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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Holstein; Holstein-Holsteinborg; Holstein-Ledreborg; Holsten; Holstensborg; Holtei

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Holstein - Holtei.

hard 29. Nov. 1331 nahe am Danewerk auf der Loheide total geschlagen und mußte 1332 zu Kiel in die Verpfändung Nordjütlands und Fünens für 100,000 Mark willigen, um nur den Königstitel über einige kleine Inseln, die Reste der dänischen Macht, weiterführen zu dürfen. Als nach Christophs Tod (1332) seine Söhne Otto und Waldemar die von ihrem Vater geschlossenen Verträge für nichtig erklärten, wußte Gerhard seine Eroberungen gegen sie zu behaupten und riß nun die letzten Reste des dänischen Reichs an sich. Er nannte sich Herzog von Jütland und Fünen und regierte als unumschränkter Herr; ein Gleiches that Johann der Milde in seinen dänischen Landen. 1340 bewog Gerhard seinen Neffen Waldemar, ihm sogar das ganze Herzogtum Schleswig gegen Nordjütland zu verpfänden; da machte der Dolchstoß eines rachsüchtigen Dänen, Niels Ebbesen, seinem thatenreichen Leben ein Ende, als er auf einem Zug durch das noch immer nicht beruhigte Jütland zu Randers übernachtete (1. April 1340).

Gerhards Söhne Heinrich II. und Klaus rächten blutig des Vaters Tod, wirkten dann aber, mildern Sinnes, bei der Herstellung des dänischen Reichs mit. Als Kaiser Ludwig und sein Sohn Ludwig von Brandenburg die Erhebung von Christophs II. Sohn Waldemar auf den dänischen Thron befürworteten, gaben sie zu Lübeck (19.-21. Mai 1340) ihre Einwilligung, blieben aber im Besitz der Pfandschaften in Dänemark und, was wichtiger war, im Besitz Schleswigs. Waldemar verwickelte sich in seinem Übermut in einen Krieg mit der Hansa, an welchem auch die holsteinischen Grafen sich beteiligten, und hatte in dem schimpflichen Frieden von Stralsund 1369 seine Krone nur der Gnade der Städte zu verdanken. Der Friede mit H. verzögerte sich bis 1373, doch überließen hier die Grafen die Entscheidung über ihre Ansprüche einem künftigen Schiedsgericht. Wiederum schickte sich Waldemar zur Fehde an, da ereilte ihn der Tod 1375. Da Heinrich, Waldemars V. Sohn, der letzte (nominelle) Herzog von Schleswig, eben gestorben war, so mußte dies Land endgültig an die Söhne Gerhards d. Gr. fallen. Erst 1386 gab Margarete als Vormünderin ihres Sohns, König Olafs von Dänemark, ihre Zustimmung: zu Nyborg erhielt Gerhard VI. (s. Gerhard 2), Heinrichs II. (gest. 1385) Sohn (denn nur immer einer sollte Herzog in Schleswig sein), in feierlicher Versammlung die Belehnung. Über die weitern Schicksale Holsteins und die Litteratur vgl. Schleswig-H., Geschichte.

Holstein, Franz Friedrich von, Komponist, geb. 16. Febr. 1826 zu Braunschweig aus einer aus Mecklenburg stammenden Adelsfamilie, besuchte das Gymnasium, dann, zum Militärdienst bestimmt, die Kadettenanstalt daselbst und wurde 1845 zum Offizier befördert. Mit Eifer und ohne Wissen seiner Eltern nebenbei Musik treibend, komponierte er unter anderm eine zweiaktige Oper: "Zwei Nächte in Venedig", welche im Kreis der nächsten Bekannten solchen Beifall fand, daß H. nun nicht länger anstand, sich mit Ernst dem Studium des Klaviers und der Komposition zu widmen. Nachdem er 1849 den Feldzug in Schleswig-Holstein mitgemacht, wurde er 1852 zum Hofjunker ernannt und bald darauf als Adjutant eines Landwehrbataillons nach Seesen am Harz versetzt, wo er in wenig anregender Umgebung ein Leben innerer Sammlung und künstlerischer Thätigkeit führte und zu dem Entschluß gelangte, fortan ganz der Kunst zu leben. In dieser Absicht begab er sich 1853 nach Leipzig, wo er in das Konservatorium eintrat und vornehmlich unter Anleitung von Hauptmann und Rietz seine Studien vollendete. Einige Unterbrechungen abgerechnet, behielt H. seitdem seinen Wohnsitz in Leipzig bis zu seinem Tod 22. Mai 1878. Als Komponist hat er sich namentlich durch die Opern: "Der Haideschacht", "Der Erbe von Morley", "Die Hochländer", welche in Leipzig, Mannheim und andern Städten Deutschlands, Hollands etc. mit Beifall aufgeführt wurden, sowie durch verschiedene Orchester- und Kammermusikwerke und eine große Anzahl ein- und mehrstimmiger Gesänge einen bedeutenden Namen gemacht. Namentlich die Lieder verraten durchweg den feinsinnigen, tief und natürlich empfindenden Künstler. Durch ein reiches Legat für unbemittelte Musikschüler (Holstein-Stift) hat er sich in Leipzig ein dauerndes Andenken gesichert. Seine "Nachgelassenen Gedichte" wurden von Bulthaupt herausgegeben (Leipz. 1880, mit Biographie).

Holstein-Holsteinborg, Ludwig, Graf, dän. Staatsmann, geb. 18. Juli 1815 aus einer der ältesten Adelsfamilien Dänemarks, trat 1848 als Mitglied der letzten Roeskilder Ständeversammlung ins politische Leben ein, war 1856-63 Mitglied des Reichsrats und seit 1866 des Folkethings. Nach dem Rücktritt des Ministeriums Frijs 1870 bildete Graf H., der als Oberkammerherr dem königlichen Hof sehr nahe stand, ein aus großen Gutsbesitzern und Nationalliberalen zusammengesetztes Ministerium, unter welchem ein erbitterter Kampf mit der Linken entbrannte, bis es 1874 dem Ministerium Fonnesbech Platz machen mußte. Seit 1881 hat sich H. vollständig vom öffentlichen Leben zurückgezogen.

Holstein-Ledreborg, Graf, dän. Politiker, geb. 10. Juni 1839, ward, nachdem er während eines Aufenthalts in Rom zum Katholizismus übergetreten war, 1872 in das Folkething des dänischen Reichstags gewählt und bekämpfte von Anfang an die der nationalliberalen oder eiderdänischen Partei angehörigen Minister, ohne sich einer bestimmten Partei anzuschließen. Später stellte er sich an die Spitze einer gemäßigten Fraktion der Linken und ist jetzt einer der Führer der vereinigten Linken des Reichstags.

Holsten, s. v. w. Holsteiner, die Bewohner des Herzogtums Holstein.

Holsten, Karl Johann, protest. Theolog, geb. 31. März 1825 zu Güstrow im Mecklenburgischen, studierte seit 1843 in Leipzig, Berlin und Rostock Theologie und Philologie, war darauf 18 Jahre lang Lehrer am Gymnasium zu Rostock und erhielt 1870 eine außerordentliche, 1871 eine ordentliche Professur an der Hochschule zu Bern, von wo er 1876 in gleicher Eigenschaft nach Heidelberg berufen wurde. Unter seinen Veröffentlichungen sind zu nennen: "Zum Evangelium des Paulus und des Petrus" (Rost. 1867); "Das Evangelium des Paulus" (Berl. 1880, Bd. 1); "Die drei ursprünglichen, noch ungeschriebenen Evangelien" (Karlsr. 1885); "Die synoptischen Evangelien nach der Form ihres Inhalts" (Heidelb. 1886).

Holstensborg, Ansiedelung an der Westküste Grönlands, unter 67° nördl. Br., hat eine 1773 erbaute Kirche, (1874) 579 Einw., darunter 6 Europäer, und einen sichern, viel von Walfischfahrern besuchten Hafen.

Holtei, Karl von, Dichter und Schriftsteller, geb. 24. Jan. 1798 zu Breslau, ward nach dem Tod seiner Mutter in dem Hause seiner Großmutter erzogen, besuchte dann das Magdalenen-Gymnasium seiner Vaterstadt, gab aus Neigung zum Theater die akademische Laufbahn, für die er sich vorbereiten wollte, auf und debütierte 1819 als Mortimer in Schillers "Maria Stuart" auf der Breslauer Bühne. Schon