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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Jupiter

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Jupiter (Planet).

schen Bundes als Bundesgott durch ein gemeinsames Opferfest verehrt, welches auch nach Auflösung des Bundes unter der Leitung der römischen Konsuln fortbestand. In Rom war die Hauptstätte seines Kultus das Kapital, wo er als ideales Staatsoberhaupt, als Mehrer und Erhalter römischer Macht und Ehre unter dem Namen J. Optimus Maximus ("der Beste und Größte") verehrt wurde. Hier thronte sein thönernes Bild mit dem Blitz in der Rechten in dem Mittelschiff des von Tarquinius Superbus, dem letzten König, begonnenen und im dritten Jahr der Republik eingeweihten Tempels, der auf seinem Giebel die Quadriga, das Attribut des Donnergottes, trug, während von den beiden Seitenschiffen das linke der Juno, das rechte der Minerva geweiht war. Hier brachten ihm Konsuln bei ihrem Amtsantritt Opfer und bei ihrem Auszug in den Krieg feierliche Gelübde dar; hierher ging der Triumph des im Festschmuck des Gottes daherfahrenden Siegers, der vor dem aus weißen Stieren bestehenden Dankopfer zu dem Bilde des J. betete und ihm den Siegeslorbeer seiner Fasces darbrachte; hierher strömte zur Ausschmückung des Heiligtums und für den Tempelschatz eine unzählbare Fülle kostbarer Weihgeschenke vom Staat, von Feldherren und Bürgern, fremden Königen und Völkern zusammen. Als nach 400jährigem Bestehen der alte Tempel 83 v. Chr. durch Feuer zerstört war, wurde er nach dem alten Bauplan, jedoch noch prächtiger, wiederhergestellt (78); das Bild des Gottes war eine aus Gold und Elfenbein gefertigte Kopie des olympischen Zeus (s. d.). 70 n. Chr. wieder verbrannt und von Vespasian kaum wiederhergestellt, zerstörte ihn 80 eine neue Feuersbrunst unter Titus, worauf Domitian 82 den Tempel errichtete, der bis ins 9. Jahrh. bestanden hat. (Vgl. Becker, Topographie der Stadt Rom, Tafel 5, Nr. 14 bis 16; "Archäologische Zeitung" 1873, Tafel 57.) Dem höchsten Gotte des Staats zu Ehren wurden natürlich auch die stattlichsten Feste gefeiert, vornehmlich die römischen, die großen und die plebejischen Spiele (s. Ludi). Auch die Kaiserzeit erkannte in dem kapitolinischen J. den höchsten Repräsentanten der Majestät des römischen Namens und Staats, dessen Stellvertreter auf Erden der Kaiser war, und indem sich sein Dienst allmählich über das ganze Reich ausbreitete, wurde er zuletzt zum Repräsentanten des Heidentums überhaupt. Vielfach verschmolz er mit den heimischen Gottheiten der Provinzen, so mit dem Sonnengott von Heliopolis und Doliche in Syrien zu dem im 2. und 3. Jahrh. n. Chr. weit und breit verehrten J. Heliopolitanus und Dolichenus (vgl. Hettner, De Jove Dolicheno, Bonn 1877), auch mit keltischen und germanischen Gottheiten, namentlich denjenigen, welche auf den Alpenhöhen als Beschützer der Wanderer einen Kultus hatten. Ein Beispiel dieser Art ist der J. Optimus Maximus Poeninus, dessen Sitz auf dem Großen St. Bernhard war. Über die bildlichen Darstellungen s. Zeus. Vgl. Preller-Jordan, Römische Mythologie, Bd. 1, S. 184 ff.

Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems, strahlt in gelblichem Licht und übertrifft an Glanz die meisten Fixsterne erster Größe. Im Fernrohr erscheint er als ovale Scheibe, deren größter und kleinster Durchmesser nach Kaiser in mittlerer Entfernung 37,60'' und 35,43'' betragen, woraus die Abplattung 1/17,11 folgt. Der wahre Durchmesser des Äquators ist 11,661mal so groß als der Durchmesser des Erdäquators oder 143,800 km (19,380 geogr. Meilen), das Volumen ist das 1279,4fache von dem der Erde. Die Masse des J. beträgt nach Bessel 1/1047,9 der Sonnenmasse, womit das neuerdings von Schur gewonnene Resultat 1/1047,23 gut übereinstimmt, während v. Asten 1/1049,6, Hall 1/1050 gefunden haben. Daraus folgt eine mittlere Dichte von 0,24, die der Erde = 1 gesetzt, oder 1,32mal so groß als die des Wassers. Die Schwerkraft wirkt demnach an den Polen 2,8mal und (unter Berücksichtigung der Zentrifugalkraft) am Äquator 2,2mal so stark als auf der Erde. Die Bahn des J. ist nahezu kreisförmig, ihre Exzentrizität beträgt nur 0,04825, auch ihre Neigung gegen die Erdbahn ist bloß 1° 18' 41''. Die mittlere Entfernung von der Sonne beträgt 5,20280 Erdbahnhalbmesser oder 773,48 Mill. km = 104,2 Mill. geogr. Meilen (schwankend zwischen 99 Mill. Meilen im Perihel und 109 Mill. Meilen im Aphel). Der Erde kann er sich zur Zeit seiner Opposition bis auf 79 Mill. Meilen nähern, während sein größter Abstand in der Konjunktion 130 Mill. Meilen beträgt. J. durchläuft seine Bahn in 4332,5888 Tagen (11 Jahre 10,5 Monate) und legt dabei in jeder Sekunde 1,81 Meile zurück, noch nicht halb soviel als die Erde bei ihrer Bewegung um die Sonne. Ein Jahr auf dem J. beträgt also fast 12 Erdjahre, und auf jede Jahreszeit kommen gegen 3 Jahre. Doch dürfte die Verschiedenheit der Jahreszeiten dort nicht so bedeutend sein wie auf der Erde, denn einesteils ist der Einfluß des mehr oder minder hohen Sonnenstandes auf J. nicht so erheblich wie bei uns, weil die Sonne dort infolge ihrer großen Entfernung nur mit 1/27 ihrer Intensität auf der Erde wirksam ist, andernteils beträgt, wie aus den weiterhin zu erwähnenden Beobachtungen über die Rotation des J. hervorgeht, die Neigung des Äquators gegen die Bahn nur 3° 6', so daß also die Zone zwischen den Wendekreisen nur 6° 12' breit ist und die Polarkreise nur 3° 6' vom Pol abstehen, wo 6 Jahre lang Tag und ebenso lange Nacht herrscht.

Eine merkwürdige Eigentümlichkeit des J. sind die Streifen und Flecke, welche uns das Fernrohr auf seiner Oberfläche zeigt. Erstere laufen dem Äquator des Planeten parallel; sind stellenweise unterbrochen, teils heller, teils dunkler gefärbt und mannigfaltigen, aber im ganzen nur langsamen Veränderungen bezüglich der Form und Färbung unterworfen. Insbesondere zeigen sich regelmäßig zwei graue Streifen, der eine nördlich, der andre südlich vom Äquator, die eine in hellerm Licht erglänzende Äquatorzone einschließen. Nach Lohse hat man den ganzen Äquatorgürtel als eine einheitliche Erscheinung von beträchtlicher Stabilität aufzufassen, wofür auch der Umstand spricht, daß beim Photographieren das von diesem Gürtel ausgehende Licht anders wirkt als das von andern Stellen des Planeten stammende. In den beiden Äquatorstreifen treten bisweilen dunklere, bogenartige Teile auf, welche der ganzen Zone ein wolkenartiges Aussehen geben. Auch sieht man öfters knotenartige Verdichtungen in den Streifen, und außerdem sind wiederholt einzelne dunkle Flecke außer allem Zusammenhang mit den Streifen beobachtet worden. Manche Flecke haben nur kurze, andre sehr lange Dauer; zu den letztern gehört ein ovaler rötlicher Fleck südlich vom Äquatorgürtel von 47,000 km Länge und 13,000 km Breite, der seit Sommer 1878 und noch jetzt (Winter 1886/87) sichtbar ist.

Aus der Beobachtung einzelner Flecke hat zuerst Dom. Cassini die Rotationszeit des J. bestimmt, und es haben solche an verschiedenen Flecken und in verschiedenen jovigraphischen Breiten angestellte Beobachtungen einen Mittelwert von 9 Stunden 55,5