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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Kaltenborn - Kaltwasserkuren.

zu ritzen. Daher auch trockne Nadel und geritzte Manier genannt. Diese Arbeiten werden meist nur zur Vollendung der Platten vorgenommen; da sie übrigens weniger tief in dieselben eindringen als die Grabstichel arbeiten und das Ätzwasser, so pflegen sie bei spätern Abdrücken mehr oder weniger zu verschwinden. Von Dürer existieren bereits einige Blätter, die bloß mit der kalten Nadel durchgeführt sind, andre von Rembrandt etc.

Kaltenborn (von Stachau), Karl, Baron, bedeutender Staatsrechtslehrer, geb. 21. Juli 1817 zu Halle a. S., besuchte die verschiedenen Schulen der Franckeschen Stiftungen und die Universität seiner Vaterstadt, an welcher er 1845 als Privatdozent auftrat. 1850 hielt er sich sieben Monate in Hamburg auf, um dort Material für sein Hauptwerk: "Grundsätze des praktischen europäischen Seerechts" (Berl. 1851, 2 Bde.), zu sammeln und den Sitzungen des Handelsgerichts beizuwohnen. 1853 folgte er einem Ruf als außerordentlicher Professor für deutsches und öffentliches Recht nach Königsberg, wo er 1861 ordentlicher Professor ward. 1864 mit dem Titel Legationsrat als Referent in das kurhessische Ministerium berufen, starb er 19. April 1866 in Kassel. Von seinen Schriften sind noch hervorzuheben: "Kritik des Völkerrechts" (Leipz. 1847); "Die Vorläufer des Hugo Grotius" (das. 1848, 2 Abtlgn.); "Staat, Gemeinde, Kirche, Schule, insbesondere Universitäten und ihre Reform" (Halle 1848); "Geschichte der deutschen Bundesverhältnisse und Einheitsbestrebungen 1806-56" (Berl. 1857, 2 Bde.); "Einleitung in das konstitutionelle Verfassungsrecht" (Leipz. 1863); "Die Volksvertretung und die Besetzung der Gerichte, besonders des Staatsgerichtshofs" (das. 1864).

Kaltenbrunner, Karl Adam, österreich. Dichter, geb. 30. Dez. 1804 zu Enns, besuchte das Gymnasium in Kremsmünster und Linz und betrat die Beamtenlaufbahn. 1829 veröffentlichte er seine ersten Dialektdichtungen in Firmenichs "Völkerstimmen" mit allseitigem Beifall; darauf folgten: "Vaterländische Dichtungen" (Linz 1835) und "Lyrische und epische Dichtungen" (Wien 1836); "Obderennsische Lieder" (Linz 1845); "Alm und Zither" (Wien 1846); "Österreichische Feldlerchen" (Nürnb. 1857); "Aus dem Traungau", Dorf- und Volksgeschichten (Wien 1863). Im J. 1845 brachte er das Schauspiel "Ulrike" auf die Hofbühne, auch errang 1862 sein Volksstück "Die drei Tannen" einen schönen Erfolg. Kaltenbrunners Eigentümlichkeit und Kraft liegt in seinen Gedichten im oberösterreichischen Dialekt; in ihnen ist er gleich weit von "dörpischer" Schwere wie von idyllischer Süßlichkeit entfernt und gewinnt den Leser durch tüchtiges Wesen. Er starb 6. Jan. 1867 als Vizedirektor der Staatsdruckerei, der er seit 1842 angehörte.

Kaltenleutgeben, Dorf in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Baden, im engen Thal der Dürren Liesing, an der Flügelbahn Liesing-K. der Südbahn gelegen, mit stark besuchter Kaltwasserheilanstalt, zahlreichen Landhäusern, schönen Spaziergängen in der berg- und waldreichen Umgebung und (1880) 1266 Einw. In der Nähe große Kalköfen.

Kaltenmoser, Kaspar, Maler, geb. 25. Dez. 1806 zu Horb (Württemberg), war erst als Lithograph thätig und kam 1830 in die Münchener Akademie. Vier Jahre später war K. schon ein sehr beliebter Künstler, dessen Wirtshausszene 1834 als Vereinsblatt lithographiert wurde. Gleichwohl wendete er sich bei G. Bodmer der Lithographie wieder zu, um seine Stellung zu verbessern. Eine 1843 nach Istrien unternommene Studienreise gab vielfache Anregung und schloß mit der Rückreise über Oberitalien. Von seinen mit größter Sorgfalt ausgeführten, sauber gezeichneten und lebendig komponierten Bildern, deren Stoff er mit Vorliebe dem Leben der Landleute des Schwarzwaldes, der Schweiz und Istriens entnahm, sind zu nennen: der Ehekontrakt (1839, in der Galerie Taxis zu Regensburg), Zither- und Maultrommelspieler (1840), das Brautpaar beim Pfarrer (1849), das Holundermus (1851), die verschmähte Liebesgabe (1858), ein istrisches Mädchen (1858), schwäbische Familienszene (1866). K. starb 7. März 1867 in München.

Kaltennordheim, Marktflecken im sachsen-weimar. Kreis Eisenach, an der Felda und der Feldabahn, 439 m ü. M., hat eine schöne Pfarrkirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, Weberei und (1885) 1512 evang. Einwohner.

Kalte Pisse, s. Harnzwang.

Kältepol, s. Klima und Lufttemperatur.

Kaltern, Marktflecken in Tirol, Bezirkshauptmannschaft Bozen, südwestlich von Bozen, 429 m ü. M., Sitz eines Bezirksgerichts, hat eine merkwürdige Pfarrkirche, ein Franziskanerkloster, vorzüglichen Weinbau und Weinhandel und (1880) 3760 Einw. In der Nähe der fischreiche Kalterer See, der Badeort St. Rochus, viele Schlösser und Ruinen. Westlich von K. führt eine neue prachtvolle Straße über den Mendelpaß in das Nonsbergthal.

Kalter Schlag, s. Gewitter, S. 307.

Kaltes Fieber, s. v. w. Wechselfieber.

Kältestarre, ein durch niedere Temperatur hervorgebrachter Zustand der Unbeweglichkeit bei Pflanzen mit autonomen Bewegungen (s. Pflanzenbewegungen).

Kaltguß, fehlerhafter Guß, bei welchem das Gußstück nicht vollständigen Zusammenhang besitzt und unter dem Hammer leicht zerfällt.

Kalthaus, s. Gewächshäuser.

Kaltmeißel (Bank-, Hartmeißel), Instrument zur Bearbeitung kalter Metallgußstücke.

Kaltwasserkuren, die methodische Anwendung des kalten Wassers zu Heilzwecken. Der Gebrauch des kalten Wassers als Heilmittel ist alt, die Stellung der Ärzte zu diesem Heilmittel aber war zu verschiedenen Zeiten eine sehr verschiedene. Vielfach bestanden bei Ärzten wie Laien hartnäckige Vorurteile gegen die Anwendung des kalten Wassers in Krankheiten, während es auch an vereinzelten Lobrednern der K., meist mit Beziehung auf ganz bestimmte Krankheitszustände, so wenig gefehlt hat wie an Enthusiasten, welche in den K. ein Universalmittel gegen alle Krankheiten erblickten. Selbst die Behandlung fieberhafter Krankheiten durch kaltes Wasser, welche, obschon für den Unbefangenen so naheliegend, doch sehr lange mit allerhand unbegründeten Bedenken zu kämpfen hatte, ist nichts Neues. Bereits im J. 1777 zeigte Wright, welcher an Bord eines Schiffs vom Typhus ergriffen wurde, an sich selbst den Nutzen der kalten Begießungen, welche er später in der ärztlichen Praxis zu allgemeiner Anwendung brachte. James Currie (gest. 1805) wandte das gleiche Verfahren auch bei Scharlachfieber und andern Krankheiten mit bestem Erfolg an. In Deutschland wurde die neue Heilmethode vorzugsweise durch die Übersetzung der Schrift von Currie (1801) bekannt und fand bald zahlreiche Anhänger. Den größten Ruf auf dem Gebiet der K. erwarb sich Vinzenz Prießnitz zu Gräfenberg bei Freiwaldau in Schlesien, der die verschiedensten Krankheitszustände durch das kalte Wasser heilte und so glänzende Erfolge hatte, daß aus allen