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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hülfe; Hulin; Hulk; Hull; Hüllchen; Hulle; Hülle

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Hülfe - Hülle.

früher regelmäßig beim Eintritt in ein gewisses Lebensalter, bei der Aufnahme in den Unterthanenverband und beim Erwerb von Grundbesitz innerhalb des betreffenden Staatsgebiets sowie bei dem Regierungsantritt eines neuen Landesherrn abzuleisten. Nur in einigen deutschen Staaten ist dieser Huldigungseid beibehalten, indem ein auf die Beobachtung der Staatsverfassung bezüglicher Passus mit aufgenommen wurde. Nach manchen Staatsverfassungen, wie in Bayern, Württemberg und Braunschweig, soll bei einem Regentenwechsel eine allgemeine H. dem neuen Souverän gegenüber stattfinden, während nach den Verfassungsurkunden andrer Staaten, wie Oldenburg, Weimar und Meiningen, in diesem Fall nur eine H. der Landstände, in Preußen eine solche der Staatsbeamten und der Landtagsmitglieder verlangt wird. Unpraktisch ist dagegen heutzutage der früher im Lehnrecht übliche Huldigungseid (Lehnseid) des Vasallen, durch welchen letzterer versprach, dem Lehnsherrn treu, hold und gewärtig zu sein.

Hülfe und Zusammensetzungen, s. Hilfe.

Hulin (spr. üläng), Pierre Augustin, Graf, franz. General, geb. 6. Sept. 1758 zu Genf, kam 1787 als Uhrmacher nach Paris und nahm beim Ausbruch der Revolution an dem Sturm auf die Bastille teil. Als Mitglied des Konvents stets Mäßigung und Anstand beobachtend, ward er unter der Schreckensherrschaft verhaftet und erst durch den 9. Thermidor wieder frei. Er trat darauf in die Armee, diente von 1796 an in den italienischen Feldzügen als Generaladjutant Napoleons und war 1797, 1798 und 1800 Kommandant von Mailand, 1802 Kommandant der Konsulargarde mit dem Rang eines Divisionsgenerals. Er präsidierte 1804 bei der Militärkommission, welche den Herzog von Enghien (s. d.) zum Tod verurteilte. Hierauf wurde er zum Baron, später in den Grafenstand erhoben, 1805 Kommandant von Wien, 1806 von Berlin und 1812 von Paris, wo er bei dem Ausbruch der Verschwörung Mallets gegen Napoleon von einem der Verschwornen einen Pistolenschuß in die Kinnlade erhielt. Als 1814 die Bourbonen zurückkehrten, unterwarf er sich denselben, verlor aber seine Kommandantur, die er jedoch während der Hundert Tage abermals bekleidete. Nach denselben aus Frankreich verwiesen, lebte er in Brüssel und Hamburg, bis er 1819 zurückgerufen wurde. Um diese Zeit erblindete er. Von Savary in einer Schrift der Hauptschuld an der Hinrichtung des Herzogs von Enghien bezichtigt, verteidigte sich H. in einer Gegenschrift ("Explications au sujet du jugement du duc d'Enghien", 1824). H. starb 9. Jan. 1841.

Hulk, ausgedientes, abgetakeltes, auch zum Teil abgewracktes (niedriger gemachtes) Schiff, das im Hafen oder auf geschützter Reede verankert als Lagerhaus, Kohlenmagazin oder Mastenkran etc. benutzt wird.

Hull (spr. höll), 1) (Kingston upon Hull) Stadt in der engl. Grafschaft York, liegt am nördlichen Ufer des Humber, welcher hier 3 km breit ist, an der Mündung des Flüßchens H. in denselben und 32 km vom offenen Meer. Die Lage der Stadt ist eben, teilweise sogar unter dem Meeresspiegel (während der Flut), so daß Schleusen sie vor Überschwemmungen schützen müssen. Der älteste Stadtteil, mit krummen, engen Straßen, wird von den Docks und dem Hull umschlossen. Unterhalb desselben liegt die Citadelle, und namentlich nach N. und O. hin breiten sich die schön gebauten Vorstädte mit vielen Gärten aus. Unter den zahlreichen Kirchen ist die Dreieinigkeitskirche (1492 vollendet) die bemerkenswerteste. Ihr Querschiff soll der älteste Backsteinbau Englands seit den Zeiten der Römer sein. Die Stadt hat außerdem ein neues stattliches Rathaus, eine Börse u. Kornbörse, ein Krankenhaus, ein Versorgungshaus für Seeleute (Trinity Hospital, 1369 gestiftet), eine Seeschule, ein Museum mit Bibliothek (Royal Institution), botanische und zoologische Gärten, 2 Theater und (1881) 154,240 Einw. Öffentliche Denkmäler sind dem König Wilhelm III. und dem Sklavenbefreier Wilberforce errichtet worden. H. ist der Haupthafen des nordöstlichen England und vermittelt namentlich den Verkehr mit dem Norden Europas. Seine Docks bedecken eine Wasserfläche von 54 Hektar; es besitzt (1886) 897 Seeschiffe von 214,279 Ton. Gehalt (darunter 247 Dampfschiffe) und 90 Fischerboote. Im J. 1885 liefen 4689 Schiffe von 2,005,024 T. Gehalt ein (davon 1797 Schiffe von 353,376 T. im Küstenhandel). Britische Produkte im Wert von 16,9 Mill. Pfd. Sterl. (namentlich Woll- und Baumwollwaren, Metalle, Thonwaren, Maschinen) wurden ausgeführt und ausländische und koloniale Waren im Wert von 20,2 Mill. Pfd. Sterl. eingeführt. Dazu besitzt H. größere industrielle Anstalten. Wichtig sind namentlich der Maschinenbau (1880: 1902 Arbeiter), der Schiffbau (1579 Arb.), die Herstellung von Öl und Ölkuchen (1200 Arb.), die Baumwollfabriken (770 Arb.) und die Eisenwerke (834 Arb.). H. ist Sitz eines deutschen Konsuls. In früherer Zeit hieß die Stadt Wyke upon Hull; ihren jetzigen Namen verdankt sie Eduard I., welcher ihr 1296 Stadtrechte verlieh. Karl I. belagerte 1642 die Citadelle vergebens. - 2) Stadt in der britisch-amerikan. Provinz Quebec, Ottawa gegenüber, mit dem eine Brücke sie verbindet, hat Sägemühlen und (1881) 6890 Einw.

^[Abb.: Situationsplan von Hull.]

Hüllchen, s. Hülle.

Hulle, Kopfbedeckung, s. Kruseler.

Hülle (Involucrum), in der Botanik die Gesamtheit solcher Hochblätter, welche einem Blütenstand unmittelbar vorangehen und in einem Quirl oder in einer so niedergedrückten Spirale stehen, daß sie ein zusammenhängendes, den Blütenstand einfassendes Ganze darstellen, bisweilen sogar miteinander verwachsen sind. Die H. kommt besonders an Köpfchen und Dolden, seltener an einer Einzelblüte vor. Bei den Umbelliferen hat nicht nur die zusammengesetzte Dolde eine gemeinschaftliche H., sondern oft tritt auch