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Iwangorod - Iynx.
unglücklichen Jüngling blödsinnig gemacht; auch stotterte er sehr arg. Seine Katastrophe gab Veranlassung zu allerlei Gerüchten von einer Mitschuld Katharinas II., welche den Befreiungsversuch angezettelt haben sollte, um sich bei dieser Gelegenheit des Prätendenten zu entledigen. Nach dem gegenwärtigen Stande der historischen Forschung erscheinen diese Gerüchte als völlig grundlos. Vgl. Brückner, Die Familie Braunschweig in Rußland im 18. Jahrhundert (St. Petersb. 1876).
Iwangorod, 1) Festung im russ. Gouvernement Sjedlez, an der Mündung des Weprsh in die Weichsel und an der Eisenbahn Kowel-Mlawa, besteht aus einer Hauptfestung mit bastioniertem Hauptwall und 9 kleinern Werken auf dem rechten Ufer (davon 6 in den Jahren 1877-84 angelegt), einem stark befestigten Brückenkopf (Fort Gortschakow) und 3 vorgeschobenen Werken auf dem linken Ufer der Weichsel. I. bildet mit Warschau, Nowo-Georgiewsk und Brest-Litowsk das polnische Festungsviereck, das für den Fall eines Kriegs mit Deutschland und Österreich-Ungarn von der größten Bedeutung ist. -
2) Vorstadt von Narwa im russ. Gouvernement St. Petersburg, am rechten Ufer der Narowa, mit den Ruinen der 1492 von Iwan III., Wasiljewitsch erbauten Festung, die abwechselnd bald Rußland, bald Schweden angehörte, bis sie 1704 der Feldmarschall Scheremetjew durch Kapitulation für Rußland auf die Dauer gewann.
Iwanow, Alexander Andrejewitsch, russ. Maler, geb. 1806 zu St. Petersburg, war Schüler der dortigen Akademie und seines Vaters Andrei Iwanowitsch (1775-1847) und ging nach einer Reise durch Deutschland 1830 nach Rom, wo er sich unter dem Einfluß der italienischen Meister des 15. und 16. Jahrh. der religiösen Malerei widmete. Er beschloß, auf einem großen Gemälde den Augenblick darzustellen, wo sich Christus zum erstenmal dem Volk zeigt. Doch nahmen die Vorbereitungen, Studien und Skizzen dazu sein ganzes Leben in Anspruch. Religiöse Spekulationen und Zweifel verdüsterten sein Gemüt, und als er 1858 nach Petersburg zurückkehrte, war sein Bild immer noch nicht vollendet. Er starb 3. Juli 1858 daselbst. Seine Bestrebungen wären nicht bekannt geworden, wenn nicht sein Bruder, der Architekt Sergius I., sein Vermögen dem kaiserlich deutschen Institut für archäologische Korrespondenz in Rom unter der Bedingung vermacht hätte, den künstlerischen Nachlaß seines Bruders zu veröffentlichen. Vgl. "A. I., Darstellungen aus der heiligen Geschichte in Farbendruck reproduziert" (Berl. 1879 ff., mit Biographie von Botkin).
Iwanówo-Wosneßensk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Wladimir, genannt das "russische Manchester", an der Eisenbahn Schuja-Kineschma, früher Besitzung des Grafen Scheremetjew, hat 7 Kirchen, 150 Fabriken, die fast alle Baumwollenstoffe (Zitz, Kattun etc.) produzieren, eine Maschinenbauanstalt und 12,000 Einw., welche Zahl aber durch zeitweilige Anwesenheit von Fabrikarbeitern oft verdoppelt wird. Die gesamte Produktion von I. mit dem Kreis beläuft sich jährlich auf mehr als 10 Mill. Rubel.
Iwanowscher Jahrmarkt, eine erst 1859 gegründete Messe, welche im Schadrinschen Kreis des russ. Gouvernements Perm, unfern Masliansk, 24. Aug. bis 5. Sept. auf freiem Feld abgehalten wird bei einer Kapelle, zu der starke Wallfahrten stattfinden. Der jährliche Umsatz beziffert sich auf ca. 4 Mill. Rubel. Zu den hauptsächlichsten Handelsartikeln gehören Gewebe, Pelzwerk, Leder, Thee, Zucker und Eisenwaren.
Iwaschinzow, Nikolai, Hydrograph, geb. 1. Mai 1819, Lehrer für Astronomie und Nautik beim Seekadettenkorps in St. Petersburg, in den 40er Jahren an der Küstenaufnahme der Ostsee teilnehmend, begleitete 1853 Perowsky auf dem Zuge gegen Ak-Metschet, nahm dabei den untern Sir Darja auf, begann in demselben Jahr als Chef der Expedition seine 15jährigen Arbeiten zur Aufnahme und Durchforschung des Kaspisees, deren Ergebnisse, ein Atlas mit 2 Bänden Text, zu St. Petersburg 1866-69 erschienen. Sein großes Werk über 38 russische Reisen um die Erde wurde 1849-50 veröffentlicht. Zuletzt Konteradmiral und Präsident der mathematischen Sektion der Geographischen Gesellschaft zu St. Petersburg, starb er 25. Jan. 1871 daselbst.
Iwein, einer der Helden aus Artus' Tafelrunde (s. Artus), dessen sagenhafte Geschichte im 12. Jahrh. der Trouvere Chrétien von Troyes zu seinem Gedicht "Chevalier au lion" benutzte. I. besteht an einem Zauberbrunnen einen Ritter, dessen Gattin Laudine er zum Weibe nimmt. Auf Gaweins Rat, sich nicht zu verliegen, verläßt er seine Gemahlin mit dem Versprechen, innerhalb Jahresfrist zurückzukehren. Da er aber sein Wort nicht hält, verliert er Laudines Gunst und wird infolge davon wahnsinnig. Umherirrend, befreit er einen Löwen von einem Drachen und kommt, fortan von jenem begleitet, nach zahlreichen Abenteuern endlich zu Laudine zurück, die sich mit ihm aussöhnt. Das auf bretonischer Grundlage von teilweise mythischem Charakter beruhende Gedicht Chrétiens bot Hartmann von Aue das Material zu dessen Erzählung "I.". Über den mythischen Hintergrund der Sage vgl. Osterwald, I., ein keltischer Frühlingsgott (Halle 1853).
Iwonicz (spr. -nitsch), Dorf in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Krosno, hat eine alte Kirche, Mineralquellen (jod- und bromhaltige Solquellen, Eisen- und Schwefelquellen, Naphthaquelle), eine besuchte Badeanstalt (jährlich gegen 1300 Personen) und (1880) 2303 Einw.
Ixiolith, s. Tantalit.
Ixion, in der griech. Sagengeschichte Sohn des Phlegyas, König der Lapithen oder Phlegyer, Vater des Peirithoos, warb um Dia, die Tochter des Deioneus, und versprach diesem große Brautgeschenke, hielt aber nicht Wort. Als ihm jener darauf zum Pfand seine Rosse wegnahm, lud ihn I. arglistig zu sich ins Haus und stürzte ihn hier in eine mit Feuer gefüllte Grube, worin er umkam. Darob in Wahnsinn verfallen, wurde I. endlich von Zeus entsühnt und sogar an die Tafel der Götter gezogen. Hier aber entbrannte er in Leidenschaft für Hera, und diese entging ihm nur dadurch, daß sie ihn ein ihr ähnliches Wolkenbild (Nephele) umarmen ließ, woraus die Kentauren (s. d.) entstanden. Da er sich aber der vermeintlichen Gunst der Göttin rühmte, ließ ihn Zeus zur Strafe für seinen Frevel in die Unterwelt bringen und an Händen und Füßen mit ehernen Banden auf ein ewig rollendes feuriges Rad befestigen.
Ixmiquilpan (spr. ißmikilpa), Stadt im mexikan. Staat Hidalgo, 1700 m ü. M., am Rio de Tula reizend gelegen, mit ausgedehntem Acker- und Gartenbau und (1880) 13,116 Einw. im Munizipium.
Ixodes, Zecke; Ixodidae (Zecken), Familie aus der Ordnung der Milben; s. Zecken.
Iynx, Tochter des Pan und der Echo oder Peitho, verführte den Zeus zu dem Liebeshandel mit der Io und ward deshalb von Hera in einen Vogel, den sogen. Wendehals (Jynx torquilla L.), verwandelt, welchem man die Kraft zuschrieb, Liebe einzuflößen. Als my-^[folgende Seite]