Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Herculano de Carvalho e Araujo; Hercules; Hercynischer Wald; Herd

412

Herculano de Carvalho e Araujo - Herd.

unter den aufgefundenen Statuen gehören die des Merkur und eine weibliche Statue, ferner eine Viktoria, eine Venus, eine Diana, ein schlafender Faun von natürlicher Größe, zwei Kanephoren, eine kämpfende Amazone, die Statuen der Familie Balbus etc. In der Casa di Aristide, außerhalb der Stadtmauern, fand sich eine ansehnliche Sammlung von beschriebenen, freilich ganz verkohlten Papyrusrollen, welche aber die anfangs gehegte Hoffnung, daß sie noch unbekannte wertvolle Schriften des Altertums enthalten würden, täuschten: es waren, soweit sie entziffert sind, ziemlich uninteressante Abhandlungen über die Philosophie der Epikureer. Vgl. "Le antichità di Ercolano" (Neap. 1757-92, 8 Foliobände); Jorio, Notizie sugli scavi d'Ercolano (das. 1827); Ruggiero, Storia degli scavi di Ercolano (das. 1886).

Herculano de Carvalho e Araujo (spr. karwálju i arauschu), Alexandro, einer der namhaftesten neueren Dichter und Schriftsteller Portugals, geb. 28. März 1810 zu Lissabon, erhielt in Paris seine wissenschaftliche Ausbildung und machte sich mit den Hauptsprachen Europas bekannt, schloß sich dann (von 1832 an) in seinem Vaterland der liberalen Partei an und war 1837-43 als Redakteur des Journals "Panorama" thätig. Seine erste poetische Veröffentlichung war das religiös-politische Gedicht "A voz de propheta" ("Die Stimme des Propheten", Ferrol 1836 u. öfter), worin er in Visionen die Zukunft seines Vaterlandes mit düstern Farben malte. Darauf folgte eine Sammlung früherer Dichtungen gleichfalls religiös-poetischen Inhalts unter dem Titel: "A harpa do crente" ("Die Harfe des Gläubigen", Lissab. 1838 u. öfter). Auch sein historischer Roman "Eurico, o presbytero" (deutsch von G. Heine: "Eurich, der Priester der Goten", Leipz. 1847) sowie die darauf folgende, noch gelungenere Erzählung "O monge de Cister" ("Der Cisterciensermönch"), die sich mit der Epoche der portugiesischen Geschichte unter König Johann I. zu Anfang des 15. Jahrh. beschäftigt und mit jenem zusammen unter dem Titel: "O monasticon" (Lissab. 1844-48, 4 Bde.; Leipz. 1867) erschien, sind für die portugiesische Litteratur von Bedeutung. Bisher als Stadtbibliothekar zu Porto angestellt, wurde H. 1845 dieses Amtes enthoben und an die königliche Bibliothek zu Ajuda berufen, wo er zunächst seine wertvolle, durch kritische Schärfe sowie durch klassische Sprüche und stilistische Vollendung ausgezeichnete "Historia de Portugal" (Lissab. 1845-1852, 4 Bde.) verfaßte, der später als zweites historisches Hauptwerk "Da origem e establecimento da inquisição em Portugal" ^[richtig: "... da origem e estabelecimento da inquisição em Portugal"] (das. 1854-59, 3 Bde.) nachfolgte. Sonstige Werke von H., außer der Gesamtausgabe seiner "Poesias" (Lissab. 1850), sind: "Lendas e narrativas", eine Sammlung von historischen Sagen aus der portugiesischen Geschichte (das. 1851, 2 Bde.); "Estudos sobre o casamento civil" (Rio de Janeiro 1866); "Questõees publicas" (1873); "Estudos historicos" (1876) und "Opusculos" (Lissabon 1873-79, 4 Bde.). Als Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Lissabon leitete H. auch die Herausgabe der "Portugaliae monumenta historiae". Nachdem er sich in den letzten Jahren auf ein Landgut bei Santarem zurückgezogen, starb er daselbst 13. Sept. 1877. Vgl. Döllinger, Gedächtnisrede auf H. (Nördling. 1878); de Serpa Pimentel, H. e o seu tempo (Lissab. 1881).

Hercules, Heros, s. Herakles. In der Astronomie ist H. Name eines Sternbildes am nördlichen Himmel zwischen 233 und 282° Rektaszension und 4½ und 50° Deklination, dargestellt als mit dem einen Fuß knieend (daher nach einigen Ingeniculus), mit dem andern auf den Kopf des Drachen tretend, in der einen Hand eine Keule haltend, mit der andern den Cerberus fassend. Der Kopf ist dem des Ophiuchus zugekehrt. Nach E. Heis gehören zu diesem Sternbild 227 dem bloßen Auge sichtbare Sterne.

Hercynischer Wald (Hercynia silva, kelt. Arkynia, "Höhenzug"), schon bei Aristoteles vorkommende Bezeichnung eines großen Gebirgszugs, der im hohen Norden nach O. hin Europa durchschneiden sollte, aber im übrigen unbestimmt und fabelhaft ist. Eine genauere Beschreibung desselben gibt erst Cäsar, welcher ihn 9 Tagereisen breit und 60 lang sein und von dem Gebiet der Helvetier, Nemeter und Rauraker anfangen, in gerader Richtung mit der Donau bis an die Grenzen der Dacier und Anarter fortlaufen, dann nördlich abbiegen läßt. Hiernach würde der Name H. W. die sämtlichen Wälder und Gebirge Mitteldeutschlands vom Rhein bis zu den Karpathen, also Schwarzwald, Odenwald, Spessart, Rhön, Thüringer Wald und Frankenwald, Fichtel- und Erzgebirge, Elbsandsteingebirge und die Sudeten (Iser-, Riesen- und Glatzer Gebirge), umfaßt haben. Diese zusammenhängende Zone von damals unbewohnten Waldgebirgen bildete zu Cäsars Zeiten noch die Südgrenze der Germanen, südlich deren nur keltische Völker saßen. Als jedoch die Römer im Lauf der Zeit mit den nördlichen Regionen bekannter wurden und viele Spezialnamen von Gebirgen kennen lernten, wurde der Name H. W. sehr eingeschränkt und nach O. verschoben, ohne daß sich ein bestimmtes damit bezeichnetes Gebirge nachweisen ließe. Ptolemäos wendet den Namen nur auf die waldigen Bergrücken, welche die Sudeten mit den Karpathen verbinden, an. Neuere Geographen und namentlich die Geologen haben die alte Bezeichnung wieder aufgenommen und verstehen unter dem Hercynischen Gebirgssystem alle Gebirge und Erhebungen von Ibbenbüren in Westfalen im NW. bis zu dem österreichisch-mährischen Tiefland im SO., das es bei Krems an der Donau von den Alpen und zwischen Brünn, Prerau und Oderberg von den Karpathen scheidet. In dieser Ausdehnung umfaßt es zwei gesonderte Teile. Der eine derselben enthält den Böhmerwald, das Fichtelgebirge, den Frankenwald, Thüringer Wald und Teutoburger Wald, der andre die Sudeten, die Glatzer Gebirge, das Riesen- und Lausitzer Gebirge, den Harz und die Wesergebirge, während zwischen beiden das Mährische Gebirge im SO. und das Ibbenbürener Steinkohlengebirge im NW. den Abschluß machen und namentlich das Erzgebirge im Innern eine Verbindung zwischen beiden Teilen herstellt. In dem ganzen System, dessen Hebung bis zum Ende der Kreideformation reicht, herrscht die Richtung von SO. nach NW., die sich auch in den Landrücken der norddeutschen Tiefebene vielfach wiederfindet, durchaus vor, obgleich die ältere Hebung des Schiefergebirges (niederländischen Systems) von SW. nach NO. mehrfach noch sehr bedeutend hervortritt.

Herd, in der ursprünglichsten Bedeutung ein ebener, zuweilen erhöhter Platz auf der Erde, um verschiedene Verrichtungen darauf vorzunehmen, besonders der Ort im Haus, wo Feuer unterhalten wird, daher Symbol des eignen Hauswesens. Der H. (griech. hestia) war den Griechen und Römern heilig: er war bei den erstern der Hausaltar, die heiligen Eide wurden bei dem H. geschworen. Hilfesuchende (ephestii genannt) mußte der Hausherr schützen, sobald sie den H. berührt oder sich in die Asche desselben gesetzt hatten. Bei den Römern fand sich der H. (focus)