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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Jasminum - Jastrow.

in Südfrankreich und Tunis für die Parfümerie. Ätherisches J. kann aus dem fetten J. durch Destillation mit Wasser gewonnen werden, ist aber für den Handel zu teuer.

Jasminum L. (Jasmin), Gattung aus der Familie der Jasmineen, aufrechte oder schlingende Sträucher mit gegenständigen, selten abwechselnden, einfachen, dreizähligen oder unpaarig gefiederten Blättern, gelben oder weißen, sehr häufig wohlriechenden Blüten in Rispen und zwei- bis dreisamiger, zweiknöpfiger oder einfacher Beere. Etwa 120 asiatische, afrikanische und australische Arten, nur eine in Südeuropa heimisch. J. officinale L. (echter Jasmin), ein wenig rankender, 4-5 m hoher Strauch mit gegenüberstehenden, dreijochig gefiederten Blättern und weißen, end- und seitenständigen Blüten in Traubendolden, stammt aus dem wärmern Vorderasien, ist in Südeuropa vielfach verwildert und wird, wie auch J. grandiflorum L., besonders in der Gegend von Cannes kultiviert, weil man aus den äußerst wohlriechenden Blüten mit Hilfe von Fett oder Öl die Jasminpomade und das Jasminöl bereitet. Aus der Pomade erhält man dann durch Extrahieren mit Alkohol das Jasminextrakt. Ätherisches Öl durch Destillation mit Wasser aus Jasminblüten abzuscheiden, ist zu kostspielig. In der Türkei kultiviert man J. in geraden Schößlingen, um Pfeifenrohre daraus zu fertigen. J. officinale und einige andre Arten ertragen gut gedeckt unsre Winter, während andre im Kalthaus überwintert werden müssen. Mit den Blüten von J. Sambac Vahl, einem 5-6 m hohen, schlingenden Strauch mit einfachen, ei- oder fast herzförmigen Blättern und meist dreiblütigen Infloreszenzen mit weißen, nach dem Abfallen purpurnen Blüten, in Arabien und Ostindien, bestreut man die Zimmer und Tempel; auch bereitet man aus den Blüten (Flores Manorae) ein wohlriechendes Wasser. Der Strauch wird bei Kanton kultiviert, und die Blüten dienen dort zum Beduften des Thees. Fälschlich nennt man den gemeinen Pfeifenstrauch (Philadelphus coronarius L.) Jasmin.

Jasmund, Halbinsel s. Rügen.

Jasmunder Bodden s. Rügen.

Jasna (Yaçna), ein Teil des Zendavesta (s. d.).

Jason, s. unter I ("i").

Jasper, Viktor, Kupferstecher, geb. 30. März 1848 zu Wien, war anfangs Buchhändler, bildete sich dann mit 20 Jahren auf der Wiener Akademie und später bei L. Jacoby zum Kupferstecher aus und begann seine selbständige Thätigkeit mit einem Stich nach dem Holbeintisch in der Züricher Stadtbibliothek, dem eine Reihe vortrefflicher Bildnisse sowie Kaiser Maximilian I. nach Dürer und St. Sebastian nach Mantegna in der Wiener Belvederegalerie folgten. Seine Hauptwerke sind der Stich nach Dürers Allerheiligenbild (1885 vollendet) und der Stich nach Morettos heil. Justina (beide im Belvedere zu Wien). Eine besondere Spezialität Jaspers sind seine mit größter Feinheit und äußerst lebensvoll durchgeführten Porträtstiche, unter denen diejenigen von Dürer, A. Feuerbach, Rahl, Defregger, Mandel, L. Richter, Kundmann, Zumbusch, Bürkner, Lausberger, Führich, Tilgner und Bauernfeld hervorzuheben sind.

Jaspierte Stoffe, feinflammig melierte Stoffe.

Jaspis, Mineral aus der Ordnung der Anhydride, kryptokristallinische Varietät des Quarzes, findet sich derb, eingesprengt, in Kugeln und Geschieben, selten in trauben- oder nierenförmigen Gestalten. Er ist gelb, rot, braun, schimmernd bis matt, undurchsichtig, mit muscheligem Bruch. Man unterscheidet mehrere Varietäten. Ägyptischer J. (Kugeljaspis, Nilkiesel), ockergelb bis braun und ziegelrot, häufig gestreift und geflammt, findet sich in großer Menge als Gerölle im Nil und in der Wüste. Bei Kairo bildet er ein Konglomerat, das wahrscheinlich der Kreideformation angehört. Der rote J. findet sich im Bohnerz bei Mühlheim im Breisgau. Der gemeine J., meist rot und braun, auch gelblich und schwarz, findet sich besonders auf Eisensteingängen an vielen Orten. Bandjaspis, grau, grün, gelb, rot, braun gebändert, kommt in Sibirien (Ochotsk, Jekaterinburg), auf Sizilien, Corsica, am Harz und in Tirol vor. J. war schon bei Griechen und Römern geschätzt und dient gegenwärtig zu Siegelsteinen, Dosen, Vasen, Tischplatten, Kannen, Mosaik, architektonischen Arbeiten etc.

Jaspisporzellan (Jaspisgut, engl. jasper-ware), in England gefertigte Fayence mit Streifen od. Adern.

Jaspopal, s. Opal.

Jassy (spr. jáschi), Kreisstadt in Rumänien, ehemalige Hauptstadt der Moldau, 318 m ü. M., links am Fluß Bachlui, 8 km vom Pruth entfernt, in reizender Lage, mit Czernowitz und Bender durch Eisenbahnen verbunden, ist unregelmäßig und weitläufig gebaut, mit meist einstöckigen Häusern und breiten, in neuerer Zeit durchaus mit Asphalt bedeckten Straßen. J. zählt 90,000 Einw., darunter ca. 50,000 Juden, außerdem Armenier, Russen, Ungarn, Tataren, Zigeuner. Unter den 43 griechischen Kirchen der Stadt, neben denen es eine römisch-katholische, eine protestantische und eine armenische Kirche sowie 58 Synagogen gibt, sind die prächtig ausgestattete Metropole und die Kirche der drei Heiligen (aus dem 14. Jahrh.), unter den Profangebäuden der auf hohem Thalrand stehende Fürstenhof (die ehemalige Residenz), die Fleisch- und Gemüsehalle und mehrere Bojarenpaläste bemerkenswert. Auch ein Theater, stattliche Hotels, prächtige Läden und Lager von Modewaren und Delikatessen fehlen nicht. J. ist Sitz eines griechischen Metropoliten, eines katholischen Bischofs, eines Korpskommandos, eines Präfekten, eines Appellationsgerichts sowie eines deutschen Berufskonsuls und besitzt eine Universität (1882 mit 39 Dozenten und 166 Studierenden), eine Kunstschule, 2 Lyceen, 2 Gymnasien, Seminare für Lehrer und Lehrerinnen, 2 Bibliotheken, Militärschule und 3 Hospitäler. Die Industrie ist von keinem Belang, dagegen der Handel, besonders mit Getreide, Spiritus und Wein, bedeutend; er wird, abgesehen von der Eisenbahn, vorzugsweise durch Galatz und die Donau vermittelt. In der Umgegend viele Lusthäuser der Bojaren. - Seinen Namen soll J. von den im 11. Jahrh. eingewanderten Jazygen (daher municipium Jasiorum) haben; als Stadt kommt es zuerst im 14. Jahrh. vor. Das J. gegenüber auf einem Berge gelegene Kloster Tzitaznie diente früher als Festung. Residenz der moldauischen Fürsten war die Stadt seit 1565. Am 19. Jan. 1792 wurde hier ein Friede zwischen Rußland und der Türkei geschlossen. In dem durch den Bukarester Frieden 1842 beendigten Krieg zwischen Rußland und der Türkei war die Stadt mehrere Jahre von den Russen besetzt gehalten. Am 10. Aug. 1822 ward sie von den Janitscharen zerstört. In den Kriegen zwischen Rußland und der Türkei wurde die Stadt 1828 und 1853 wieder von den Russen, 1854 von den Österreichern besetzt. Sie ist nach dem Brand von 1827 meist neu erbaut.

Jastrow, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Deutsch-Krone, an der Linie Posen-Neustettin der Preußischen Staatsbahn, hat ein