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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Herbeck; Herberay des Essarts; Herberge; Herberger; Herberstein; Herbert

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Herbeck - Herbert.

Philosophie vgl. Drobisch, Beiträge zur Orientierung über Herbarts System der Philosophie (Leipz. 1834); K. F. Griepenkerl, Briefe über Herbarts Philosophie (Braunschw. 1832); Hartenstein, Über die neuesten Darstellungen und Beurteilung der Herbartschen Philosophie (Leipz. 1838); Strümpell, Erläuterungen zu Herbarts Metaphysik (Götting. 1834); R. Zimmermann, Über den Einfluß der Tonlehre auf Herbarts Philosophie (Wien 1873); Thilo, Herbarts Verdienste um die Philosophie (Oldenb. 1875); Schöl, Herbarts philosophische Lehre der Religion (Dresd. 1884). Zur Säkularfeier erschienen: Rob. Zimmermann, Perioden in Herbarts philosophischem Geistesgang (Wien 1876); Lazarus, Rede auf H. (Berl. 1876); Drobisch, Herbarts Verdienste um die Philosophie (Leipz. 1876).

Herbeck, Johann, Komponist und Dirigent, geb. 25. Dez. 1831 zu Wien, kam als Sängerknabe in das Stift Heiligenkreuz und erhielt dort musikalischen Unterricht vom Chordirigenten Rotter. Nach zurückgelegtem Gymnasialkursus studierte er drei Jahre Jurisprudenz, nahm aber 1852, um fortan der Musik zu leben, die Chordirektorstelle bei den Piaristen in Wien an, wurde 1856 Chormeister des Wiener Männergesangvereins, 1858 zugleich Professor am Konservatorium und ein Jahr später artistischer Direktor der Gesellschaft der Musikfreunde. Bald darauf erhielt er die Stelle eines Vize-Hofkapellmeisters und 1866 die des ersten Hofkapellmeisters am Hofoperntheater, von welcher er im April 1875 aus Gesundheitsrücksichten zurücktrat; er starb 28. Okt. 1877 in Wien. H. hat sich als Dirigent um das Wiener Musikleben große Verdienste erworben und sich auch als Komponist vielfach ausgezeichnet; unter seinen Arbeiten befinden sich Messen, Symphonien, Quartette sowie eine große Zahl besonders beliebt gewordener Lieder und Männerchöre. Seine Biographie schrieb sein Sohn Ludwig H. (Wien 1885).

Herberay des Essarts (spr. erb'räh dä-sessár), Nicolas d', franz. Schriftsteller des 16. Jahrh., stammte aus einer alten Adelsfamilie der Picardie und diente als Offizier unter König Franz I., mit dem er 1525 in Madrid gefangen saß. Hier lernte er den berühmten spanischen Roman "Amadis de Gaula" (s. Amadisromane) kennen und erhielt vom König den Auftrag, denselben ins Französische zu übertragen. H. übersetzte die ersten acht Bücher (Par. 1540-48) und wurde dadurch der Begründer des neuen französischen Heldenromans. Auch andre Übersetzungen von ihm liegen vor.

Herberge (althochd. heriberga, ital. albergo, franz. auberge), früher s. v. w. Kriegslager, später allgemein in der Bedeutung von Wirtshaus oder Gasthaus (s. d.) gebraucht. Doch machte man in Deutschland schon frühzeitig einen im wesentlichen auch heute noch festgehaltenen Unterschied zwischen dem Gasthaus, in welchem überhaupt Fremde gegen Entgelt beherbergt und verpflegt werden, und zwischen dem zur Zunftzeit vom Herbergsvater und der Herbergsmutter verwalteten Gasthaus (H. im engern Sinn), in welchem wandernde Gesellen ein Unterkommen fanden und kranke verpflegt wurden. In denselben wurde jenen auch Arbeit nachgewiesen. Von den am Ort wohnenden Gesellen wurden die Herbergen (auch oft "Verkehre" genannt) gewöhnlich zu regelmäßigen Zusammenkünften benutzt und wurden auch hier die Gesellenladen aufbewahrt. An Stelle derselben sind heute vielfach die Herbergen zur Heimat getreten, welche, aus freiwillig aufgebrachten Mitteln eingerichtet und zum Teil unterhalten und unter christlicher Hausordnung stehend, wandernden Gesellen eine billige Unterkunft bieten und dieselben vor den schädlichen Einflüssen der Wirtshäuser bewahren sollen. Eine solche H. wurde 1854 in Bonn auf Anregung von Professor Klemens Perthes gegründet. Seit dieser Zeit hat sich das Herbergswesen in vielen Städten verbreitet. Die meisten Herbergen stehen in Verbindung mit Gesellenvereinen (s. d.) unter katholischer Leitung. Vgl. Perthes, Das Herbergswesen der Handwerksgesellen (2. Aufl., Gotha 1883); Augener, Die Herbergen zur Heimat (Bielef. 1869); Rathmann, Die Herbergen zur Heimat (Hamb. 1876).

Herberger, Valerius, einer der phantasie- und gemütvollsten asketischen Schriftsteller des Protestantismus, geb. 1562 zu Fraustadt in Großpolen, wirkte nach beendeten theologischen Studien daselbst nacheinander als Lehrer, Diakonus und Pfarrer und starb hier 1627. Unter seinen zahlreichen Schriften sind die bekanntesten: "Die evangelische Herzpostille" (neu hrsg. von Bachmann, Berl. 1853); "Die epistolische Herzpostille" (neue Ausg., das. 1852); "Geistliche Trauerbinden" (neu hrsg. von Ledderhose, Halle 1854). Von ihm ist auch das geistliche Lied "Valet will ich dir geben etc." Sein Leben beschrieben Ledderhose (Bielef. 1851) und G. Pfeiffer (Eisleben 1877).

Herberstein, Siegmund, Freiherr von, ausgezeichneter Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 23. Aug. 1486 zu Wippach in Krain, studierte zu Wien die Rechte, trat aber sodann in das kaiserliche Heer und kämpfte mit Auszeichnung gegen Venedig. Er verteidigte ruhmvoll Mitterburg und entsetzte 1514 die Festung Maran in Friaul. Zum Lohn dafür schlug ihn Kaiser Maximilian zum Ritter, ernannte ihn zu seinem Rat und gebrauchte ihn zu mehreren diplomatischen Sendungen, namentlich 1516 nach Dänemark und 1516-18 nach Polen und Rußland. Auch Karl V., den er 1519 in Spanien begrüßte, gebrauchte ihn in Staatsgeschäften und schickte ihn 1526 zum zweitenmal nach Rußland. 1532 beteiligte er sich am Türkenkrieg und übernahm 1541 eine Gesandtschaft an den Sultan. Später ward er Geheimrat und Präsident des Finanzkollegiums, zog sich aber 1556 zurück, ward zum Erbkämmerer von Österreich erhoben und starb 28. März 1566 in Wien. Er schrieb: "Rerum moscoviticarum commentarii" (Wien 1549, deutsch 1557; neu hrsg. von Starczewski in "Scriptores exteri saeculi XVI. historiae ruthenicae", Berl. u. Petersb. 1841-43, 2 Bde.), lange Zeit das Hauptwerk über Rußland. Seine Autobiographie (bis 1553) erschien zuerst in der Sammlung von Kovachich (Ofen 1805) und wurde von Adelung in der "Lebensbeschreibung Herbersteins" (Petersb. 1818) benutzt. Eine neue Ausgabe lieferte Karajan in "Fontes rerum austriacarum" (1. Abt., Bd. 1, Wien 1855). Herbersteins "Gesandtschaftsreise nach Spanien" 1519 gab Chmel (Wien 1846) heraus.

Herbert, 1) Edward, Lord H. of Cherbury, der Begründer des englischen rationalen Deismus, geb. 1581 auf dem Landgut Eyton in Shropshire, studierte zu Oxford, lebte auf Reisen und als Gesandter in Frankreich, wo er durch den Anblick des durch den religiösen Zwiespalt verursachten Unheils auf den Gedanken einer über den konfessionellen Parteien stehenden "natürlichen oder Vernunftreligion" gebracht wurde. Daraus ist seine Schrift "De veritate prout distinguitur a revelatione, a verisimili, a possibili et a falso" (Par. 1624; 4. Aufl., Lond. 1656) hervorgegangen, zu deren Herausgabe ihn Hugo Grotius ermunterte. Indem er darin, der erste, wie