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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kadi - Kadmiumlegierungen.

die Armee erhalten. Die Zöglinge zerfallen in königliche Kadetten, für welche 90-300 Mk. Erziehungsbeiträge, und in Pensionäre, für welche 450-1080 Mk. jährlich zu bezahlen sind. Die Aufnahme erfolgt nach vollendetem 10. und bis zum 15. Lebensjahr. Außer den genannten Anstalten bestehen in Deutschland mit demselben Ausbildungsplan das königlich bayrische Kadettenhaus in München und das königlich sächsische in Dresden.

Kadi (arab., von den Türken kazi ausgesprochen), eigentlich s. v. w. Richter, kann seinem Stand nach nur ein Geistlicher sein und zwar ein solcher, der während seiner theologischen Laufbahn dem Fikih, d. h. Recht, welches bekanntermaßen bei den Muselmanen auf dem Koran beruht, ein besonderes Studium zugewendet hat. In der Türkei, wo das Kadiwesen einigermaßen geregelt ist, stehen dieselben unter dem Scheich ul Islam und erhalten regelmäßigen Sold. In Persien ist die Kadiwürde vom Staat ganz unabhängig, während in Mittelasien und Afghanistan, wo diese Würde an Bedeutung gewinnt, der Unterhalt der Kadis von den frommen Stiftungen und den Kontributionen der Privaten bestritten wird. In Ägypten vereinigt der K. die oberste richterliche und geistliche Gewalt seiner Provinz und ist Mitglied des Diwans, welcher dem Mudir beratend zur Seite steht. K. kelan, Name der obersten Richter in Turkistan und Afghanistan.

Kadiak, Insel an der Südostküste der nordamerikan. Halbinsel Alaska (s. d.), von welcher sie durch die Schelikowstraße getrennt wird, 8975 qkm (163 QM.) groß, hoch und dicht bewaldet, wird von den Kanigmiut, einem Eskimostamm, bewohnt. 1795 hatte K. noch 3600 Einw., 1880 nur 1482, die Lachsfischerei betreiben und Eis für die Ausfuhr zurichten.

Kadim (arab.), neu, häufig vor nordafrikanischen Ortsnamen.

Kadin (arab.), Gemahlin des Sultans, s. Harem.

Kadlubek, Wincenty, der erste namhafte poln. Geschichtschreiber, geboren in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. zu Karwow unweit Stobnica, studierte vermutlich an italienischen oder französischen Hochschulen Theologie und die Rechte und ward nach seiner Rückkehr ins Vaterland Propst von Sandomir und 1208 Bischof von Krakau. Seit 1218 als Mönch im Cistercienserkloster zu Jedrzejow (Klein-Maimund) lebend, starb er 1223 daselbst und ward von Clemens XIII. 1764 kanonisiert. Seine "Chronik von Polen", die in vier Büchern bis 1203 reicht, ist lateinisch und zwar die ersten drei Bücher in Form eines Dialogs zwischen zwei Bischöfen geschrieben und wurde die Grundlage aller spätern Chroniken bis auf Dlugosz. Die erste Ausgabe von Felix Herburt (Dobromil 1617) wurde im 2. Bande des Geschichtswerkes von Dlugosz (s. d.) wieder abgedruckt; neuere Ausgaben besorgten Kownacki (Warsch. 1824) und Bielowski (Lwow 1872). Vgl. Ossolinski, Vinzenz K. (deutsch von Linde, Warsch. 1822); Zeißberg, W. K., Bischof von Krakau und seine Chronik Polens (Wien 1869).

Kadmeia, die uralte, der Sage nach von Kadmos (s. d.), in Wahrheit wohl von Phönikern auf einem 50 m hohen Hügel gegründete Akropolis der Stadt Theben in Böotien. Als letztere von Alexander d. Gr. 335 v. Chr. zerstört wurde, erhielt die K. eine makedonische Besatzung. Auch später, nachdem die von Kassandros 316 wieder aufgebaute Stadt abermals verfallen war, blieb die Burg bestehen und war noch im Mittelalter (13.-15. Jahrh.), wo Theben eine neue Blüte als Fabrikstadt erlebte, die Residenz fränkischer Herzöge. Heute ist von der alten Burg nichts mehr vorhanden; ihre Stelle nimmt das Städtchen Thivä (s. d.) ein.

Kadmium Cd, eins der weniger häufigen Metalle, findet sich mit Schwefel verbunden als Greenockit, besonders aber als Begleiter des Zinks in dessen Erzen. Schlesischer Galmei enthält bis 5 Proz. und mehr K., Galmei von Wiesloch über 2 Proz., Oberharzer Zinkblende 0,35-0,8 Proz., Blende von Přibram 1,8 Proz. etc. Man gewinnt das K. als Nebenprodukt bei der Verhüttung der Zinkerze, besonders aus dem Zinkofenrauch, der zu Anfang der Zinkdestillation sich in den Vorlagen kondensiert und aus Zinkoxyd mit 30 Proz. Kadmiumoxyd besteht. Man erhitzt den Zinkrauch mit Kohle in cylindrischen gußeisernen Retorten und erhält schon bei Rotglut Kadmiumdämpfe, die sich in der Vorlage verdichten, während das Zinkoxyd bei dieser Temperatur noch keine Zinkdämpfe gibt. Durch wiederholte Destillation mit Kohle wird das K. rein erhalten. Man kann es auch aus seinen Salzen durch Zink fällen. Es ist zinnweiß, stark glänzend, weich, sehr geschmeidig, knirscht beim Biegen wie Zinn, spez. Gew. 8,6, Atomgewicht 111,6, schmilzt bei 320°, siedet bei 860°, destilliert fast so leicht wie Quecksilber, wird an der Luft matt und verbrennt beim Erhitzen zu braunem Oxyd, löst sich in verdünnter Salz- oder Schwefelsäure und am leichtesten in Salpetersäure. Es ist zweiwertig; mit Sauerstoff bildet es nur ein Oxyd CdO; dies ist braun, unschmelzbar, sublimiert bei Weißglut, zieht an der Luft Kohlensäure an und wird durch Kohle leicht reduziert. Alle in Wasser und verdünnten Säuren löslichen Kadmiumverbindungen sind giftig. Es wurde 1817 von Herrmann und Stromeyer entdeckt und dient zu Legierungen; seine Salze benutzt man in der Photographie und Augenheilkunde, Schwefelkadmium als gelben Farbstoff und in der Feuerwerkerei.

Kadmiumbromid (Bromkadmium) CdBr2 ^[CdBr_{2}] erhält man beim Digerieren von Kadmium mit Brom und Wasser und beim Lösen von Kadmium oder Kadmiumoxyd in Bromwasserstoffsäure; es bildet farblose, verwitternde Kristalle mit 4 Molekülen Kristallwasser, löst sich in Wasser und Alkohol, ist schmelz- und sublimierbar und wird in der Photographie benutzt.

Kadmiumchlorid (Chlorkadmium) CdCl2 ^[CdCl_{2}] erhält man beim Lösen von Kadmium oder Kadmiumoxyd in Salzsäure; es bildet farblose, verwitternde Kristalle mit 2 Molekülen Kristallwasser, löst sich in Wasser und Alkohol und sublimiert nach dem Schmelzen in glänzenden Schuppen. Es wird in der Photographie benutzt.

Kadmiumgelb s. Kadmiumsulfuret.

Kadmiumgrün s. Kadmiumsulfuret.

Kadmiumjodid (Jodkadmium) CdJ2 ^[CdJ_{2}] erhält man beim Digerieren von Kadmium mit Jod und Wasser oder beim Lösen von Kadmium oder Kadmiumoxyd in Jodwasserstoffsäure; es bildet farblose, luftbeständige, perlglänzende Kristalle mit 4 Molekülen Kristallwasser, löst sich in Wasser und Alkohol, schmilzt und sublimiert beim Erhitzen und wird in der Photographie benutzt.

Kadmiumlegierungen, Verbindungen und Mischungen des Kadmiums mit andern Metallen, zeichnen sich durch Leichtflüssigkeit aus; die mit Gold, Platin und Kupfer sind spröde, die mit Blei, Zinn und in gewissen Verhältnissen mit Silber sehr dehnbar. Das fast silberweiße, sehr glänzende, feinkörnige, etwas biegsame Woodsche Metall (s. Wismutlegierungen) schmilzt bei 60,5° und dient zum Löten unter angesäuertem Wasser, als Metallkitt und zu