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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Indusienkalk; Indusium; Industrie

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Indusienkalk - Industrie.

Quellen des Satledsch und Sanpo unter 31° 4' nördl. Br. und 81° 25' östl. L. v. Gr. am Ostabhang des 6703 m hohen Kailas Parbat als Singhgikamba, beschreibt einen weiten nach NO. gerichteten Bogen und nimmt in 4000 m Höhe den an Furten reichen Gartung auf, dessen nordöstliche Richtung er nun verfolgt. Aus dem chinesischen Tibet ausgetreten, durchströmt der I. die Landschaften Ladak und Baltistan in Kaschmir und wird dort nahe der Grenze durch die östlichen Eckpfeiler des Hindukusch unter 74° 50' östl. L. in eine südwestliche Richtung gelenkt. Der Durchbruch in einem unzugänglichen Querthal ist erst seit kurzer Zeit bekannt geworden. Bei 100 m Breite, aber geringer Tiefe hat der Fluß schnellen Lauf, tritt bald auf indisches Gebiet über, empfängt bei Attok den einzigen größern Nebenfluß von rechts, den Kabul, und wird nach seinem Durchbruch durch das Salzgebirge schiffbar, während vorher sein Bett durch Felsenriffe gesperrt war. Erst 600 km südlicher vereinigt sich mit ihm der Pandschnad, der Zusammenfluß der fünf Ströme Dschilam, Tschinab, Rawi, Bias und Satledsch, welche der Provinz Pandschab den Namen gegeben haben. Die beiden ersten nehmen ihren Ursprung in den innern Thälern Kaschmirs und durchbrechen in kurzen Querthälern die vorgelagerten Himalajaketten. Mit dem kürzern Rawi vereinigen sie sich oberhalb Multan zu einem Tschinab genannten Strom. Der Bias, jetzt ein kurzer, aber wasserreicher Nebenfluß des Satledsch, lief früher dem Rawi parallel und ergoß sich erst südlich von Multan in den Tschinab. Der Satledsch (s. d.) ist weitaus der bedeutendste Nebenfluß des I. Nachdem der I., wie der Satledsch schon vorher, die Südostgrenze der Provinz Pandschab gebildet hat, tritt er in die nach ihm benannte Provinz Sind und nimmt bald darauf eine südliche Richtung an, die er fortan beibehält; seine Wassermenge und damit die Breite seines Flußbettes schrumpfen nun aber ganz außerordentlich zusammen. Hochwasser treten zweimal im Jahr ein: infolge der Schneeschmelze Anfang März langsam und regelmäßig, und zur Zeit der Sommerregen schnell und unregelmäßig. Bei Attok beträgt der Hochwasserstand des I. 15 m über dem niedrigsten Wasserstand (mit einer Geschwindigkeit von 20 km in der Stunde), bei Mari nur noch 5 m, bei den übrigen Flüssen innerhalb der Ebene 3-4½ m. Bei niedrigem Stand führt er in der Sekunde 2600 cbm, der doppelt so breite, aber viel seichtere und langsamere Pandschnad nur 1950 cbm; nach beider Vereinigung führt der I. bei Hochwasser 10,800 cbm. Der Gehalt des letztern an Schlamm und feinem Sand (kleinere Rollsteine findet man schon 8 km unterhalb Kalabagh nicht mehr) beträgt zur Hochwasserzeit 1/229 des Gewichts oder 1/410 des Volumens, bei Niedrigwasser 1/588, bez. 1/1034. Im Lauf des Jahrs werden 124 Mill. cbm fester Stoffe ins Meer geführt, genug, um eine Fläche von 180 qkm meterhoch zu bedecken. Das Gefälle des I. ist im obern Lauf sehr stark, im untern ganz unbedeutend; auf das Kilometer fällt er von der Quelle bis Skardo (970 km) 4,55 m, bis Attok (700 km) 3,22, bis Kalabagh (180 km) 0,79, bis Mittankot (600 km) 0,19 und bis zur Mündung (760 m) nur 0,09 m. Die periodischen Überschwemmungen erzeugen zu beiden Seiten des Laufs einen schmalen, im O. von der indischen Wüste eingeengten Kulturstreifen, der noch durch die zahlreichen Bewässerungsanlagen an seinen Ufern erweitert wird. Diese entziehen aber dem I. und seinen Nebenflüssen viel Wasser; es ist auch sicher, daß der Wasserreichtum des Flusses infolge der Ausläufe von Gletscherseen und verminderter Niederschläge gegen früher bedeutend abgenommen hat. Ein ehemaliger großer östlicher Nebenfluß, der Ghaggan, dessen breites Bett noch deutlich erkennbar ist, erreicht den I. längst nicht mehr, und sein unteres Gebiet ist bereits gänzlich von der Wüste verschlungen. Oberhalb Schikarpur zweigt sich der Narra-Arm ab, wahrscheinlich das frühere Bett des I. selber, der im jetzigen Rann von Katsch seine Mündung hatte; indessen ist dieser Arm, dessen mittlerm Lauf der Mithrunkanal folgt, nur zu Zeiten großer Hochfluten auf der ganzen Strecke vom I. bis zur Mündung mit Wasser gefüllt. Bei Haidarabad, 150 km vom Meer, beginnt das ausgedehnte Delta des I., das 200 km der Küste und 8000 qkm umfaßt. Die Zahl der Mündungsarme ist eine sehr große und ihre Wassermenge außerordentlichem Wechsel unterworfen. Gegenwärtig ist der unter 24° 6' nördl. Br. und 67° 22' östl. L. v. Gr. ausmündende Hadjamro der bedeutendste; doch gestattet keiner derselben Seeschiffen den Zugang, ein großes Hindernis für den Verkehr, da der I. von Tatta im Delta bis Multan von Dampfern befahren werden kann. Als Hafen des I. ist daher Karatschi anzusehen, von wo eine Eisenbahn den Fluß aufwärts und in mehreren Zweigen durch das Pandschab zieht; doch ist der Fluß nur an einer Stelle überbrückt und zwar bei Attok durch eine Schiffbrücke, die aber bei Hochwasser während 4-5 Monaten abgefahren wird. Dampfer verkehren auf dem I. seit 1835, und 1859 wurde die Indus-Dampfschiffahrtsgesellschaft gegründet, welche 14 Personenschiffe und 43 Barken besitzt. Der Handel auf dem I. ist indes unbedeutend, auch liegen keine wichtigen Handelsstädte an seinen Ufern.

Indusienkalk (Indusitenkalk), s. Tertiärformation.

Indusium (lat., "Schleier"), die hautartige Hülle auf den Blättern vieler Farne, welche die Sporangienhaufen als verschieden gestaltete Schuppe oder von unten in Form einer muschelförmigen Klappe oder eines Bechers umfaßt (s. Farne, S. 51).

Industrie (lat. Industria, "Fleiß, Betriebsamkeit"). Bezüglich des Wortes I. besteht ein verschiedener Sprachgebrauch. Im weitesten Sinn ist I. gleichbedeutend mit Gewerbe im engern Sinn und diejenige Produktion, deren Gegenstand die Bearbeitung von Rohstoffen ist, um aus ihnen (durch Verbindung, Trennung, Formveränderung) Güter von höherm Wert herzustellen. Die I. in diesem Sinn steht koordiniert neben der Urproduktion (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Jagd, Bergbau und andrer Gewinnung roher Naturstoffe), dem Handel, dem Transportwesen, der Versicherung und den persönlichen Dienstleistungen. Im engern Sinn bildet I. den Gegensatz zum Handwerk (s. d.) und umfaßt einerseits die Fabrikindustrie, die gewerbliche Produktion in Fabriken (s. d.), anderseits die Hausindustrie, diejenige gewerbliche Produktion, bei welcher die Arbeiter in ihren eignen Räumen für größere Unternehmer neue Gewerbsprodukte des Massenkonsums herstellen (s. Fabriken). Im engsten Sinn ist I. die gewerbliche Produktion in Fabriken.

Der Erfolg der industriellen Thätigkeit eines Landes wird bedingt teils durch natürliche Verhältnisse (Beschaffenheit des Landes, Fruchtbarkeit, Ausgestaltung der Oberfläche, Verteilung von Wasser und Land, Vorkommen von Wasserkräften, Brennstoffen etc.), teils durch Kultur (Bildung, errungene Arbeits- und Kapitalkraft, Verkehrsentwickelung, Gewerbe- und Handelspolitik des eignen Landes und fremder Staaten).