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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Johann

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Johann (Sachsen-Weimar, Schwaben, Schweden).

35) J. Adolf II., Herzog zu Sachsen-Weißenfels, des Herzogs Johann Adolf I. dritter Sohn, geb. 4. Sept. 1685, trat 1702 in hessen-kasselsche Dienste, sodann in die Augusts I. von Polen und Sachsen. Im pommerschen Krieg 1711-16 focht er als Generalmajor. Als Generalleutnant befehligte er 1716 das sächsische Hilfskorps gegen die Türken in Ungarn. Nach dem Passarowitzer Frieden lebte er bis 1733 auf seiner Residenz zu Dahme, führte aber beim Ausbruch des polnischen Erbfolgekriegs den Danzig belagernden Russen ein sächsisches Korps zu. 1737 kam er nach dem Tod seines Bruders Christian in dem Fürstentum Weißenfels zur Regierung und half dem tief verschuldeten Land, an welches 1739 die Grafschaft Barby zurückfiel, durch weise Beschränkung wieder auf. Während des österreichischen Erbfolgekriegs kommandierte er als Feldmarschall die sächsische Armee in Böhmen. Nachdem er die Preußen aus Böhmen hatte vertreiben helfen, wurde er 1745 mit den Österreichern bei Hohenfriedeberg geschlagen und legte 12. Dez. sein Kommando nieder. Mit seinem Tod, 16. Mai 1746 in Leipzig, erlosch die Linie Sachsen-Weißenfels, und sein Fürstentum fiel an Sachsen.

[Sachsen-Weimar.] 36) J. (III.), Herzog von Sachsen-Weimar, geb. 1570, zweiter Sohn von J. 33), regierte mit seinem Bruder Friedrich Wilhelm die gesamten weimarischen Lande gemeinschaftlich bis zu dessen Tod 1602, dann allein, that während seiner kurzen Regierung viel für Kirche und Schule; starb 1605. Er ist der Stifter der neuen weimarischen Linie und Stammvater der jetzt noch blühenden sachsen-ernestinischen Häuser.

37) J. Ernst I., Herzog von Sachsen-Weimar, ältester Sohn des vorigen, geb. 21. Febr. 1594 zu Altenburg, übernahm erst 1615 die Regierung selbst, trat beim Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs in die Dienste des Böhmenkönigs und verließ denselben auch nach der Schlacht am Weißen Berg nicht. "Lieber ein dürftiger Kavalier, als von dem Kaiser Lehen tragen", erklärte er den abmahnenden Verwandten und nahm in den Niederlanden eine Rittmeisterstelle an, war auch eine Zeitlang im Heer Christians von Braunschweig. 1625 trat er in die Dienste Christians von Dänemark, der ihm nebst Mansfeld den Feldzug in die kaiserlichen Erblande übertrug. J. Ernst zog an der Oder bis nach Troppau und schlug sich bis nach Ungarn durch. Er starb 4. Dez. 1626 im Lager von St. Martin auf der Rückkehr von Schemnitz.

38) J. Friedrich IV., Herzog von Sachsen-Weimar, geb. 19. Sept. 1600 zu Altenburg, der fünfte unter den Söhnen Johanns III., erhielt mit seinem jüngern Bruder, Ernst (dem Frommen), eine gemeinschaftliche Erziehung. Er begleitete seine Brüder Wilhelm und Bernhard auf ihren Kriegszügen in der Pfalz und den Niederlanden. Seine Neigung zur Alchimie und zum Aberglauben steigerte sich, als er 1627 bei Nordheim in Tillys Hände fiel und eingekerkert wurde. Endlich verfiel er in stille Melancholie und wies alle Nahrung von sich. Am 17. Okt. 1628 fand man ihn tot, mit einer Wunde in der Seite. Sein Leben gab Wolff den Stoff zu dem Drama "J. Friedrich IV. von Weimar" (Leipz. 1831).

[Schwaben.] 39) J. Parricida oder J. von Schwaben, Sohn des Herzogs Rudolf II. von Schwaben und der Tochter Ottokars von Böhmen, Agnes, Enkel Rudolfs von Habsburg, geb. 1290, wurde nach dem frühen Tod seiner Eltern am böhmischen Hof erzogen, forderte, mündig geworden, von seinem Oheim, König Albrecht I., einen Anteil an den habsburgischen Besitzungen und verschwor sich, abgewiesen und aufgestachelt von dem Erzbischof von Mainz, Peter von Aspelt, mit mehreren oberschwäbischen Rittern gegen das Leben des Königs. Als dieser 1. Mai 1308 auf einer Reise zu seiner Gemahlin bei Rheinfelden über die Reuß gehen wollte, drängten sich J., Rudolf v. Wart, Walter v. Eschenbach und Ulrich v. Balm in sein Schiff und trennten ihn so von seinem übrigen Gefolge. Am andern Ufer angekommen, ermordeten sie ihn. J. ward samt seinen Genossen vom Kaiser Heinrich VII. geächtet und von der Gemahlin Albrechts, Elisabeth, und dessen Tochter, der verwitweten Königin von Ungarn, Agnes, mit unversöhnlicher Rache, die sich selbst auf die Angehörigen der Verschwornen erstreckte, verfolgt. J. warf sich nach der gewöhnlichen Überlieferung 1313 als Mönch zu Pisa Heinrich VII. zu Füßen und verscholl sodann.

[Schweden.] 40) J. II. (bei den Dänen Hans), König von Schweden, Dänemark und Norwegen, Christians I. Sohn, geb. 1455, folgte 1481 seinem Vater und ward zwar in Dänemark, Norwegen und Schweden allgemein anerkannt, jedoch durch die Reichsstände sehr eingeschränkt; ja, Sten Sture führte sogar in Schweden das Reichsverweseramt fort. Erst 1497 zog J. gegen diesen, zwang ihn, sich in Stockholm zu ergeben, und ward darauf zum König von Schweden gekrönt. Das Herzogtum Holstein teilte er 1490 mit seinem jüngern Bruder, Friedrich. Da die Dithmarschen die vom Kaiser den Herzögen von Holstein über sie zugestandene Hoheit nicht anerkennen wollten, so unternahm J. mit seinem Bruder einen Feldzug gegen sie, erlitt aber bei Hemmingstedt eine Niederlage (1500). Die Schweden fielen 1501 während Johanns Abwesenheit unter Sten Stures Anführung von neuem ab, zwangen Johanns Gemahlin Christine von Sachsen, nach tapferer Verteidigung in Stockholm zu kapitulieren, und verbanden sich mit Lübeck und den wendischen Hansestädten. Die auch in Norwegen ausgebrochenen, von den Schweden angezettelten Unruhen dämpfte J. durch große Härte gegen den Adel; mit den Hansestädten verglich er sich endlich zu Malmö. Er starb 21. Febr. 1512; ihm folgte sein Sohn Christian II., der Böse.

41) J. III., König von Schweden, Gustav Wasas zweiter Sohn, geb. 1537, erhielt von seinem Vater das Großfürstentum Finnland. Fein gebildet und ein Gönner der Künste und Wissenschaften, hielt er in Abo einen glänzenden Hof. Als sein ältester Bruder, Erich XIV., 1560 den schwedischen Thron bestieg, faßte derselbe gegen J. den Verdacht, daß er im Bund mit seinem Schwiegervater Siegmund von Polen danach strebe, in Schweden die katholische Religion herzustellen und sich die Krone aufzusetzen, nahm ihn daher 1563 unerwartet zu Abo gefangen und ließ ihn nebst seiner Gemahlin zu Gripsholm in festem Gewahrsam halten, gab ihn aber, abwechselnd von Wahnsinn und Reue ergriffen, 1567 wieder frei. J. nahm darauf mit seinem jüngsten Bruder, Karl von Södermanland, und andern Mißvergnügten den König in Stockholm gefangen und bestieg mit Einwilligung der Stände, die er durch große Zugeständnisse erkaufte, 1568 selbst den Thron. Der Sicherheit halber ließ er Erich 1577 vergiften. Gleich beim Antritt seiner Regierung suchte er mit Dänemark Frieden zu schließen, der auch 1570 zu Stettin zu stande kam. Wegen des mit Rußland um das schwedische Esthland erneuerten Kriegs schloß J. 1580 ein Bündnis mit Polen, eroberte fast ganz Karelien und Ingermanland und behauptete beides in dem 1583 geschlossenen Waffenstillstand. Durch seine katholische Gemahlin ward J. zur Begün-^[folgende Seite]