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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Junot; Junta; Juntinen; Jupati; Jupe; Jupiter

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Junot - Jupiter (Gott).

Junot (spr. schünoh), Andoche J., Herzog von Abrantes, franz. General, geb. 23. Okt. 1771 zu Bussy le Grand (Côte d'Or), begann 1792 die Rechte zu studieren, trat 1793 als Freiwilliger in das Heer ein und zog bei Toulon durch seine unerschrockene Tapferkeit die Aufmerksamkeit Bonapartes auf sich, der ihn als seinen Adjutanten mit nach Ägypten nahm. Nach dem 18. Brumaire ernannte ihn Bonaparte zum Kommandanten, 1804 zum Gouverneur von Paris und endlich zum Generalobersten und verlieh ihm das Großkreuz der Ehrenlegion. Nachdem J. 1805 kurze Zeit als Gesandter in Lissabon fungiert, sich sodann in der Schlacht bei Austerlitz ausgezeichnet hatte, ward er 1807 zum Befehlshaber des Korps, welches Portugal besetzen sollte, und, nachdem er dies im November ausgeführt, 1. Febr. 1808 zum Generalgouverneur von Portugal mit dem Titel eines Herzogs von Abrantes ernannt. Auf das schamloseste bereicherte er sich in dieser Stellung durch Erpressung und Plünderung. Doch mußte er vor den im August 1808 gelandeten Engländern bei Vimeiro zurückweichen und die Kapitulation von Cintra schließen. 1809 wurde er im Kriege gegen Österreich an der Spitze eines Armeekorps von Kienmayer 12. Juni bei Berneck besiegt, war darauf Gouverneur der illyrischen Provinzen und befehligte im Feldzug gegen Rußland das 8. Armeekorps. Von dem Kaiser wieder in die illyrischen Provinzen geschickt, verfiel er bald darauf in eine Geisteskrankheit. Er verbrachte die letzten Tage seines Lebens in dem Städtchen Montbard (Côte d'Or) und endete sein Dasein 29. Juli 1813 durch einen Sturz von einer Mauer. - Seine Gattin Laurette de Saint-Martin-Permon, Herzogin von Abrantes, angeblich vom griechischen Kaisergeschlecht der Komnenen abstammend, weitläufige Verwandte von Napoleon I., geb. 1784 zu Montpellier, ward nach ihrer Vermählung (1799) zur Hofdame der Mutter Napoleons ernannt und gab sich einer grenzenlosen Verschwendung hin, die bald ihre Vermögensumstände gänzlich zerrüttete. Nach dem Tod ihres Mannes beschäftigte sie sich mit litterarischen Arbeiten, lieferte Feuilletons, Memoiren und Romane, ohne dabei ihr früheres Salonleben in der großen Pariser Welt aufzugeben, und starb dürftig im Nonnenkloster Abbaye aux Bois zu Paris im Juni 1838. Ihre weitschweifigen "Mémoires, ou Souvenirs historiques sur Napoleon, la Revolution, le Directoire, le Consulat, l'Empire et la Restauration" (Par. 1831-35, 18 Bde.; deutsch von Alvensleben, Leipz. 1831-38, 25 Bde.) zeugen von Schärfe und Gesundheit des Urteils. Außerdem schrieb sie: "L'amirante de Castille" (1832); "Scènes de la vie espagnole. Souvenirs d'une ambassade et d'un séjour en Espagne et Portugal" (1837); "Histoire des salons de Paris" (1837).

Junta (span., spr. chún-), Vereinigung, in Spanien s. v. w. Komitee, eine zur Erledigung gewisser Staatsangelegenheiten oder zur Regierung selbst berufene Versammlung, sei es, daß sie ohne den Monarchen aus eigner Machtvollkommenheit von den Vertretern der Nation gebildet oder von dem Regenten ernannt ist. Am berühmtesten sind: die von Karl II. berufene "große J.", aus Staatsmännern bestehend, welche die Kompetenz der Inquisition zu bestimmen hatten, die von Napoleon I. 1808 zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung nach Bayonne berufene J. und endlich die 1808 von den Spaniern zur Leitung des Freiheitskampfes erwählte Zentraljunta mit ihren Provinzialjunten.

Juntinen (Giuntinen), s. Giunta.

Jupati, s. Raphia.

Jupe (franz., spr. schühp), ursprünglich eine Jacke; jetzt s. v. w. Frauenrock (von der Hüfte bis zu den Füßen); J. de dessous, Anstands-, Unterziehrock.

Jupiter (Juppiter), der höchste Himmelsgott der italischen Völker, wie der griechische Zeus (s. d.), mit dem er nicht bloß das Grundwesen, sondern auch den Namen gemeinsam hat; denn J. ist zusammengezogen aus Jovis (ältere Form Diovis) pater, Zeus umgewandelt aus Djeus (ind. djaus, "der lichte Himmel"). Als im Lauf der Zeit der italische Gott mit dem griechischen identifiziert wurde, machte man ihn zum Sohn des Saturnus und der Ops, welche man den griechischen Gottheiten Uranos und Rhea gleichstellte. Von J. kommen alle Himmelserscheinungen. Als Lucetius (von lux, "Licht") ist er der Lichtbringer, der Urheber des Tageslichts wie des nächtlichen Vollmondes, daher ihm, wie seiner Gemahlin Juno die Kalenden, die Idus (13. oder 15.) sämtlicher Monate als Vollmondstage geheiligt waren, an denen ihm der Flamen dialis, sein Eigenpriester, die Idulia, ein in einem weißen Lamm bestehendes Opfer, darbrachte. Wie er den heitern Himmel gewährt, so führt er auch alle Wetter herauf: als Fulgurator und Fulminator ("Blitzer") u. Tonans oder Tonitrualis (" Donnerer") bringt er die furchtbaren Gewitter, von denen namentlich Rom heimgesucht wurde, als Pluvius den befruchtenden Regen. Ein vom Blitz getroffener Gegenstand oder Ort galt als von J. in Besitz genommen für heilig und bedurfte einer besondern Weihe (s. Puteal). Als dem regenspendenden Gott veranstaltete man zu Rom in Zeiten großer Dürre dem J. ein Betfest, Aquilicium ("Regenbeschwörung") genannt, bei dem die Pontifices von dem außerhalb des Kapenischen Thors gelegenen Tempel des Mars einen walzenförmigen Stein, den sogen. Lapis manalis ("Regenstein"), in die Stadt zogen, während die Matronen mit bloßen Füßen und die Behörden ohne die Abzeichen ihres Amtes folgten. In derselben Eigenschaft flehte ihn das Landvolk vor der Aussaat im Herbst und Frühling unter Darbringung eines Opfermahls an. Auch vor dem Beginn der Ernte betete man zu ihm und Juno, ehe man der Ceres opferte, und in ganz Latium feierte man ihm als Spender des Weinsegens das Fest der Vinalien (s. d.), wie ihm auch bei Beginn der Weinlese der Flamen dialis ein Lamm opferte. Durch ganz Italien wurde ferner J. neben Mars als Entscheider der Schlachten und Siegverleiher (Victor) verehrt, vornehmlich in Rom, wo ihm als Stator (der die Flucht hemmt) und Feretrius (dem die von einem römischen Feldherrn einem feindlichen Feldherrn abgenommene Rüstung dargebracht wird, s. Spolia ^[richtig: Spolien.]) schon Romulus Heiligtümer gestiftet haben sollte. Auch ein Wächter über Recht und Wahrheit ist J. und daher der älteste und vornehmste Schwurgott, der vornehmlich bei feierlichen Friedensschlüssen von den Fetialen (s. d.) als Zeuge angerufen wurde. Wie das Völkerrecht, so steht das Gastrecht unter seinem besondern Schutz, und wie er dem ganzen Land seinen Segen zu teil werden läßt, so ist er auch der Glücks- und Segensgott der Familie. Und nicht allein auf die Gegenwart bezieht sich sein gnädiges Walten, er offenbart den Menschen durch dem Kundigen verständliche Zeichen (s. Auspizien) die Zukunft und seine Billigung oder Mißbilligung eines beabsichtigten Unternehmens. Von alters her wurde er von den latinischen Völkern unter dem Namen J. Latiaris (oder Latialis) auf dem Albanergebirge als Stammgott und nach der Stiftung des Latini-^[folgende Seite]