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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hausschwamm; Hausse

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Hausschwamm - Hausse.

genommen. Die Haussasprache wird aber nicht allein in jenen Gebieten gesprochen, sie ist im ganzen mittlern Sudân (im N. bis Air, im SW. bis Joruba) als Handelssprache im Gebrauch und zeichnet sich durch Wohlklang und Formenreichtum aus. Grammatikalisch wurde sie dargestellt von Schön (Lond. 1862), lexikalisch von Barth ("Sammlung mittelafrikanischer Vokabularien", Wien 1862). Sie bietet ein interessantes Problem dar, indem sie in ihrer Grammatik, namentlich in der Bezeichnung der Geschlechter und der Pronominalstämme, merkwürdig mit den ganz entlegenen hamitischen Sprachen, besonders mit dem Altägyptischen, übereinstimmt, während ihr Wortschatz manche Anklänge an die benachbarten Negersprachen zeigt. Daher hält Lepsius die H. geradezu für eine mitten unter die Negervölker vorgeschobene alte Kolonie der Hamiten (s. d.); Fr. Müller sieht in ihnen zwar ein reines Negervolk, glaubt aber, daß ihre frühern Wohnsitze weiter gegen O., in der Nähe der hamitischen Völker, gelegen gewesen seien. Vgl. Flegel, Lose Blätter aus dem Tagebuch meiner H.-Freunde (Berl. 1885).

Hausschwamm (tropfender Faltenschwamm, Thränenschwamm, Merulius lacrymans Schum., M. destruens Pers., Boletus lacrymans Wulf.), Pilz aus der Ordnung der Hymenomyceten, dessen Mycelium abgestorbene Baumstämme, Balken, Bretter etc. durchwuchert und durch das Aussaugen der ihm nötigen Nahrung das Holz zerstört, indem es dasselbe morsch und faul macht. Unter Verhältnissen, welche die Entstehung der Fruktifikationsorgane verhindern, entwickelt sich das Mycelium überaus üppig. Diese Verhältnisse, unter denen der H. am verderblichsten wird, sind Feuchtigkeit, abgeschlossene, stagnierende Luft, Mangel an Licht und Luft. Am häufigsten findet er sich daher an Grundschwellen, in den Lagerhölzern der Fußböden, besonders an der innern Seite der Verdielung solcher Fußböden, die unmittelbar auf dem feuchten Boden ruhen und nicht durch eine bewegte Luftschicht von demselben getrennt sind, und in dumpfigen, feuchten Kellern und Winkeln. Bei der Entstehung bemerkt man zuerst kleine weiße Punkte, die nach und nach zu schleimigen Flecken oder zartwolligen Auflagen zusammenfließen, dann ein silberartiges, spinnwebähnliches Gespinst bilden. Späterhin wird dasselbe dicker und blätterig, aschgrau und seidenartig glänzend. Dabei breitet es sich mit seinen Rändern, von welchen die feinfaserigen Fäden ausgehen, immer weiter aus und wächst oft sehr schnell, durchdringt die feinsten Ritzen des Mauerwerks und schleicht von einem Teil des Hauses zum andern. Der H. befällt jedes Holz, wo Nahrung für ihn vorhanden, Feuchtigkeit, Licht- und Luftmangel gegeben sind; er zieht zu seiner Ernährung nicht nur den Pflanzensaft aus dem Holz heraus, sondern zerstört auch die festen Teile desselben; zugleich verbreitet er einen unangenehmen Modergeruch. An den ausgesogenen Stellen stirbt der Schwamm ab; das zerstörte Holz erscheint durch Bersten und Querrisse zerbröckelt, dunkelbraun, ist ganz trocken und sieht aus wie halb verkohlt. Man erkennt den H. bei mit Ölfarbe oder Firnis angestrichenem Holz an zerstreuten schwarzen Pünktchen, bei mit Leimfarbe bestrichenen Hölzern an dem pelzartigen Vorstehen einzelner meist gelblich gefärbter Teilchen, an älterm Holz an dem tiefen, dumpfen Klang beim Klopfen mit einem Finger, im weiter fortgeschrittenen Zustand aber an dem Nachgeben des Holzes beim Aufdrücken oder Auftreten. Wo Teile des Myceliums durch ein Bohrloch, einen Ritz oder eine Spalte ins Freie, an Licht und Luft gelangen, bildet sich der Fruchtträger aus, durch welchen sich der H. bestimmt als eigentümliche Pilzart ausweist. Der Fruchtträger ist eine gekräuselte Krone oder eine ausgebreitete, dünne Scheibe von unbestimmten Umrissen, fleischig lederartig, gelblichweiß, violett, zimtbraun und ins Bläuliche schimmernd, von 5-40 cm Durchmesser. An seiner Oberfläche bildet er das aus trichterförmigen, eckigen Vertiefungen bestehende Hymenium; die reifen Sporen sind zimtbraun. Von den Rändern des reifen Fruchtträgers tröpfelt eine wässerige, klare, später milchig werdende, übel schmeckende Flüssigkeit (daher Thränenschwamm). - Mittel zur Verhütung und Vertilgung des Hausschwammes sind: 1) Sorgfältige Auswahl des Holzes; namentlich dürfen die Bäume nicht im vollen Saft und nicht grün gefällt sein, weil der Saft zur Ernährung des Schwammes geeignet ist; der beste Zeitpunkt zum Fällen der Bäume ist der Dezember. 2) Das Bauholz darf nicht zu rasch nach dem Fällen und nur trocken verarbeitet werden. 3) Alle Körper, welche dem H. Nahrung liefern, als fruchtbare Erdarten, Schutt von Gebäuden, in denen der Schwamm schon war, unvollständig verbrannte Holzkohle, Sägespäne etc., sind ganz vom Gebrauch auszuschließen. 4) Sind solche Dinge nicht ganz zu beseitigen, so trenne man das Holz davon durch Umlegen mit Steinkohlenasche, Schmiedeschlacken, Dungsalz, Gerberlohe etc. Ebenso vorteilhaft sind Anstreichen des Holzwerkes auf der untern Seite mit Ölfarbe, Firnis, Lösung von Eisenvitriol oder Aufbringen von Isolierschichten auf die Grundmauern durch Zinkplatten, Stanniol oder Teerschichten. 5) Wände und Holzwerk dürfen nicht zu dick mit Mörtel beworfen, und das Holz muß möglichst freigelassen werden; auch empfiehlt sich ein möglichst langes Hinausschieben des Abputzes der Gebäude. Auch das Einmauern hölzerner Thorgerüste in massive Wände der untern Stockwerke sollte vermieden werden. 6) Am wirksamsten aber ist eine sorgfältige Ventilation unter den Dielen, Kellerräumen und sämtlichen Fundamenten durch Kanäle, welche ins Freie oder in den Schornstein münden oder auch mit allen geheizten Räumen des Gebäudes in Verbindung stehen. Ist das Holz vom H. bereits angegriffen, aber noch nicht völlig ausgesogen, so empfehlen sich ebenfalls die angegebenen Mittel, soweit sie noch nachzuholen sind. Auch hat sich dann das sogen. Kastnersche Mittel bewährt: 2 hl Torfasche, 20 Lit. Salz und 0,5 kg Salmiak werden mit kochendem Wasser zu einem dicken Brei gerührt, mit welchem man die Fundamente innerlich bewirft. Dagegen ist eine Mischung von 1 Gewichtsteil Quecksilbersublimat mit 100 Gewichtsteilen heißem Kalkwasser wegen ihrer Giftigkeit nicht anzuraten. Sehr vorteilhaft hat sich auch ein Durchtränken der angegriffenen Teile mit Petroleum erwiesen. Zuvor ist jedenfalls sämtliches stark infiziertes Holz samt den alten Ausfüllungen sorgfältig zu entfernen. Ist aber der H. schon sehr weit vorgeschritten, so muß sämtliches Holzwerk aus dem infizierten Gebäude heraus gerissen und durch neues unter Berücksichtigung obiger Maßregeln ersetzt werden. Vgl. Zerener, Beiträge zur Kenntnis zur Verhütung und zur Vertreibung des Hausschwammes (Magdeb. 1877); Hartig, Der echte H. (Berl. 1885); Göppert, Der H. (Bresl. 1885).

Hausse (franz., spr. [h]oss[e]), das Steigen der Preise, besonders bei solchen Artikeln, welche an der Börse oder in andrer Weise einer Kursnotierung unterliegen; Haussekonsortium (Mine), die Vereinigung von Börsenspekulanten zur Herbeiführung einer