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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Hülsengewächse; Hülsenwurm; Hülsenwürmer; Hülße; Hulst; Hultsch

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Hülsengewächse - Hultsch.

die Getreidearten. Die quantitative Zusammensetzung ergibt sich aus folgender Tabelle (vgl. auch die auf der Tafel "Nahrungsmittel" gegebene graphische Darstellung derselben):

Arten Legum. und Eiweiß Stärkmehl und Dextrin Fett Cellulose Salze Wasser

Buff- oder Feldbohnen Minimum 13,75 42,80 1,20 4,53 1,80 11,00

Maximum 28,19 53,29 2,80 11,57 4,65 19,70

Mittel 23,66 49,25 1,63 7,47 3,15 14,84

Schminkbohnen Minimum 20,06 45,40 1,06 3,71 3,00 8,33

Maximum 27,50 59,67 3,00 4,34 4,04 19,30

Mittel 23,12 53,63 2,28 3,84 3,53 13,60

Erbsen Minimum 18,56 41,90 0,64 2,22 1,76 11,01

Maximum 27,14 59,38 3,30 10,00 3,49 22,12

Mittel 22,63 53,24 1,72 5,45 2,65 14,31

Linsen Minimum 22,00 44,00 1,04 3,27 2,20 10,49

Maximum 29,00 59,07 2,50 3,92 2,79 15,40

Mittel 24,81 54,78 1,85 3,58 2,47 12,51

Erdnuß 28,25 7,16 46,37 13,78 3,25 6,50

Sojabohne 38,29 26,20 18,71 5,33 4,56 6,91

Gelbe Lupine 35,32 29,17 4,97 14,15 3,78 12,61

Linsen sind, was den Gehalt an eiweißartigen Bestandteilen betrifft, beinahe so viel wert wie ihr dreifaches Gewicht Weizenbrot und lassen alles Fleisch weit hinter sich. Erbsen sind in dieser Hinsicht so viel wert wie Kalbfleisch und Schminkbohnen beinahe so viel wie Taubenfleisch, welches durch seinen Reichtum an stickstoffhaltigen Nahrungsstoffen alle Fleischarten übertrifft. Dem hohen Nahrungswert der H. (sie bilden das konzentrierteste Nahrungsmittel, welches wir besitzen) steht schwerere Verdaulichkeit gegenüber, welche nur durch zweckmäßige Zubereitung einigermaßen gehoben werden kann. Zur Brotbereitung eignet sich das Mehl der H. wenig und wird auch nur an wenigen Orten dazu benutzt. Robustern Konstitutionen sind die H. höchst zuträglich, ihrer Kultur wird aber selten diejenige Aufmerksamkeit gewidmet, welche ihnen auch als Ackerfrüchten gebührt. Die große Unsicherheit ihres Gedeihens und ihre geringe Ertragsfähigkeit mögen vornehmlich an dieser Vernachlässigung schuld sein. Ein großer Teil der kultivierten H., besonders Erbsen und Bohnen, wird im unreifen Zustand als schmackhaftes und leichtverdauliches Gemüse (s. d.) genossen; die reifen Samen dagegen sind in Mitteleuropa verhältnismäßig wenig beliebt, und es werden daher immer noch bedeutende Mengen aus Deutschland, hauptsächlich nach England, Norwegen und Schweden, Belgien und Dänemark, ausgeführt. - Die Benutzung der H. ist uralt, und besonders die Ackerbohne diente schon in frühster Zeit als Nahrungsmittel. Auf dem Weg nach Eleusis stand ein dem Bohnengott Kyametes geweihter Tempel; den Ägyptern dagegen galt diese Bohne als unrein; schon 2800 v. Chr. wurde sie in China eingeführt. Auch Lupinus hirsutus wurde von den alten Griechen kultiviert und diente ärmern Leuten sowie den Cynikern zur Nahrung; die Linse wurde von den Griechen, Juden und Ägyptern gebaut; auch die Erbse war im Altertum geschätzt, und in Indien muß ihre Kultur in eine ferne Zeit zurückgehen, während die Linse erst in neuerer Zeit in Bengalen Eingang fand. Bohnen, Erbsen und Kichererbsen fanden sich auf den Musterwirtschaften Karls d. Gr. und sind jetzt beinahe über die ganze Erde verbreitet. Vgl. Schertler, Anwendung des spezifischen Gewichts als Mittel zur Wertbestimmung der Kartoffeln, Cerealien und H. (Wien 1873).

Hülsengewächse (hülsenfrüchtige Pflanzen), s. v. w. Leguminosen.

Hülsenwurm, s. Bandwürmer, S. 316.

Hülsenwürmer, s. Köcherjungfern.

Hülße, Julius Ambrosius, Technolog, geb. 2. Mai 1812 zu Leipzig, studierte daselbst und auf der Bergakademie in Freiberg Mathematik und Naturwissenschaften, ward 1834 Lehrer der Mathematik, Physik und Technologie an der Handelslehranstalt, 1837 Lehrer der Mathematik am Nikolaigymnasium seiner Vaterstadt und 1840 Professor und Direktor der königlichen Gewerbe- und Baugewerkschule zu Chemnitz, die unter seiner Leitung auch mit einer landwirtschaftlichen Abteilung versehen ward. 1850 ward er als Direktor der polytechnischen Schule nach Dresden berufen. Seit 1858 war er Mitglied und 1861 Vorsitzender der Normaleichungskommission und dann bei der Bearbeitung der Eichordnung des Norddeutschen Bundes und später des Deutschen Reichs als Mitglied der dazu niedergesetzten Kommission mit thätig. In den Jahren 1849 und 1869 ward er in die Zweite Kammer der sächsischen Ständeversammlung gewählt; 1863 wurde er Vorsitzender der technischen Deputation im Ministerium des Innern. Er starb 26. Juni 1876 in Dresden. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Allgemeine Maschinen-Encyklopädie" (Leipz. 1839-44, 2 Bde. mit Atlas); "Sammlung mathematischer Tafeln" (das. 1840, 2. Aufl. 1849); "Die Kammgarnfabrikation" (Stuttg. 1861); "Die Technik der Baumwollspinnerei" (2. Aufl., das. 1863); auch beteiligte er sich 1834-50 an der Herausgabe des "Polytechnischen Zentralblattes" und besorgte die neue Stereotypausgabe der Vegaschen "Logarithmen" (Leipz. 1839 u. öfter).

Hulst, Stadt und ehemals starke Festung in der niederländ. Provinz Zeeland, mit dem Kanal Terneuzen-Gent durch einen Seitenkanal verbunden und an der Eisenbahn Mecheln-Terneuzen, hat eine schöne, zur Hälfte zwischen den Reformierten und den Katholiken geteilte Kirche (beide Teile sind durch eine dicke Mauer getrennt) und (1883) 2390 Einw. - Die Stadt wurde 1578 von den Holländern den Spaniern abgenommen, 1583 vom Herzog von Parma wieder für Spanien, 1591 von Moritz von Oranien für die Generalstaaten, 1596 von dem Erzherzog Albert, 1615 aber von Friedrich Heinrich von Oranien definitiv für die Holländer erobert. Eine Belagerung der Festung durch die Franzosen 1702, von Vauban geleitet, blieb erfolglos.

Hultsch, Friedrich, Philolog und Altertumsforscher, geb. 22. Juli 1833 zu Dresden, studierte 1851 bis 1855 in Leipzig, wurde 1857 Adjunkt an der Nikolaischule daselbst, 1858 Lehrer in Zwickau und 1861 an der Kreuzschule zu Dresden, der er seit 1868 als Rektor vorsteht. H. hat sich bisher vorzugsweise um die antike Metrologie und die Texteskritik der alten Mathematiker verdient gemacht. Seine Hauptwerke sind: "Griechische und römische Metrologie" (Berl. 1862, 2. Bearbeitung 1882) und die Ausgabe der "Scriptores metrologici graeci et romani" (Leipz. 1864-66, 2 Bde.); ferner die kritischen Bearbeitungen der Geometrie und Stereometrie des Heron (Berl. 1864), der mathematischen Sammlung des Pappos (das. 1875-78, 3 Bde.) und der Schriften des Autolykos über "die sich bewegende Sphäre" und den Auf- und Untergang der Fixsterne (Leipz. 1885). Außerdem lieferte er Textausgaben des Werkes "De die natali" von Censorinus (Leipz. 1867) und des Geschichtswerkes des Polybios (Berl. 1867-1872, 4 Bde.).