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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Karatierung; Karatowa; Karatschew; Karatschi; Karaul; Karausche; Karavelle; Karawane

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Karatierung - Karawane.

Pforte, war in mehreren europäischen Hauptstädten Botschaftssekretär und wurde von Aali Pascha in das auswärtige Ministerium berufen. Nachdem er einige Zeit Gesandter in Rom gewesen, trat er 1876 als Musteschar (Unterstaatssekretär) in das Ministerium und behauptete während der fortwährenden Ministerwechsel diese Stellung, weil er sich durch seine Kenntnisse, Geschicklichkeit und Zuverlässigkeit unentbehrlich gemacht hatte. Im Juni 1878 ward er zum Rang eines Bala mit dem Titel Pascha erhoben und zum ersten Bevollmächtigten der Pforte auf dem Kongreß in Berlin ernannt. Nach Beendigung des Kongresses führte er in Wien die Verhandlungen mit der österreichischen Regierung über die Okkupation Bosniens und ward im November zum Generalgouverneur von Kreta, 4. Dez. aber zum Minister des Auswärtigen unter Khereddin ernannt. Im Juli 1879 wieder zurückgetreten, ward er 1885 zum Fürsten von Samos erhoben.

Karatierung, s. Karat und Goldlegierungen.

Karatowa, Stadt im türk. Wilajet Kossowo, östlich von Üschküb, in einem Felsenkessel gelegen, hat mehrere kleine Moscheen, eine christliche Kirche, Bergbau auf silberhaltiges Blei, Metallwarenindustrie und 6000 Einw. (zum Teil Bulgaren).

Karatschew, Kreisstadt im russ. Gouvernement Orel, südöstlich von Briansk, 254 m ü. M., an der Snesheti (zur Desna) und an der Eisenbahn Orel-Witebsk, mit 10 Kirchen, einer Stadtbank, zahlreichen Ölpressen und Seilereien, Handel mit Hanf, Korn, Tannen, Flachs, Mohn- und Hanfsamen und (1881) 11,321 Einw.

Karatschi (Kurrachee), Hauptort eines Distrikts der britisch-ind. Provinz Sind (Präsidentschaft Bombay), im Hintergrund einer wohlgeschützten Bai und Endstation der Indusbahn, mit (1881) 73,560 Einw., davon 5228 im Kantonnement. Die Stadt, am Nordende des Indusdelta gelegen, hat infolge der Versandung von Schah Bandar einen schnellen Aufschwung genommen; doch kann der Hafen nur mit beträchtlichen Kosten in gehöriger Tiefe für große Seeschiffe gehalten werden, da die Ablagerungen des Indus von der Strömung die Küste entlang nordwärts geführt werden. Er ist jetzt durch einen Hafendamm geschützt, welcher die Insel Kiamari, wo Güter und Passagiere landen, mit dem Festland verbindet. K. ist völlig im modernen englischen Stil erbaut, enthält mehrere Kirchen und Schulen, ein großes Palais des Commissioners, Bibliothek, Museum u. a. Die reichen Europäer bewohnen die Villenstadt Clifton. Die Wasserversorgung der Stadt aus oft sehr ungesunden Zisternen ist mangelhaft, und da die mittlere Jahrestemperatur 25,4° C. erreicht und bei gänzlichem Mangel an Schattenbäumen lästige Staubstürme häufig auftreten, so ist der Gesundheitszustand kein befriedigender; die Cholera ist hier wiederholt (1866, 1868 und 1870) mit großer Heftigkeit aufgetreten. Seine gegenwärtige kommerzielle Bedeutung verdankt K. in erster Linie der überraschenden Zunahme des Weizenbaues in den nordwestlichen Provinzen, so daß es in dieser Beziehung mit Bombay rivalisiert. Der Weizenexport stieg von 1881 bis 1883 von 169,465 auf 2,739,633 Ztr. Während des nordamerikanischen Bürgerkriegs war K. auch Hauptausfuhrhafen für Baumwolle. Jetzt werden hauptsächlich ausgeführt: Weizen, Ölsaaten, Wolle, Baumwolle, Felle etc., 1884 für 37,5 Mill. Rupien, während die Einfuhr 33,3 Mill. Rupien wertete. - Der Distrikt K., zwischen dem Ran of Katsch, dem Indus und Belutschistan, hat ein Areal von 36,556 qkm (664 QM.) mit (1881) 478,688 Einw. und ist in seinem südlichen Teil ein ebenes, von Grundwasser gesättigtes Alluvialland, während den nördlichern niedrige, gegen die Grenze höhere Bergrücken durchziehen. Im N. beherbergt der Mancharsee zahllose Krokodile, im Indusdelta bei Shalhander sind große Salzlager.

Karaul (spr. kara-ül), Wache, Wachtposten; in der Türkei auch Name der Wachthäuser (großer, viereckiger Hütten), die, mit 7-8 Gendarmen besetzt, an den Balkanpässen etc. zur Sicherung der Landstraßen errichtet sind.

Karausche (Carassius Nils.), Gattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), karpfenähnliche, breite Fische mit endständigem Maul ohne Bartfäden, vier einreihig gestellten Schlundzähnen und rückwärts gesägtem Knochenstrahl in den Rücken- und Afterflossen. Die Seekarausche (Karutsche, Bauernkarpfen, Barutschel, Gareisl, C. vulgaris Nils.), bis 35 cm lang und über 1 kg schwer, mit sehr stumpfer, engmäuliger Schnauze, sehr breiter Stirn und schwach ausgeschnittener Schwanzflosse, dunkel messinggelb, auf dem Rücken stahlblaugrün, auf den Flossen mit rötlichem Anflug, in der Färbung sehr variierend, findet sich in ganz Mittel-, Nord- und Osteuropa, besonders in stehendem Wasser, gedeiht in dem verschiedenartigsten, unreinsten Wasser, lebt in der Tiefe von Würmern, faulenden Pflanzenstoffen und Schlamm, verweilt auch im Winter in Erstarrung in der Tiefe, laicht im Juni oder Juli an seichten Stellen und vermehrt sich sehr stark. Das Weibchen legt gegen 100,000 Eier. Durch die Kultur sind zahlreiche Abarten entstanden, von denen eine mit sehr gestrecktem Leib als Giebel (Steinkarausche, C. Gibelio Bl.) beschrieben wurde; eine andre Varietät ist durchweg goldgelb (Goldkarausche). Auch erzeugt die K. regelmäßig Blendlinge mit dem Karpfen. Die K. eignet sich zur Zucht in moderigem Wasser und als Futter für Forellen. Besonders geschätzt ist sie in Rußland, wo sie alle Gewässer der Steppen bevölkert. Ihre Lebensfähigkeit gestattet, sie zu jeder Jahreszeit zu versenden. Eine Varietät der K. ist auch der Goldfisch (s. d.).

Karavelle (Karawele, span. cárabela), Fahrzeug mit lateinischen Segeln, dergleichen sich Vasco da Gama zuerst bedient haben soll. In der Türkei nannte man Karavellen große Lastschiffe, die aber nicht zum Segeln eingerichtet waren, und an der französischen Küste heißen so noch heute Fischerfahrzeuge von 10-15 Ton.

Karawane (v. pers. kervan oder kiarvan, der Wortbedeutung nach s. v. w. Handelsschutz), Benennung der Reisegesellschaften im Orient, wo unzulängliche polizeiliche Maßregeln das Alleinreisen in gewissen Zeiten und Gegenden unmöglich machen. Die Karawanen sind zumeist Handelskarawanen; es gibt aber auch Pilgerkarawanen, die von allen Teilen der muselmanischen Welt nach Mekka und andern berühmten Wallfahrtsorten ziehen. An der Spitze der K. befindet sich der Kerwan-Baschi (Karawanenoberhaupt), in einigen Ländern vom betreffenden Fürsten dazu ernannt und sogar mit dem jus gladii bekleidet. Karawanenstraße nennt man jeden sichern, stark frequentierten Weg und Karawanseraien jene Bauten, wo die in Rede stehenden Reisegesellschaften in den Städten oder auf dem Weg sich niederlassen. In Städten bestehen dieselben zumeist aus viereckigen, oft mit Pracht aufgeführten, ein oder zwei Stock hohen Gebäuden mit rund herumlaufenden Zellen, deren Fenster und Thüren auf einen