu gunsten der Nachfolge Philipps V. entgegenzuwirken. Doch ward ihm zur Last gelegt, daß Karl II. ein Testament zu gunsten der französischen Thronfolge abfaßte. Er war dann noch seit 1715 Landmarschall und Generaloberst in Österreich unter der Enns, 1728 Vizekönig von Neapel, 1734 Konferenzminister im Departement der Finanzen und starb 7. Nov. 1742.

4) Ferdinand Bonaventura, Graf von, Sohn des vorigen, geb. 11. April 1708, 1745 Landmarschall von Niederösterreich, 1747 Generalstatthalter der Lombardei, 1751 Reichshofratspräsident; starb 28. Jan. 1778.

5) Karl Borromäus, Graf von, Urenkel von H. 3), geb. 11. Mai 1761, studierte in Wien die Rechte und zugleich Medizin, erregte die Aufmerksamkeit Josephs II. und ward Regierungsrat in Prag. Nach Josephs Tod legte er diese Stelle nieder, nahm das Johanniterkreuz, da der Widerstand der Eltern seinen Heiratsplan durchkreuzt hatte, und ging auf Reisen, wo er mit den hervorragendsten Geistern verkehrte, um sich in der Heilkunde auszubilden, promovierte 1803, nachdem er in Wien seine fachmännische Ausbildung beendigt hatte, und übte 25 Jahre unentgeltlich seine Kunst daselbst aus. Überaus thätig als Freund der Armen bewies er sich besonders in den Unglücksjahren 1805 und 1809, während sein Haus der Sammelplatz aller berühmten Reisenden und Gelehrten war. Ein vielseitig gebildeter, auch mit orientalischen Studien befreundeter Humanist, starb er 19. Okt. 1829 in Wien.

6) Ferdinand, Graf von, Maler, geb. 1832 zu Rosnochau in Oberschlesien, studierte seit 1851 in Berlin Rechte und Philosophie, trieb sodann landwirtschaftliche Studien und ging nach Vollendung derselben 1854 nach Italien, wo sich seine Liebe zur Malerei befestigte. Er wandte sich nach Düsseldorf, ward Schüler des Grafen Kalckreuth und folgte diesem dann nach Weimar, wo er sich zehn Jahre lang unter Kalckreuth, Ramberg und Pauwels der Kunst widmete. Im Krieg 1870/71 befand er sich im Hauptquartier des Kronprinzen, Ende 1871 und 1872 verweilte er in Italien; seitdem lebte er abwechselnd in Berlin und auf seinem Gut Hartmannsdorf in Oberschlesien. Im J. 1873 ward er ordentliches Mitglied der königlichen Akademie der Künste zu Berlin. Harrachs Fach ist die Landschaft und das historische Genre; gewöhnlich verbindet er beide miteinander, so daß Landschaft und Staffage mit gleicher Sorgfalt behandelt erscheinen. Wir nennen: Gemsenjagd, Heinrich der Vogelsteller, Kaiser Max auf der Martinswand, nächtlicher Überfall. 1874 fanden seine Darstellungen aus dem deutsch-französischen Krieg (in den Weinbergen von Wörth, vorgeschobener Posten am Mont Valérien) auf der Berliner Ausstellung ungeteilten Beifall. Es folgten: Seekönigs Tod, Übergabe des Briefes Napoleons III. an König Wilhelm (1876), das Opfer Isaaks, die Verleugnung Petri und die Versuchung Christi, auf welchen Bildern eine effektvolle, aber theatralische Beleuchtung und eine romantische Naturauffassung die Hauptrolle spielten. Er hat auch zahlreiche Porträte gemalt, die durch pikante Auffassung und originelle Farbkontraste auffallen.

7) Auguste, Gräfin von, s. Liegnitz, Fürstin von.

Harrar, Stadt, s. Harar.

Harries, Heinrich, Dichter, geb. 9. Sept. 1762 zu Flensburg, gest. 28. Sept. 1802 als Pastor zu Brügge im Amt Bordesholm; merkwürdig als der eigentliche Verfasser der preußischen Nationalhymne "Heil dir im Siegerkranz" (s. d.).

Harrington (spr. hárringt'n), 1) John, engl. Dichter, geb. 1561 zu Helston bei Bath in Somerset, zu Eton und Cambridge erzogen, nahm Kriegsdienste und ward vom Grafen von Essex auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen. Er starb 1612. Seine noch jetzt schätzbare Übersetzung von Ariosts "Orlando furioso" in englischen Stanzen (1591) ist der erste Versuch, die epischen Meisterwerke des Auslandes nach England zu verpflanzen. Außerdem haben wir von H. noch viele kleinere Gedichte und Epigramme sowie mancherlei andre Versuche in Prosa und Versen, die sich sämtlich durch Heiterkeit und Witz auszeichnen. Seine Sinngedichte erschienen London 1618 und 1625, am vollständigsten in der Sammlung "Nugae antiquae" (1769-79, 3 Bde.; hrsg. von Park, 1804, 2 Bde.).

2) James, engl. politischer Schriftsteller, geb. 1611 zu Upton in der Grafschaft Northampton, studierte zu Oxford, lebte eine Zeitlang in Holland und bereiste