Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holland

657

Holland (englische Landschaft) - Holland (Personenname).

dann durch den Sohn Karls V., Philipp II., an Spanien, riß sich 1581 mit den übrigen nördlichen Provinzen von der spanischen Herrschaft los und war eine der sieben Provinzen, welche die Republik der Vereinigten Niederlande (s. d.) bildeten. Durch Gewerbe und Handel blühte H. überraschend schnell empor und war die bevölkertste und reichste Provinz der Republik. Es trug mehr als die Hälfte der Kosten (56 Proz.) für die gemeinsame Regierung und übte auf die Politik der Republik durch seinen obersten Beamten, den Ratspensionär, einen maßgebenden Einfluß aus. Die reichen Handelsstädte, namentlich Amsterdam, waren die Hauptstützen der aristokratischen Patriotenpartei, welche die Herrschaft der Oranier bekämpfte. 1806-1810 bildete die Provinz H. einen Teil des Königreichs H., wurde nach der Abdankung Ludwig Bonapartes ein Teil von Frankreich (wo es zwei Departements bildete), gelangte 1813 wieder in den Besitz des Hauses Oranien und bildete seitdem die zwei Provinzen Südholland und Nordholland (früher Westfriesland, vgl. Friesen) des Königreichs der Niederlande (s. d.). Vgl. Muller, Regesta hannonensia (unter den Grafen von Hennegau, Haag 1881).

Holland, Marschlandschaft in Lincolnshire (England), am Wash (s. Fens).

Holland, 1) Henry Richard Fox Vassall, Lord, brit. Staatsmann, geb. 21. Nov. 1773, erzogen zu Eton, studierte in Oxford und unternahm sodann größere Reisen. Dabei lernte er in Italien die Gattin Sir Godfrey Websters, Elisabeth Vassall, kennen, verführte sie und mußte deshalb nach dem Ausspruch der Geschwornen dem beleidigten Gatten 6000 Pfd. Sterl. zahlen. 1797 heiratete er sie und nahm ihren Familiennamen Vassall an. Nach seiner Rückkehr trat er ins Oberhaus, in welchem er sich der liberalen Partei anschloß. Er bekämpfte Pitts kriegerische Politik gegen Frankreich, sprach gegen die Erhöhung der Steuern, gegen die Suspension der Habeaskorpusakte, gegen die Union mit Irland, drang auf eine Reform der Parlamentswahl etc. Nach den Frieden von Amiens (1802) begab er sich seiner zerrütteten Gesundheit wegen nach Spanien. Als Früchte seiner während eines mehrjährigen Aufenthalts daselbst gemachten Studien erschienen die trefflichen Biographien von Guillem de Castro und Lope de Vega (Lond. 1805; 2. Aufl. 1817, 2 Bde.) und die Übersetzung dreier spanischer Komödien (das. 1807). Nach England zurückgekehrt, nahm er 1805 seinen Sitz im Oberhaus wieder ein und trug, abermals einer der Führer der Opposition, darauf an, den Minister Melville in Anklagezustand zu versetzen. Nach Pitts Tod (1806) trat er als Geheimsiegelbewahrer in das von Grenville und Fox, Hollands Oheim, gebildete Ministerium das sich aber bald nach Fox' Tod wieder auflöste. 1808 sprach er für die Emanzipation der Katholiken, betrieb die Unterstützung des spanischen Freiheitskampfes und verfocht auch sonst, namentlich in der Sklavereifrage, die Grundsätze der liberalen Partei. In den Jahren 1814 und 1815 bereiste er den Kontinent und hatte im Februar 1815 in Neapel eine Unterredung mit Murat, über welche er in "A letter to a Neapolitan nobleman" berichtete. In den Jahren 1816-18 befürwortete H. im Parlament wiederholentlich die Beschwerden, welche die Freunde des Kaisers Napoleon über dessen Behandlung auf St. Helena erhoben. 1828 unterstützte er die Emanzipation der Katholiken und trat im November 1830 unter Grey als Kanzler des Herzogtums Lancaster in das Kabinett; in gleicher Eigenschaft war er auch Mitglied des Ministeriums Melbourne. Mit Clarendon vertrat er im Kabinettsrat in der orientalischen Frage das freundschaftliche Verhältnis zu Frankreich. Sein Haus war ein Sammelplatz von Künstlern und Gelehrten. Er starb 22. Okt. 1840 in London. Er schrieb eine Biographie seines Oheims Fox, die er mit dessen Werk "History of the early part of the reign of King James II." (Lond. 1808) veröffentlichte; auch gab er die "Memoirs of Waldegrave" (1822, 2 Bde.) heraus. Über seine parlamentarische Thätigkeit vgl. "Opinions of Lord H. in the house of Lords" (1841). - Sein Sohn Henry Edward Fox, Lord H., geb. 7. März 1802, war seit 1838 englischer Gesandter am Deutschen Bunde, dann bis 1846 in Toscana und später in Holland. Er gab Reiseerinnerungen seines Vaters ("Foreign reminiscences", 1850) und dessen "Memoirs of the Whig party during my time" (1852-54, 2 Bde.) heraus und starb kinderlos 18. Dez. 1859 in Neapel. Nach seinem Tod erschienen von ihm: "Recollections of past life" (1871) und "Fragmentary papers on science and other subjects" (1875). Beiträge zur Geschichte der Familie H. gab die Fürstin Marie Liechtenstein in "H.-house" (Lond. 1872, 2 Bde.).

2) Josuah Gilbert, amerikan. Schriftsteller, geb. 24. Juli 1819 zu Belchertown in Massachusetts, studierte Medizin und praktizierte einige Jahre als Arzt zu Springsfield ^[richtig: Springfield], um sich dann ganz seiner schon früher bethätigten Neigung zu litterarischer Beschäftigung zu überlassen. Er trat in die Redaktion des "Springfield Republican" ein und veröffentlichte als seine ersten Werke die "History of Western Massachusetts" (1855, 2 Bde.) und den Roman "The Bay Path" (1857). Zugleich begann er im "Republican" eine Reihe von Briefen und Essays unter dem Pseudonym Timothy Titcomb zu veröffentlichen, die sich einen weiten Leserkreis erwarben. Die erste Serie derselben erschien unter dem Titel: "Timothy Titcomb's letters to the young" (1858); später folgten: "Bitter Sweet", Gedicht (1858), "Gold Foil, hammered from popular proverbs"; ferner: "Lessons in life", "Plain talks on familiar subjects" (1865), "Letters to the Joneses" (1866), die Gedichte: "Kathrina" (1867) und "The marble prophecy" (1872) und die Romane: "Miss Gilbert's career" (1867), "Arthur Bonnicastle" (1873), "The mistress of the manse" (1874); endlich "Every day topics" (1876), eine Sammlung kleiner Artikel über Ereignisse im öffentlichen Leben, ausgezeichnet durch gesunde Moral, gute Belehrung und einfachen Stil. Von einer 1869 unternommenen Reise nach Europa zurückgekehrt, übernahm er 1870 die Herausgabe von Scribners "Monthly Magazine". H. starb 12. Okt. 1881. Seine Gedichte erschienen vollständig 1873, eine neue Ausgabe seiner "Complete works" in 14 Bänden (New York 1885).

3) Wilhelm Ludwig, Germanist und Romanist, geb. 11. Aug. 1822 zu Stuttgart, studierte in Tübingen und Berlin germanische und romanische Philologie und ließ sich, nachdem er noch ein Jahr lang in Paris gearbeitet, 1847 als Dozent in Tübingen nieder, wo er später zum Professor ernannt wurde. Auf romanischem Gebiet veröffentlichte er: "Crestien von Troies, eine litteraturgeschichtliche Untersuchung" (Tübing. 1854), Chrétiens "Chevalier au Lyon" (Hannov. 1862; 3. Aufl., Braunschw. 1886), "Bruchstücke aus der Chronik des Alonso de Palencia" (Tübing. 1850) und "La estória de los siete infantes de Lara" (das. 1860); auf deutschem (in den Veröffentlichungen des Litterarischen Vereins in Stuttgart): "Meister Altswert" (mit Keller, 1850), die "Schauspiele des Her-^[folgende Seite]