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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Insektenbestäubung; Insektenfressende Pflanzen

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Insektenbestäubung etc. - Insektenfressende Pflanzen.

nialwaren, lebende Pflanzen oder Tiere (als Parasiten) verschleppt, auch direkt, wie die Bienen, übergesiedelt worden. Fossil finden sich I. bereits in den ältesten Schichten und zwar in so verschiedenen Formen vor, daß schon damals ein großer Reichtum an ihnen geherrscht haben muß. Zur Steinkohlenzeit scheinen bereits Schmetterlinge existiert zu haben, obwohl im allgemeinen die Ordnungen der Käfer, Gerad- und Netzflügler vorherrschen (s. auch die Libelle von Solnhofen auf Tafel "Juraformation I"). Reich an Arten und Individuen sind die Tertiärschichten, aber immer noch finden sich verhältnismäßig wenige gegenüber dem Reichtum der Gegenwart. Aus dem Miocän sind gegen 1300 Arten bekannt und gehören fast alle lebenden Gattungen an.

Die Einteilung der I. hat seit den Zeiten Linnés, der sie nach den Flugorganen versuchte, sehr gewechselt; in der Gegenwart nimmt man auf die natürliche (d. h. Bluts-) Verwandtschaft Rücksicht und ist dabei zu folgenden Ergebnissen gekommen. Die ältesten I. sind zweifellos diejenigen, bei denen in keinem Lebensalter eine Spur von Flügeln vorhanden ist; von den übrigen sind die mit beißenden Mundteilen mehr der ursprünglichen Form treu geblieben als die mit saugenden Mundteilen. Im einzelnen lassen sich allerdings die Beziehungen der Ordnungen zu einander noch nicht genau ermitteln, indessen ist es doch z. B. ziemlich sichergestellt, daß die Schmetterlinge von den Phryganiden abstammen etc. Auf Grund dieser Überlegungen lassen sich folgende 10 Ordnungen der I. ausstellen.

1) Flügellose (Aptera, Apteren). Die hierher gehörigen I. werden übrigens häufig als eine Abteilung der Geradflügler aufgefaßt.

2) Geradflügler (Orthoptera, Orthopteren).

3) Falschnetzflügler (Pseudoneuroptera, Pseudoneuropteren), von den echten Netzflüglern hauptsächlich durch das Vorhandensein einer vollkommenen Metamorphose, von den Geradflüglern, mit denen sie oft vereinigt werden, durch den Bau der dünnhäutigen Flügel unterschieden. Hierher die Thripidae oder Blasenfüßer, Psocina oder Holzläuse, Termitina oder Termiten, Ephemeridae oder Eintagsfliegen und Libellulidae oder Wasserjungfern.

4) Netzflügler (Neuroptera, Neuropteren).

5) Fächerflügler (Strepsiptera, Strepsipteren).

6) Käfer (Coleoptera, Koleopteren).

7) Hautflügler (Hymenoptera, Hymenopteren).

8) Halbflügler (Hemiptera, Hemipteren).

9) Zweiflügler (Diptera, Dipteren).

10) Schmetterlinge (Lepidoptera, Lepidopteren).

[Litteratur.] Die Litteratur über die Insektenkunde oder Entomologie ist ungemein reichhaltig. Zu nennen sind in erster Linie: Swammerdam, Bijbel der natuure, of historie der Insekten (Leiden 1737-38); Réaumur, Mémoires pour servir à l'histoire des Insectes (Par. 1734-42, 6 Bde.); Bonnet, Traité d'insectologie (das. 1740, 2 Bde.); Rösel v. Rosenhof, Insektenbelustigungen (Nürnb. 1746-55), nebst Kleemanns Beiträgen (1792-95, mit trefflichen Abbildungen); de Geer, Mémoires pour servir à l'histoire des Insectes (Stockh. 1752-78, 8 Bde.); Lyonet, Traité anatomique de la Chenille qui ronge le bois de saule (Haag 1760); Fabricius, Philosophia entomologica (Kopenh. 1778), Genera Insectorum (1777) und Entomologia systematica, emendata et aucta (1792-96, 4 Bde.; Supplement 1798-99); Latreille, Histoire naturelle des Crustacés et des Insectes (Par. 1802-1805, 14 Bde.); Kirby und Spence, Introduction to Entomology (Lond. 1819-22, 4 Bde.; deutsch von Oken, Stuttg. 1823-33, 4 Bde.); Burmeister, Handbuch der Entomologie (Berl. 1832-55, 5 Bde.); Savigny, Mémoires sur les animaux sans vertèbres (Par. 1816); Straus-Dürkheim, Considérations générales sur l'anatomie comparée des animaux articulés (Straßb. 1828, Anatomie des Maikäfers); Grenacher, Untersuchungen über das Sehorgan der Arthropoden (Götting. 1879); Palmén, Zur Morphologie des Tracheensystems (Helsingf. 1877); Stein, Weibliche Geschlechtsorgane der Käfer (Berl. 1847); Lacaze-Duthiers, Recherches sur l'armure génitale des Insectes (Par. 1849-54); Weismann, Entwickelung der Dipteren (Leipz. 1863-65); Landois, Ton- und Stimmapparate der I. (das. 1867); Derselbe, Tierstimmen (Freiburg 1874); Kollar, Naturgeschichte der schädlichen I. (Wien 1837); Ratzeburg, Die Forstinsekten (Berl. 1837-1844, 3 Bde.; neue Ausgabe, Wien 1885); Derselbe, Die Waldverderber und ihre Feinde (8. Aufl., Wien 1885); Nördlinger, Die kleinen Feinde der Landwirtschaft (2. Aufl., Stuttg. 1869); Derselbe, Lebensweise von Forstkerfen (2. Aufl., das. 1880); Taschenberg, Praktische Insektenkunde (Brem. 1878-1880, 5 Tle.); Graber, Die I. (Münch. 1877-79); Schlechtendal und Wünsche, Die I. (Leipz. 1879); Herm. Müller, Befruchtung der Blumen durch I. (das. 1873).

Insektenbestäubung und insektenblütige Pflanzen (Entomophilae), s. Blütenbestäubung, S. 74 f.

Insektenfressende Pflanzen (hierzu die Tafel "Insektenfressende Pflanzen"), eine Gruppe von Gewächsen, hauptsächlich aus den Familien der Droseraceen, Utrikulariaceen, Sarraceniaceen und Nepentheen, welche Einrichtungen zum Fang von Insekten und ähnlichen Tieren besitzen und dieselben unter Ausscheidung eines Ferments teilweise auflösen. Die erste Nachricht über eine derartige Pflanze wurde 1768 von dem amerikanischen Naturforscher Ellis in einem Brief an Linné gegeben und betraf die Venusfliegenfalle (Dionaea), welche in ihren bei Berührungen lebhaft zusammenklappenden, gewimperten und borstigen Blättern Insekten fängt und aussaugt. Diderot legte ihr bereits den Namen einer "fleischfressenden" Pflanze (une plante presque carnivore) bei. Ein ähnliches Verhalten beobachtete Roth 1779 an den Sonnentauarten (Drosera) unsrer Torfwiesen, deren Blätter reichlich mit schleimaussondernden Drüsen bedeckt sind und sich ebenfalls, wenn auch langsamer, um das gefangene Insekt schließen. Obwohl nun diese und spätere Beobachter behauptet hatten, daß die genannten Droseraceen die Insekten oder auch auf die Blätter gelegte Fleischstückchen vermittelst der ausgeschiedenen Säfte auflösen und verdauen, erregte diese Ansicht ein allgemeineres Aufsehen doch erst, nachdem Darwin eine Reihe systematischer Beobachtungen und Versuche an diesen Pflanzen begonnen und deren Ergebnisse gelegentlich in Abhandlungen sowie später (1875) in einem besondern Buch veröffentlicht hatte. Zahlreiche Forscher, wie Hooker, Kohn, Morren, Warming, Stein, Kurtz u. a., beschäftigten sich ebenfalls mit dem interessanten Gegenstand. Gegenwärtig kennt man ca. 350 Arten insektenfressender Pflanzen aus 15 Gattungen, von denen Repräsentanten fast in keinem Florengebiet der Erde fehlen. Nach der Art der Fangeinrichtung lassen sich Schließfänger, Drüsen- und Schlauchfänger unterscheiden. Zu der ersten Kategorie gehört die in den Moorgründen von Nord- und Südcarolina einheimische Dionaea muscipula L., die eine grundständige Rosette von 5-6 merkwürdig umgestalteten, reizbaren Blättern trägt; oberhalb des geflügelten Blattstiels steht nämlich eine aus zwei beweglichen