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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Hund - Hundertspiel.

tung. Unter den Jagdhunden nahmen bei den Griechen die lakonischen die erste Stelle ein, sodann die molossischen Doggen, große, starke Tiere von schöner Rasse, die daher auch von der Kunst häufig dargestellt worden sind. Sokrates schwur beim H., Homer besingt den H. des Odysseus. Bei den Spartanern wurden dem Gotte des Kriegs Hunde geopfert; bei den Römern waren sie den Faunen und Laren geweiht. Auch die Ägypter benutzten die Hunde zu Jagd. Von den Juden wurde der H. verachtet. In großem Ansehen dagegen stand derselbe, obschon er kein heiliges Tier war, bei den alten Deutschen: ein Pferd galt 6, ein Leithund aber 12 Schilling. Er galt für geistersichtig, indem er die Geister und Götter erkannte, bevor sie dem menschlichen Auge sichtbar wurden, und sie durch seine Stimme ankündigte. Nach dem Sieg über die Cimbern hatten die Römer noch einen harten Kampf mit den Hunden zu bestehen, welche das Gepäck bewachten. In der christlichen Symbolik ist der H. das Sinnbild der Treue (besonders der ehelichen) sowie der Wachsamkeit gegen die Ketzerei, aber auch bisweilen der Gefräßigkeit. Als Sinnbild der Treue findet er sich häufig auf Grabdenkmälern unter den Füßen der dargestellten Figur.

[Litteratur.] Brehm, Illustriertes Tierleben, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1876); Weiß, Der H., seine Eigenschaften, Zucht und Behandlung (Stuttg. 1852); Smith, The natural history of dogs (Edinb. 1839-1840, 2 Bde.); Fitzinger, Der H. und seine Rassen (Tübing. 1876); Ehrencreutz, Vollständige Anleitung zum Erziehen und Dressieren der Hunde (Ulm 1855); v. Thüngen, Der Jagdhund, seine Züchtung, Erziehung, Wartung, Dressur und Führung (6. Aufl., Weim. 1881); Leo, Der H., seine Züchtung, Aufzucht und Pflege (Stuttg. 1875); Oswald, Der Vorstehhund in seinem vollen Wert (6. Aufl., Rudolst. 1886); Nolde, Galerie edler Hunderassen (Leipz. 1876); Derselbe, Der Hühner- oder Vorstehhund in seinen verschiedenen Rassen (das. 1876); Hering, Handbuch für Hundeliebhaber (2. Aufl., Stuttg. 1882); Specht, Hunderassen (Zeichnungen, das. 1876); Lunze, Die Hundezucht im Lichte der Darwinschen Theorie (Berl. 1877); Jeitteles, Die Stammväter unsrer Hunderassen (Wien 1877); Adolf und Karl Müller, Der H. und seine Jagd (Frankf. 1879); Horn, Handbuch des Hundesports (Wien 1882); Shaw, Illustriertes Buch vom H. (deutsch von Schmiedeberg, Leipz. 1883); Bungartz, Kynos; Handbuch zur Beurteilung der Rassenreinheit des Hundes (Stuttg. 1884); Derselbe, Deutscher Hundesport (Minden 1886); Schmiedeberg, Der deutsche Vorstehhund (Leipz. 1884); Corneli, Die deutschen Vorstehhunde (Berl. 1884); Derselbe, Der Dachshund (das. 1885); Drömer, Der Schweißhund (Oranienb. 1886); das vom Verein zur Veredelung der Hunderassen für Deutschland herausgegebene "Deutsche Hundestammbuch" (bis jetzt 6 Tle., Hannov. 1885); "Österreichisches Hundestammbuch" (Wien 1884). Zeitschriften: "Der H., Organ für Züchter und Liebhaber", (hrsg. von v. Schmiedeberg, Blasewitz); "Der Hundesport" (Münch. 1886 ff.).

Hund (Canis), Name zweier Sternbilder: der Große H. (C. major), zwischen dem Schiff, dem Orion und dem Hasen, in der südlichen Halbkugel, enthält nach Heis 70 mit bloßem Auge sichtbare Sterne, darunter den Sirius (s. d.) erster und zwei von zweiter Größe; der Kleine H. (C. minor), auf der nördlichen Himmelshalbkugel zwischen der Wasserschlange, dem Krebs, den Zwillingen, Orion und Einhorn, ist nach Eratosthenes und Aratos der Vorläufer des Großen Hundes, weil er einige Tage vor demselben sichtbar wird. Dieses Sternbild enthält 37 mit bloßem Auge sichtbare Sterne, darunter einen erster Größe, den Procyon: S. Karte "Fixsterne".

Hund, Gefäß zur Fortschaffung der Gesteinsmassen in Grubenbauen, ein länglich viereckiger Kasten auf einem vierräderigen Gestell.

Hundehaare, die unter der Schafwolle befindlichen steifen Haare, welche den Wert derselben verringern, auch Hundeweiß, Stichelhaare genannt.

Hundelaus, eine auf dem Hund schmarotzende echte Laus (Pediculus flavidus und Trichodectes latus), zu den Pelzfressern (s. d.) gehörend.

Hundert, die erste Zahl der Einheiten zweiter Ordnung in unserm Zahlensystem, dient oft zu allgemeinen Berechnungen, wie im Zinswesen, wo nach Prozenten (s. d.) gerechnet wird. Wir schreiben es als Zahl 100. Im Handel kommt außer diesem H., das auch ein Kleinhundert heißt, noch ein Großhundert = 120 und ein Hüttenhundert = 30 Stück vor. Die Lateiner bezeichneten H. durch ^ ^ oder C, fünf H. durch D und setzten, um die übrigen Hunderte bis zu Tausend auszudrücken, dem D rechts ebenso viele C hinzu, wie noch Hunderte hinzukommen. Die Griechen hatten für das H. das Zeichen ^ .

Hundertarmige, s. Hekatoncheiren.

Hundertgarden, s. Cent-gardes.

Hundertjähriger Kalender, s. Kalender.

Hundertmänner, s. Centumviri.

Hundertspiel (Hunderteinspiel), ein in vielen Gegenden sehr beliebtes Kartenspiel, das mit der Trappelierkarte (s. Spielkarten) von 36 Blättern (bis zur Sechs) von drei, gewöhnlich aber von vier Personen gespielt wird, so daß immer zwei zusammen spielen und zwar diejenigen, welche die beiden höchsten, und die, welche die beiden niedrigsten Karten ziehen. Die Farbe, welche jemand zieht, ist fortwährend für ihn Trumpf. Die in den Stichen enthaltenen Points entscheiden den Gewinn; As zählt 6, König 5, Cavall 4, Bube 3, die übrigen Blätter nichts. Die Sechs heißt Do, wird der erste Stich mit dem Atout-Do gemacht, so zählt dies (außer den Augen des Stiches) 52 Points; ein Do im Lauf des Spiels zählt 10, macht man mit dem Do den letzten Stich, so zählt dies 20, und mit den 6 Points, die der letzte Stich ohnehin gilt, macht man dadurch einen 26er. Werden die beiden letzten Stiche mit Dos gemacht, so zählt man einen 26er und 78, wenn die drei letzten Stiche so gemacht werden. Glaubt man 26, 52 oder 78 machen zu können, so deckt man den oder die Dos auf, ehe gespielt wird; glaubt die Gegenpartei dies verhindern zu können, so sagt sie contra, und dies kann wieder durch ein Recontra und Supra contra gesteigert werden. Außer den Points in den Stichen zählt man aus der Hand für 3 As 30, für 4 As 40, für 3 Dos 10, 4 Dos 20, 3 Könige, Cavall oder Buben 6, 4 dgl. 12. Wer zuerst 100 Points macht, hat die Partie gewonnen; geschieht dies, ehe die Gegenpartei 50 hat, so ist die Partie matsch und wird doppelt bezahlt. Steht eine Partei nahe am Gewinn, muß aber doch noch einmal gegeben werden, so sagt man: Alt und Neu, d. h. man wirft nach dem Aussagen nicht die Karten zusammen, sondern spielt auf die neue Partie weiter. Bei dem Spielen braucht man die ausgespielte Farbe nur dann zu bedienen, wenn Trumpf gefordert ist. Auch kann das H. mit einem Skat gespielt werden, indem man die obersten 4 Blätter beiseite legt und mit je 8 Blättern spielt. Wer den Skat kauft, darf aber weder As noch König weglegen.