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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Junikäfer; Junin; Junior; Juniorat; Juniperus; Junius; Junius, Briefe des

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Junikäfer - Junius, Briefe des.

Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist kleiner als im Mai und fast ebenso groß wie im Juli; sie beträgt im nordöstlichen Europa 1,3, in den baltischen Ländern 1,1, in Deutschland 1,2, in Westeuropa 1,2, in England 1,0, in Italien 1,1° C. Am 21. J. ist der Eintritt des Sommersolstitiums (Sommers Anfang).

Junikäfer, s. Maikäfer.

Junin (spr. chhu-), Departement der südamerikan. Republik Peru, mit 65,014 qkm (1180,7 QM.) Flächeninhalt. Es umschließt die rauhesten Teile der Kordilleren Perus, aber auch in der Sierra zwischen beiden Ketten des Gebirges überaus schöne Thäler. Der Huallaga entspringt im Departement, und in der Mitte desselben liegt der fischreiche See von Chinchaycocha (800 qkm, 4063 m ü. M.), in welchem der Jauja entsteht. Die Zahl der Einwohner beträgt (1876) 209,871; sie leben von Landbau und Viehzucht, zu nicht geringem Teil auch vom Bergbau, da das Land den reichsten aller Minendistrikte Perus, den Cerro de Pasco, umfaßt. Cerro de Pasco (s. d.) ist Hauptstadt. Der Ort J. (früher Los Reyes) liegt in der Nähe des oben genannten Sees, hat nur (1876) 1624 Einw.

Junior (lat., abgekürzt: jun.), der jüngere, Zusatz zu dem Namen einer Person, die von einer gleichnamigen ältern (senior) unterschieden werden soll.

Juniorat (lat.), die bei Familienfideikommissen, Stamm- und auch bei Bauerngütern vorkommende Successionsordnung, wonach unter den gleich nahen erbfolgefähigen Agnaten stets der jüngste zur Erbfolge berufen wird und insbesondere der jüngste Sohn das Gut zu übernehmen hat.

Juniperus L., s. Wacholder.

Junius, Name zweier römischer Geschlechter, deren älteres ein Patriziergeschlecht war. Ihm gehörte der erste Konsul Roms an, Lucius J. Brutus (s. Brutus 1), mit dessen Söhnen Titus und Tiberius, welche er selbst hinrichten ließ, das Geschlecht ausstarb. Das plebejische Geschlecht tritt zuerst mit Lucius J. Brutus auf, der bei der ersten Sezession der Plebs thätig und 493 v. Chr. Volkstribun war; zu seinen Mitgliedern gehörten unter andern: Marcus J. Brutus, der Mörder Cäsars (s. Brutus 2); ferner die Brüder Decimus und Marcus J. Brutus, die 264 bei dem Leichenbegängnis ihres Vaters die ersten Gladiatorenspiele zu Rom gaben; Decimus J. Brutus, der, als er nach Bekleidung des Konsulats 138 das jenseitige Spanien verwaltete, in Lusitanien siegreich vordrang, die Galläker in Galicien unterwarf und der erste Römer war, der den westlichen Ozean erreichte, worauf er in demselben Jahr mit dem jüngern Scipio, dem Sieger von Numantia, 132, einen Triumph feierte; Decimus J. Brutus Albinus (s. Brutus 3); J. Gracchanus, so genannt wegen seiner Freundschaft mit dem jüngern Gracchus, machte sich als Schriftsteller über die römische Verfassungsgeschichte bekannt.

Junius, Franciscus, holländ. Germanist, geb. 1589 zu Heidelberg, wurde in Holland von seinem Schwager, dem berühmten Philologen Gerhard Vossius, erzogen, lebte später fast 30 Jahre lang in England als Erzieher englischer Adligen, dann wieder in den Niederlanden in gelehrter Muße und starb 19. Nov. 1677 zu Windsor in dem Hause seines Neffen Isaak Vossius. J. besaß eine von seinen Zeitgenossen und noch lange nach ihm nicht erreichte Kenntnis der alten germanischen Litteraturen, und die von ihm veröffentlichten Schriften, noch mehr sein höchst umfangreicher, in der Bodleyschen Bibliothek zu Oxford aufbewahrter handschriftlicher Nachlaß, namentlich seine Abschriften althochdeutscher, angelsächsischer und friesischer Sprachquellen, sind für die germanische Altertumsforschung von großer Bedeutung geworden.

Junius, Briefe des, eine Reihe von Briefen, die unter dem Pseudonym Junius zuerst im "Public Advertiser" in London vom 21. Jan. 1769 bis zum 12. Mai 1772 erschienen und auf gleiche Weise König, Minister, Parlament, Gerichtshöfe und Staatsbeamte, die Umtriebe der Whigs und Tories und ihre Kämpfe untereinander mit schonungsloser Satire, aber dabei mit Geist, gründlicher Sachkenntnis und Beredsamkeit geißelten. Ihre Hauptangriffe sind gegen den Herzog von Grafton, Lord North und andre Minister sowie auch gegen die damaligen Oppositionshäupter Wilkes, Horne Tooke u. a. gerichtet; nur wenige, wie Fox und die Lords Holland und Chatham u. a., bleiben verschont. Übrigens atmen sie trotz ihres republikanischen Cynismus ganz den monarchischen Geist der britischen Verfassung und machen sich nicht selten der Parteilichkeit wie des Mangels an Freisinnigkeit schuldig. Die Schreibart, bei welcher tiefe, aus getäuschten Hoffnungen entstandene Bitterkeit die Feder geführt zu haben scheint, ist gedrängt, oft epigrammatisch, aber immer klar, sicher und präzis im Ausdruck und reiht den Verfasser unter die ersten Prosaisten Englands. Die Briefe wurden bald nach ihrem Abdruck im "Public Advertiser" von dem Verleger desselben, Woodfall, auch in Buchform publiziert (Lond. 1772), wofür der Verfasser kein andres Honorar forderte als ein schön gebundenes und zwei andre Exemplare seines Werkes. Ein Prozeß, den die Regierung 1770 der Briefe wegen gegen Woodfall anhängig machte, wurde niedergeschlagen und gab zu der Bestimmung Veranlassung, daß der Spruch in Kriminalprozessen gegen ein Libell einer Jury und nicht den Gerichten zustehe. Die wichtigsten Ausgaben der Briefe sind die Londoner von 1783 und 1812 bis 1814, dann die Ausgabe von Wade (Lond. 1849, 2 Bde.; neue Aufl.: Bd. 1, 1873, Bd. 2, 1869). Eine französische Übersetzung erschien zu Paris 1791, eine deutsche von Arnold Ruge (3. Aufl., Leipz. 1867). Über den Verfasser der Briefe erschöpfte man sich bald nach deren Erscheinen in Mutmaßungen aller Art; mehr als 30 verschiedene Personen hatte man im Verdacht, Junius zu sein, darunter den General Lee, Edmund Burke, den Dichter Richard Glover, den Herzog von Portland, den Genfer Delolme, den Lord Temple u. a. Auch in neuester Zeit hat der Streit über die Autorschaft der Briefe noch fortgedauert. Coventry ("Critical inquiry into the letters of Junius", Lond. 1825) suchte den aus dem Siebenjährigen Krieg bekannten Lord Sackville als den Verfasser der B. d. J. hinzustellen, und diese Annahme suchte später John Jaques in seiner "History of Junius and his works" (das. 1843) durch neue Gründe zu stützen. Sir David Brewster glaubte den Verfasser in einem gewissen Laughlin Maclean, der 1773 Generalkriegskommissar war und 1777 bei der Rückkehr aus Westindien verunglückte, zu erkennen; doch fand diese Meinung wenig Anklang. W. Cramp ("Junius and his works", Lond. 1851) erklärte den bekannten Lord Chesterfield, die "Quarterly Review" 1852 den berüchtigten Wüstling Lord Thomas Lyttleton (gest. 1779 durch Selbstmord) für den Verfasser der Juniusbriefe. Weiter sprachen sich J. ^[John] Britton ("The