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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Headley; Heanor; Hear, hear!; Heart's Content; Heautognosie; Heautontimorumenos; Hebamme; Hebbel

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Headley - Hebbel.

getreten; darauf folgte "Life of Bruce" (1844). Seine Anschauungen des kanadischen Lebens legte er in "The emigrant" (1847, neue Ausg. 1853) nieder, dem "Stokers and pokers" (1850, neue Ausg. 1861) und "The defenceless state of Great Britain" (1850) folgten. Nach dem Staatsstreich Ludwig Napoleons trat er mit "A faggot of French sticks, or Paris in 1851" (1852, neue Ausg. 1855) hervor als entschiedener Lobredner Napoleons III. Noch erschienen von ihm: "A fortnight in Ireland" (1852), "Descriptive essays" (1856), "Highways and dry Ways" (1859), "The horse and his rider" (1861) und "The royal engineer" (1870). H. war seit 1867 Privy councillor und genoß eine jährliche Pension von 100 Pfd. Sterl. Er starb 23. Juli 1875 in Croydon.

Headley (spr. héddli), Joel Tyler, amerikan. Schriftsteller, geb. 3. Dez. 1814 zu Walton (New York), wurde, nachdem er seine Studien am theologischen Seminar zu Auburn beendet hatte, Pfarrer zu Stockbridge in Massachusetts, unternahm 1842-43 eine Reise nach Europa und publizierte nach seiner Heimkehr: "Letters from Italy" und "The Alps and the Rhine" (1846; beide vereinigt, neue Ausg. 1849). Der günstige Erfolg dieser Schriften bewog H., sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen. Er veröffentlichte seitdem eine lange Reihe von Werken, von denen wir nennen: "Napoleon and his marshalls" (1846, 24. Aufl. 1876); "Life of Oliver Cromwell"; "The lives of Winfield Scott and Andrew Jackson" (1852); "The imperial guard of Napoleon, from Marengo to Waterloo" (nach Saint-Hilaires bekanntem Werk, 1852); "Washington and his generals" (1853); "History of the second war between England and the United States" (1853, 2 Bde.); "Adirondack, or life in the woods" (1853); "The chaplains and clergy of the revolution" (1864); "Grant and Sherman: their campaigns" (1866); "Great rebellion: a history of the civil war" (1866, 2 Bde.); "Life and travels of General U. S. Grant" (1880) u. a. 1854 war H. in die Staatslegislatur von New York gewählt worden, 1855 wurde er Staatssekretär für New York.

Heanor (spr. hihnor), Stadt in Derbyshire (England), 13 km nordöstlich von Derby, hat Kohlengruben und (1881) 6822 Einw.

Hear, hear! (engl., spr. hihr, "hört, hört!"), im englischen Parlament Ruf, um die Aufmerksamkeit auf das Gesprochene zu lenken.

Heart's Content, (spr. harts kontent), Dorf an der Trinitybai der britisch-amerikan. Insel Neufundland; hier wurde 17. Juli 1866 das erste unterseeische Telegraphenkabel zwischen Europa (Valentiainsel) und Amerika gelandet.

Heautognosie (griech.), Selbsterkenntnis.

Heautontimorumenos (griech., "Selbstquäler"), Titel eines Lustspiels des griechischen Dichters Menander, das in einer Nachbildung des Terenz noch vorhanden ist. Goethe bildete daraus das Wort Heautontimorumenie für Selbstquälerei.

Hebamme (Wehmutter, lat. Obstetrix, franz. Sage-femme), eine für die Hilfsleistungen bei Entbindungen geprüfte weibliche Medizinalperson, welche die Befugnis hat, normale Geburten selbständig zu besorgen. Die H. muß mit den Vorgängen der Schwangerschaft, mit dem normalen Geburtsmechanismus sowie mit einigen Kunsthilfen für eintretende regelwidrige Zufälle vertraut sein und die Hilfsleistungen kennen, welche sich auf Wochenbett und erste Kindespflege beziehen. Besondere Vorschriften, in Preußen das "Lehrbuch der Geburtshilfe für die preußischen Hebammen" (hrsg. im Auftrag des Ministeriums, Berl. 1878), regeln die Thätigkeit der H. und geben namentlich darüber genauere Anweisung, was die H. selbständig ausführen darf, und in welchen Fällen sie gesetzlich verpflichtet ist, die Leitung der Geburt einem Arzt zu übertragen. Die Hebammen werden in den vom Staat eingerichteten Entbindungshäusern (Gebärhäusern, Hebammenschulen) theoretisch und praktisch unterrichtet, geprüft und dann in der Regel verpflichtet, ehe ihnen die Ausübung ihrer Kunst verstattet wird. Nach der deutschen Gewerbeordnung (§ 30) bedürfen Hebammen eines Prüfungszeugnisses der nach den Landesgesetzen zuständigen Behörde. In Preußen werden besondere Bezirkshebammen angestellt, welche eine bestimmte Vergütung beziehen, dafür aber auch zahlungsunfähigen Personen unentgeltliche Hilfe zu leisten haben. Sie stehen unter der Aufsicht des Kreisphysikus. Ähnliche Einrichtungen bestehen auch in andern Staaten. - Schon in den ältesten Urkunden wird der Hebammen als einer besondern Klasse gedacht, und bis in das 17. Jahrh. blieben sie fast ausschließlich im Besitz der praktischen Geburtshilfe. Eine im Hôtel-Dieu zu Paris errichtete Hebammenschule wurde nur von Hebammen geleitet. In neuerer Zeit treten die Hebammen gegen die Geburtshelfer in den Hintergrund, und durch obrigkeitlich erlassene Hebammenordnungen wurde ihre Wirksamkeit und Befugnis geregelt und beschränkt. Besondern Ruf als Hebammen erlangten: Marie Annette Boivin, erste H. an der Maternité in Paris, und Marianne Theodore Charlotte v. Siebold. Die Zahl der Lehrbücher für Hebammen (Hebammenbücher) ist sehr groß; von den ältern sind die von A. E. v. Siebold, Jörg, Nägele etc. die vorzüglichsten. Neuere sind die von J. H. Schmidt (2. Ausg., Berl. 1850), B. Schultze (7. Aufl., Leipz. 1884), Martin (4. Aufl., Stuttg. 1880), Credé-Winckel (4. Aufl., Leipz. 1886) u. a. Über die rechtliche Stellung der Hebammen zunächst in Preußen vgl. Lion, Sanitätspolizei (Iserl. 1862-75); Wachs, Die Organisation des preußischen Hebammenunterrichts (Leipz. 1874). Eine "Allgemeine deutsche Hebammenzeitung" geben Schröder und Winter heraus (Berl. 1886 ff.). Vgl. Geburtshilfe.

Hebbel, Friedrich, hervorragender Dichter, geb. 18. März 1813 zu Wesselburen in Dithmarschen, verlebte seine Jugend in den Marschen und Meeresumgebungen seiner Heimat, nährte eine früh erwachte gestaltenreiche Phantasie an wenigen Büchern, unter denen die Bibel und die Chronik von Dithmarschen in erster Reihe standen, und mußte sich für seinen regen Bildungsdrang zunächst an dem Unterricht in der Ortsschule seines Fleckens und zufälliger Lektüre genügen lassen. Mit dem 14. Jahr als Schreiber seines Kirchspielvogts fungierend, entwarf er neben seinen ersten Gedichten eine ganze Reihe abenteuerlicher Pläne, die ihn aus der Enge seiner heimatlichen Verhältnisse reißen und in das große Leben der Welt und Wissenschaft einführen sollten. Auf sein poetisches Talent machten einige Gedichte in der (von Amalie Schoppe redigierten) Hamburger "Modezeitung" aufmerksam; man interessierte sich für ihn, und es wurden Mittel gefunden, die ihm einen längern Aufenthalt in Hamburg und damit die Vorbereitung zur Universität ermöglichten. H. widmete sich demnächst in Heidelberg und München philosophischen und historischen Studien, während sich sein Dichterberuf mehr und mehr entschied. 1839 nach Hamburg zurückgekehrt, dichtete er hier seine Erstlingstragödie: "Judith" (Hamb. 1840, 2. Aufl. 1873), welcher wenig später "Genoveva" (das. 1843) folgte. In beiden Tragödien zeigte sich eine seit Jahrzehnten nicht hervorgetretene